Ein mutiger Neustart
Fußball „Jugend forscht“und Dominanz: Die Frauen des TSV Schwaben Augsburg orientieren sich in der Bayernliga
Alle, die es mit den Fußballerinnen des TSV Schwaben Augsburg halten, hatten es im vergangenen Jahr nicht leicht. Zu sehr schmerzte der bittere Abstieg von der Regional- in die Bayernliga, zu sehr fehlten in der gesamten Saison die Erfolgserlebnisse – die TSV-Frauen traten den Gang in die vierte Liga als Vorletzte und mit der schlechtesten Tordifferenz aller Regionalligisten an. Ein Umbruch war unumgänglich und sollte mit dem jungen Trainer-Duo Christoph Bauer, 27, und Martin Janyga, 24, gelingen.
„Die Mannschaft war das Verlieren gewohnt, manche hatten den Spaß am Fußball verloren“, schildert Bauer den Zustand der Mannschaft bei seiner Ankunft. „So kann man natürlich keinen Erfolg haben. Deshalb haben wir das Umfeld beruhigt und gleichzeitig viel auf Teambuilding gesetzt.“Man habe aber auch gemerkt, dass es intern menschlich und fußballerisch passe: „Die Mannschaft hat viel Potenzial und wird immer abgezockter.“ Der Trainer kann sich durch den Heimsieg am vergangenen Samstag gegen Greuther Fürth bestätigt sehen: Auch vom frühen 0:1-Rückstand ließ sich das Team nicht beeindrucken und kam zu einem letztlich verdienten 3:1-Sieg – erst der zweite Dreier der Saison, doch Trainer Bauer sieht sein Team im Aufwind: „Unsere Abstimmung wird vor allem defensiv immer besser, wir setzen unsere Gegner gut unter Druck. Im Spiel nach vorne haben wir ohnehin hohe Qualität.“
Individuelle Fehler, die dem Tabellen-Neunten (von 13 Mannschaften) vor allem zu Beginn der Saison einige Punkte kosteten, wurden peu à peu abgestellt. „Viele Spielerinnen, die zuvor kaum Erfolgserlebnisse hatten, waren anfangs verunsichert. Dadurch wurde im Spiel oft die erste, richtige Idee verworfen. Das Zögern führte zu Fehlern, die jetzt aber immer weniger werden.“
Der TSV hat sich selbst mehr Demut verordnet und kann beim Neustart mit vereinzelten Rückschlägen leben. Teil des Weges ist das Prinzip „Jugend forscht“: Mit rund 21 Jahren Durchschnittsalter bot Bauer zuletzt eine der jüngsten Startformationen der Liga auf. „Ohne Mona wäre der Schnitt noch deutlich geringer, aber das nehmen wir natürlich gerne in Kauf“, so Bauer. Mona, das ist Mona Budnick. Mit 30 Jahren ist sie mit Abstand die Älteste im Kader, als Führungsspielerin, Torjägerin (sechs Tore) und Bezugsperson aber gleichzeitig unverzichtbar – insbesondere für Trainer Bauer: „Mona ist ein Vorbild, zu dem die Jüngeren aufblicken. Sie nimmt die Mannschaft an der Hand, was für mich als Trainer außerhalb des Platzes extrem hilfreich ist.“
Nach dem durchwachsenen Start mit acht Punkten aus acht Spielen ist der direkte Wiederaufstieg derzeit kein Thema. Mindestziel ist in dieser Saison der souveräne Nichtabstieg. Denn bis die neue Spielidee greifen kann, braucht es Zeit, so Bauer: „Während andere Mannschaften in unserer Liga auf Fehlervermeidung setzen und Angsthasenfußball zeigen, möchten wir das Spiel in die Hand nehmen und mutig agieren. Dadurch können zwar Fehler passieren, aber es macht auch mehr Spaß. Das merkt man an der Stimmung in der Kabine.“
Kurzfristig könnte die gute Atmosphäre in der Mannschaft sogar negative Folgen haben: Gleich vier Spielerinnen – darunter auch Budnick – fehlen wegen eines gemeinsamen Urlaubs am Samstag beim Siebten SV Saaldorf (15.30 Uhr). Sorgen macht sich Bauer aber nicht: „Es gibt viele Kandidatinnen, die ich bringen kann.“