Von Liebe und Karriere
Jetzt ist es also soweit. Die bunten Herbstblätter segeln von den Bäumen und die angehenden Bäuerinnen brezeln sich wieder auf für „Bauer sucht Frau“. Alles wie gehabt? Nein, selbst für langjährige Fans, denen Josef und Narumol oder Schäfer Heinrich ein Begriff sind, gibt es etwas Neues.
Während Namibia langsam zu einem festen Bestandteil der Show wird (wahrscheinlich, weil sich die Wildtiere und Naturschönheiten in Afrika filmtechnisch besser umsetzen lassen, als langweilige Wiesen und Hügel im Schmuttertal, Sauerland oder Hunsrück), ist erstmals ein Bauer aus Österreich dabei. Wenigstens braucht man hier – im Gegensatz zu manch bayerischem Kollegen wie dem Sielenbacher Stephan Finkenzeller – keine Untertitel. Warum? Leopold spricht nämlich Angesicht zu Angesicht mit seinen Damen kein einziges Wort mehr und muss sich als erster Bauer überhaupt ohne weibliche Begleitung zurück auf seinen Hof machen.
Gerade noch an Untertiteln vorbeigeschrammt sind die Bauern aus dem Augsburger Land. Bernhard könnte sich mit seiner forschen Art und trockenem Humor zu einem Publikumsliebling entwickeln. Witziger präsentierte sich bisher nur der 96 Jahre alte Vater von Christian aus dem Hunsrück. „So viel habe ich schon lange nicht mehr gebützt“, freute sich der Senior nach dem Besuch von Moderatorin Inka Bause. Wenn da erst mal die Mädels zur Hofwoche kommen...
Ein weiteres Novum in dieser Staffel ist die Teilnahme einer Profisportlerin. Die 21-jährige Tayisiya schmettert normalerweise die Bälle auf den internationalen Center Courts. Jetzt sucht sie anscheinend den Schlagabtausch mit Kühen und Schweinen und buhlt deshalb um die Liebe des Landwirts Matthias. Der 23-Jährige aus Thierhaupten hingegen sagt von sich selbst: „Ich bin keine Sportskanone.“Um seiner Auserwählten während der Hofwoche eine Trainingsmöglichkeit zu bieten, hat er sich aber umgesehen: „Der nächste Tennisplatz ist drei Kilometer entfernt.“
„Wenn ich mich richtig verliebe, kann ich mir alles vorstellen“, sagte Tayisiya Morderger der Bild-Zeitung. Der Fernsehzuschauer freut sich schon darauf, die Blondine, die sich im Internet auch mal leicht bekleidet von ihrer attraktivsten Seite zeigt, in Gummistiefeln durch Kuhfladen stolzieren zu sehen. Allein es fehlt der Glaube, ob es überhaupt ihre Absicht ist, sich zu verlieben, ob die Teilnahme bei „Bauer sucht Frau“nicht Teil einer Strategie ist, um die Tenniskarriere so richtig ins Laufen zu bringen? Dazu muss man Hintergründe kennen.
Tayisiya Morderger, aktuell die Nummer 508 der Weltrangliste, ist in Kiew geboren und lebt in Dortmund. Dort kümmert sich ein Familienunternehmen um die Karriere von Tayisiya und ihrer Zwillingsschwester Yana. Doch es fehlt ein finanzstarker Kapitalgeber. Die Währung, die die Mordergers bislang einsetzten, lautet Hingabe, schreibt ein Tennis-Fachmagazin: Papa Vitali, 39 Jahre alt und Diplom-Tennistrainer, fährt nachts Lastwagen, damit er tagsüber seine Töchter trainieren kann. Mama Yuliya, 38 und Diplom-Betriebswirtin, verzichtet auf die Ausübung ihres erlernten Berufs, damit sie Turniere planen, Hotels buchen und ihre Töchter dorthin begleiten kann. Ob die Familie auch in Thierhaupten vor Ort war, ist nicht bekannt. Man darf gespannt sein.