Koenigsbrunner Zeitung

Von Liebe und Karriere

- VON OLIVER REISER

Jetzt ist es also soweit. Die bunten Herbstblät­ter segeln von den Bäumen und die angehenden Bäuerinnen brezeln sich wieder auf für „Bauer sucht Frau“. Alles wie gehabt? Nein, selbst für langjährig­e Fans, denen Josef und Narumol oder Schäfer Heinrich ein Begriff sind, gibt es etwas Neues.

Während Namibia langsam zu einem festen Bestandtei­l der Show wird (wahrschein­lich, weil sich die Wildtiere und Naturschön­heiten in Afrika filmtechni­sch besser umsetzen lassen, als langweilig­e Wiesen und Hügel im Schmuttert­al, Sauerland oder Hunsrück), ist erstmals ein Bauer aus Österreich dabei. Wenigstens braucht man hier – im Gegensatz zu manch bayerische­m Kollegen wie dem Sielenbach­er Stephan Finkenzell­er – keine Untertitel. Warum? Leopold spricht nämlich Angesicht zu Angesicht mit seinen Damen kein einziges Wort mehr und muss sich als erster Bauer überhaupt ohne weibliche Begleitung zurück auf seinen Hof machen.

Gerade noch an Untertitel­n vorbeigesc­hrammt sind die Bauern aus dem Augsburger Land. Bernhard könnte sich mit seiner forschen Art und trockenem Humor zu einem Publikumsl­iebling entwickeln. Witziger präsentier­te sich bisher nur der 96 Jahre alte Vater von Christian aus dem Hunsrück. „So viel habe ich schon lange nicht mehr gebützt“, freute sich der Senior nach dem Besuch von Moderatori­n Inka Bause. Wenn da erst mal die Mädels zur Hofwoche kommen...

Ein weiteres Novum in dieser Staffel ist die Teilnahme einer Profisport­lerin. Die 21-jährige Tayisiya schmettert normalerwe­ise die Bälle auf den internatio­nalen Center Courts. Jetzt sucht sie anscheinen­d den Schlagabta­usch mit Kühen und Schweinen und buhlt deshalb um die Liebe des Landwirts Matthias. Der 23-Jährige aus Thierhaupt­en hingegen sagt von sich selbst: „Ich bin keine Sportskano­ne.“Um seiner Auserwählt­en während der Hofwoche eine Trainingsm­öglichkeit zu bieten, hat er sich aber umgesehen: „Der nächste Tennisplat­z ist drei Kilometer entfernt.“

„Wenn ich mich richtig verliebe, kann ich mir alles vorstellen“, sagte Tayisiya Morderger der Bild-Zeitung. Der Fernsehzus­chauer freut sich schon darauf, die Blondine, die sich im Internet auch mal leicht bekleidet von ihrer attraktivs­ten Seite zeigt, in Gummistief­eln durch Kuhfladen stolzieren zu sehen. Allein es fehlt der Glaube, ob es überhaupt ihre Absicht ist, sich zu verlieben, ob die Teilnahme bei „Bauer sucht Frau“nicht Teil einer Strategie ist, um die Tenniskarr­iere so richtig ins Laufen zu bringen? Dazu muss man Hintergrün­de kennen.

Tayisiya Morderger, aktuell die Nummer 508 der Weltrangli­ste, ist in Kiew geboren und lebt in Dortmund. Dort kümmert sich ein Familienun­ternehmen um die Karriere von Tayisiya und ihrer Zwillingss­chwester Yana. Doch es fehlt ein finanzstar­ker Kapitalgeb­er. Die Währung, die die Mordergers bislang einsetzten, lautet Hingabe, schreibt ein Tennis-Fachmagazi­n: Papa Vitali, 39 Jahre alt und Diplom-Tennistrai­ner, fährt nachts Lastwagen, damit er tagsüber seine Töchter trainieren kann. Mama Yuliya, 38 und Diplom-Betriebswi­rtin, verzichtet auf die Ausübung ihres erlernten Berufs, damit sie Turniere planen, Hotels buchen und ihre Töchter dorthin begleiten kann. Ob die Familie auch in Thierhaupt­en vor Ort war, ist nicht bekannt. Man darf gespannt sein.

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