Koenigsbrunner Zeitung

Patrick will über seine Angst reden

Junges Theater Augsburg Wie es ist, einen behinderte­n Bruder zu bekommen, zeigt Kristo Sagors Stück „Patricks Trick“

- VON BIRGIT MÜLLER-BARDORFF

Nachts hört Patrick seine Eltern flüstern: dass er einen Bruder bekommt und dass der niemals sprechen kann, weil er behindert sein wird. Patricks Unsicherhe­it und Angst wird schnell zu Neugier: Was heißt das eigentlich, nicht reden zu können? Und wie lernt man überhaupt sprechen? Das will der Elfjährige, Titelfigur in Kristo Sagors Jugendstüc­k „Patricks Trick“herausfind­en. Und fängt an, mit den Menschen um ihn herum darüber zu reden: mit seinem besten Freund Valentin, mit Danijel, der selbst erst vor vier Jahren deutsch sprechen gelernt hat, mit dessen Boxtrainer, mit dem Gemüsehänd­ler, mit der Deutschleh­rerin. Patrick stellt dabei fest, wie wichtig es ist, sich nicht zu verschließ­en mit der Unsicherhe­it und der Angst, sondern darüber zu reden. Kristo Sagor, aus Niedersach­sen stammender Autor und Regisseur, erhielt für dieses Stück aus dem Jahr 2014 den Württember­gischen Jugendthea­terpreis.

Für das Junge Theater Augsburg inszeniert das Stück für Kinder ab zehn Jahren nun Wini Gropper, der auf der Studiobühn­e im Kulturzent­rum Abraxas schon mehrmals als Schauspiel­er zu sehen war. Es ist Groppers erste Regiearbei­t für ein Profitheat­er, mit Amateuren inszeniert­e er bereits einige Stücke. „Es ist ein spannender Weg, von den Vorstellun­gen und Konzepten, die man selbst hat, zu einem Ergebnis zu gelangen, bei dem die Schauspiel­er sich mit einbringen“, findet er nun nach den Wochen der Probenarbe­it.

Auf der Bühne stehen Christian Beppo Peters und Stefan Voglhuber, zwei Darsteller, die in die Rolle von zwölf Personen schlüpfen. Patricks noch ungeborene­r Bruder ist dabei als Person von Beginn an gegenwärti­g im Stück. Dazu kommen zehn weitere Figuren, die Patrick befragt, um sich klar darüber zu werden, wie er mit dem kleinen Bruder umgehen soll, wie er ihm helfen kann. „Das ist mit den schnellen Wechseln eine riesige Herausford­erung für die Schauspiel­er“, sagt Wini Gropper und schwärmt: „Es wird ein großes Fest“. Trotzdem gebe es keine Materialsc­hlacht. Bühnenbild (Kilian Bühler) und Ausstattun­g (Franziska Boos) sind einfach gehalten.

Fasziniere­nd an Kristo Sagors Stück findet Wini Gropper vor allem die Art, wie das Thema Inklusion zur Sprache kommt. „Es wird nicht direkt verhandelt.“Vielmehr stelle das Stück die Frage, welche speziellen Talente ein Mensch habe und was dessen Individual­ität sei. Deshalb habe der Titel beim Jungen Theater auch den Zusatz „Jeder ist anders!“. „Nicht die Defizite werden herausgest­ellt, sondern die Fähigkeite­n“, erklärt Gropper. Darüber hinaus sensibilis­iere „Patricks Trick“für das Thema Sprache, was ihr Wesen ausmache, wie sie sich verändere, auch, wie sie manipulier­e und wie fragwürdig Begriffe wie normal und unnormal seien. „Das Stück zeigt, wie es den Kindern geht, die im Umkreis eines Menschen leben, der mehr Aufmerksam­keit benötigt und wie sie mit ihrer Umwelt klarkommen können“, fasst Gropper zusammen.

Premiere am Sonntag, 21. Oktober, um 16 Uhr auf der Studiobühn­e im Abraxas; Karten und Anfrage für Schulvorst­ellungen unter Tel. 0821/4442995; zum Stück gibt es auch einen Workshop mit Theaterpäd­agogin Kathrin Jung.

 ?? Foto: Wolfgang Diekamp ?? Wini Gropper trat mehrmals schon als Schauspiel­er beim Jungen Theater auf, jetzt führt er erstmals Regie.
Foto: Wolfgang Diekamp Wini Gropper trat mehrmals schon als Schauspiel­er beim Jungen Theater auf, jetzt führt er erstmals Regie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany