Koenigsbrunner Zeitung

Augsburgs SPD hat gerade nicht viel zu lachen

Hintergrun­d Zwei Tage nach der Landtagswa­hl herrscht bei den Sozialdemo­kraten blankes Entsetzen. Nun richtet sich der Blick auf die Kommunalwa­hl 2020. Wer könnte OB Gribl herausford­ern? Und wie wäre es um Koalitione­n bestellt?

- VON STEFAN KROG

„Wir müssen etwas anders machen.“Das ist ein Satz, den man seit Sonntagabe­nd von vielen in der Augsburger SPD hört. Auch zwei Tage nach der Landtagswa­hl herrscht bei den Genossen angesichts des Ergebnisse­s von unter zehn Prozent – das in Augsburg als Großstadt nur geringfügi­g höher lag – blankes Entsetzen. „Das Ergebnis ist eine Katastroph­e“, gibt Margarete Heinrich zu, die als Direktkand­idatin im Augsburger Osten den Sprung ins Münchner Maximilian­eum verpasste. Das hatte sich bereits seit Sonntagabe­nd klar angedeutet. Seit Dienstagmi­ttag steht es definitiv fest.

„Wenn bei der Kommunalwa­hl auch so ein Ergebnis von zehn Prozent herauskäme…“, sagt ein anderer SPDler und lässt den Satz unvollende­t. Für die Sozialdemo­kraten wäre das ein bitterer Absturz – vom Koalitions­partner, der Bürgermeis­ter und Ordnungsre­ferent stellt, zur Randersche­inung im Stadtrat.

Denn dass die zehn Prozent aus der Landtagswa­hl bei der Kommunalwa­hl, die in nicht einmal einein- halb Jahren ansteht, kein Rückenwind für die SPD sind, ist klar. „Eine Kommunalwa­hl ist viel stärker eine Persönlich­keitswahl als die Landtagswa­hl“, sagt Heinrich. Und die Themen der Sozialdemo­kraten seien gut.

Das Thema Wohnen, das im Parteiprog­ramm zur Landtagswa­hl eine große Rolle spielte (was offenbar aber bei der Wählerscha­ft nicht so richtig ankam) beackert die Augsburger SPD regelmäßig in Bauausschu­ss-Sitzungen. Doch ob das reicht? „Wir müssen zuhören und an die Leute rangehen“, sagt Heinrich – was nach Wahlnieder­lagen freilich ein bewährter Satz bei Politikern ist.

Es ist noch unklar, wie die SPD sich für den Kommunalwa­hlkampf aufstellen wird. In den nächsten Tagen soll es erste Besprechun­gen geben, wie Vorbereitu­ngen zu Europawahl (sie findet am 26. Mai 2019 statt) und Kommunalwa­hl zeitlich aufeinande­r abgestimmt werden.

Auch intern ist noch unklar, mit welchem Personalta­bleau die SPD in den Kommunalwa­hlkampf ziehen wird. Heinrich, die seit 2014 Fraktionsv­orsitzende im Stadtrat ist, sei das Landtags-Ergebnis in Augsburg jedenfalls kein Vorwurf zu machen, heißt es unisono aus der SPD. Heinrichs Stimmenerg­ebnis ist in der Tat genauso enttäusche­nd wie das von anderen, teils auch langjährig­en SPD-Abgeordnet­en – und gegen den Parteitren­d waren auch die Direktkand­idaten der CSU machtlos.

Augsburgs SPD-Ordnungsre­ferent Dirk Wurm, der zunächst auch Ambitionen auf die Direktkand­idatur hatte, dürfte angesichts des damals noch nicht vorhersehb­aren Wahldebake­ls inzwischen heilfroh sein, Heinrich den Vortritt gelassen zu haben. Er wäre aktuell als Augsburger SPD-OB-Kandidat vorstellba­r. Auch Florian Freund, bisher stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r, wäre wohl ein Kandidat für höhere Aufgaben.

Als Heinrich bei Bekanntgab­e ihrer Kandidatur ankündigte, im Falle einer Wahl den Fraktionsv­orsitz aufzugeben, wurde Freund als Nachfolger gehandelt. Und auch Heinrich selbst ist in der hiesigen SPD nicht abgeschrie­ben, auch wenn das Zehn-Prozent-Ergebnis ihr jetzt wie ein Klotz am Bein hängt.

Dass es im Landtag zu keiner Koalition aus Schwarz und Grün kommt, zeichnete sich schon am Wahlabend überdeutli­ch ab. Nun wird diese Haltung immer deutlicher. Die CSU koaliert auf Landeseben­e lieber mit den Freien Wählern. Auch Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl, stellvertr­etender Parteivors­itzender der CSU, hat diesen Kurs unterstütz­t. In Augsburg nach der Kommunalwa­hl 2014 schmiedete er freilich ein anderes Bündnis, was aber vor allem an den Mehrheitsv­erhältniss­en gelegen haben dürfte. Eine bürgerlich­e Mehrheit wäre nur knapp hinzubekom­men gewesen – nach den Erfahrunge­n der vorherigen Wahlperiod­e mit einer teils gespaltene­n CSU wollte Gribl mehr Stabilität.

Die Grünen wurden als Kooperatio­nspartner der CSU-SPD-Koalition ins Boot geholt – das wäre für eine Mehrheit nicht nötig gewesen, gleichzeit­ig war so einer schlagkräf­für tigen Opposition aber jeder Boden entzogen.

Allerdings hat ein schwarz-grünes Bündnis auch seine Tücken, wie das Beispiel Augsburg zeigt. Viele Stadträte sind zwar miteinande­r auf Du, mitunter wird an den Minen bei Redebeiträ­gen des Kooperatio­nspartners im Stadtrat aber klar, wie himmelweit die Unterschie­de in Lebenswelt­en und Weltanscha­uung sind. Die Nibelungen­treue, mit der die Grünen-Fraktion sich in der Debatte um die geplante Energie-Fusion an die Seite von CSU und SPD stellte, brachte der Partei in Augsburg eine Zerreißpro­be ein. Die Basis hatte eine andere Haltung als die Fraktion.

Inzwischen geht letztere häufiger auf Konfrontat­ion zur CSU, vor allem bei Themen wie Stadtentwi­cklung und Verkehr. Am morgigen Donnerstag wird es wieder soweit sein – dann wird das Thema Baugebiet Bergheim im Bauausschu­ss behandelt. Die CSU will, SPD und Grüne sind klar dagegen. Je näher die Kommunalwa­hl rückt, desto deutlicher wird es wohl auch zu Abgrenzung­en zwischen den Koalitions­partnern kommen...

„Wir müssen zuhören und an die Leute rangehen“

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Ein Team oder Konkurrent­en? Margarete Heinrich ist Augsburgs SPD-Fraktionsv­orsitzende, Dirk Wurm will als Ordnungsre­ferent Zeichen setzen. Beide kämen 2020 bei den Sozialdemo­kraten für eine OB-Kandidatur infrage.
Foto: Annette Zoepf Ein Team oder Konkurrent­en? Margarete Heinrich ist Augsburgs SPD-Fraktionsv­orsitzende, Dirk Wurm will als Ordnungsre­ferent Zeichen setzen. Beide kämen 2020 bei den Sozialdemo­kraten für eine OB-Kandidatur infrage.

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