Linie 5: Der Bau verzögert sich immer weiter
Verkehr Eine Lösung für die absehbaren Staus an der Kreuzung Kriegshaber-/Bgm.-Ackermann-Straße dauert. Das könnte im ungünstigsten Fall dazu führen, dass der Bahnhofstunnel 2023 nur von einer Seite aus erreichbar ist
Die Straßenbahnlinie 5 wird nicht ab 2024 zum Klinikum fahren. Die Stadtwerke haben sich von diesem Zeitplan verabschiedet, obwohl ihn Stadtwerke-Chef Walter Casazza in der Vergangenheit genannt hatte – mit der Einschränkung, dass es sich dabei um den „Optimalfall“handle. Inzwischen aber scheint absehbar, dass es deutlich später wird. Ein Grund ist die nach wie vor ungelöste Frage, wie die Bgm.-AckermannStraße zwischen den Knotenpunkten B17 und Kriegshaberstraße trotz Tramspur so leistungsfähig bleiben kann, dass kein Dauerstau entsteht. Dort sind täglich rund 40 000 Autos unterwegs.
Den Stadtwerken läuft aufgrund dieser Verzögerungen auch im Bereich Thelottviertel unmittelbar am Ausgang des im Bau befindlichen Bahnhofstunnels die Zeit davon. Im ungünstigsten Fall würde der Tunnel samt unterirdischer Haltestelle gemäß aktuellem Zeitplan Ende 2023 fertig, hätte aber nach Westen keinen fertigen Gleisanschluss, sodass die Linie 3 nach Stadtbergen vorläufig weiter durch die Pferseer Unterführung gondeln müsste.
Um die Situation einigermaßen zu retten, soll die Linie 5 planerisch nun in zwei Abschnitte aufgeteilt werden. Denn bis für die Ackermann-Straße eine Lösung gefunden ist, wird es noch dauern. Wie berichtet wird überlegt, die Fahrbahn zwischen B17 und Listle-Kreuzung von vier auf sechs Spuren zu verbreitern. Das soll Reserven schaffen, um an den Knotenpunkten die Situation zu entschärfen. Vor allem die Kreuzung Ackermann-/Kriegshaber-/Hagenmähderstraße macht den Planern Kopfzerbrechen. Es sei „derzeit nicht abzusehen, wann Baurecht für die gesamte Linie 5 geschaffen werden könnte“, heißt es in einem Bericht von Baureferent Gerd Merkle (CSU) an den Stadtrat.
Darum soll zunächst der Abschnitt zwischen Thelottviertel und der Brücke über die Wertach in Angriff genommen werden. Auch hier ist noch eine Genehmigung durch die Regierung von Schwaben nötig. Allerdings haben die Stadtwerke in diesem Abschnitt keine größeren Hausaufgaben mehr zu erledigen, um die Planunterlagen fertig zu bekommen.
Der Abschnitt ist deswegen wichtig, weil dort nicht nur die Linie 5 fahren soll. Auf den neuen Gleisen zwischen Tunnelausgang und der Luitpoldbrücke soll künftig auch die Linie 3 nach Stadtbergen fahren, die sich momentan noch durch die Pferseer Unterführung zwängt. Doch selbst für diesen Abschnitt ist ungewiss, ob er sich schnell umsetzen lässt. Aus dem Thelottviertel hat sich bereits massiver Widerstand von Teilen der Anwohner angekündigt, weil die Straßenbahn durch die Hörbrotstraße fahren soll. Es ist mit etlichen Einwendungen im Planungsverfahren zu rechnen. Und sollte die Regierung von Schwaben die Trasse schließlich genehmigen, ist absehbar, dass dagegen geklagt wird. Bis das Verwaltungsgericht entschieden hat, geht nichts voran.
Zudem weisen die Stadtwerke in einer Aufstellung der bestehenden Risiken darauf hin, dass man schon jetzt im Verzug sei und verdeutlichen dies an einem Beispiel: Ein bereits genehmigter Gleisanschluss des Bahnhofstunnels ans Tramnetz über die Rosenaustraße hätte laut Zeitplan Mitte 2018 in Angriff genommen werden müssen. Er kann aus diversen Gründen nun zwar nicht realisiert werden. Deutlich wird dadurch aber eines: Für die stattdessen geplante Variante über Rosenauund Hörbrotstraße dürfte die Genehmigung frühestens in einem Jahr vorliegen. Allein in diesem Abschnitt hinkt das Projekt also gewaltig hinter dem Zeitplan hinterher.
Immerhin wird – sollte der Bahnhofstunnel fertig werden, ohne dass es zunächst einen Gleisanschluss von Westen her gibt – die unterirdische Haltestelle nicht ganz unnütz sein. Die Linien 4 und 6, die momentan am Hauptbahnhof in der Schleife ums Salewahaus wenden, könnten die Haltestelle unter den Bahnsteigen anfahren, bevor sie in der unterirdischen Wendeschleife drehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Planung für die Tramlinie 5 verzögert. Ursprünglich hätte sie parallel zum Bahnhofstunnel, dessen Fertigstellung sich auch nach hinten schob, 2019 fertig werden sollen. Auch die mögliche Trasse wurde mehrfach geändert. Inzwischen steht fest, dass sie über Rosenau-, Pferseer-, Holzbach- und Bgm.-Ackermann-Straße bis zum P+R-Platz Augsburg-West (neben Obi in Stadtbergen) geführt werden soll. Dort würde die Tram ans Gleis der Linie 2 angeschlossen und bis zum Klinikum fahren. Die Fahrzeit vom Bahnhof zum Klinikum wird bei etwa 17 Minuten liegen. Es sind acht Haltestellen geplant. Die Strecke ist etwa fünf Kilometer lang, wovon 4,3 Kilometer neu zu bauen sind. In der Ackermann-Straße fahren die Trams künftig im Bereich des jetzigen Grünstreifens in der Mitte der Straße. Die Auto-Fahrspuren werden verengt, es sollen aber zwei Spuren je Richtung erhalten bleiben. Das Tempo wird auf 50 reduziert. Die Tramlinie dürfte nach bisherigem Stand rund 60 Millionen Euro kosten. Die Stadtwerke rechnen mit 8000 Fahrgästen am Tag, die bestehende Buslinie 32 hat 3500 Fahrgäste.