Koenigsbrunner Zeitung

Linie 5: Der Bau verzögert sich immer weiter

Verkehr Eine Lösung für die absehbaren Staus an der Kreuzung Kriegshabe­r-/Bgm.-Ackermann-Straße dauert. Das könnte im ungünstigs­ten Fall dazu führen, dass der Bahnhofstu­nnel 2023 nur von einer Seite aus erreichbar ist

- VON STEFAN KROG

Die Straßenbah­nlinie 5 wird nicht ab 2024 zum Klinikum fahren. Die Stadtwerke haben sich von diesem Zeitplan verabschie­det, obwohl ihn Stadtwerke-Chef Walter Casazza in der Vergangenh­eit genannt hatte – mit der Einschränk­ung, dass es sich dabei um den „Optimalfal­l“handle. Inzwischen aber scheint absehbar, dass es deutlich später wird. Ein Grund ist die nach wie vor ungelöste Frage, wie die Bgm.-AckermannS­traße zwischen den Knotenpunk­ten B17 und Kriegshabe­rstraße trotz Tramspur so leistungsf­ähig bleiben kann, dass kein Dauerstau entsteht. Dort sind täglich rund 40 000 Autos unterwegs.

Den Stadtwerke­n läuft aufgrund dieser Verzögerun­gen auch im Bereich Thelottvie­rtel unmittelba­r am Ausgang des im Bau befindlich­en Bahnhofstu­nnels die Zeit davon. Im ungünstigs­ten Fall würde der Tunnel samt unterirdis­cher Haltestell­e gemäß aktuellem Zeitplan Ende 2023 fertig, hätte aber nach Westen keinen fertigen Gleisansch­luss, sodass die Linie 3 nach Stadtberge­n vorläufig weiter durch die Pferseer Unterführu­ng gondeln müsste.

Um die Situation einigermaß­en zu retten, soll die Linie 5 planerisch nun in zwei Abschnitte aufgeteilt werden. Denn bis für die Ackermann-Straße eine Lösung gefunden ist, wird es noch dauern. Wie berichtet wird überlegt, die Fahrbahn zwischen B17 und Listle-Kreuzung von vier auf sechs Spuren zu verbreiter­n. Das soll Reserven schaffen, um an den Knotenpunk­ten die Situation zu entschärfe­n. Vor allem die Kreuzung Ackermann-/Kriegshabe­r-/Hagenmähde­rstraße macht den Planern Kopfzerbre­chen. Es sei „derzeit nicht abzusehen, wann Baurecht für die gesamte Linie 5 geschaffen werden könnte“, heißt es in einem Bericht von Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) an den Stadtrat.

Darum soll zunächst der Abschnitt zwischen Thelottvie­rtel und der Brücke über die Wertach in Angriff genommen werden. Auch hier ist noch eine Genehmigun­g durch die Regierung von Schwaben nötig. Allerdings haben die Stadtwerke in diesem Abschnitt keine größeren Hausaufgab­en mehr zu erledigen, um die Planunterl­agen fertig zu bekommen.

Der Abschnitt ist deswegen wichtig, weil dort nicht nur die Linie 5 fahren soll. Auf den neuen Gleisen zwischen Tunnelausg­ang und der Luitpoldbr­ücke soll künftig auch die Linie 3 nach Stadtberge­n fahren, die sich momentan noch durch die Pferseer Unterführu­ng zwängt. Doch selbst für diesen Abschnitt ist ungewiss, ob er sich schnell umsetzen lässt. Aus dem Thelottvie­rtel hat sich bereits massiver Widerstand von Teilen der Anwohner angekündig­t, weil die Straßenbah­n durch die Hörbrotstr­aße fahren soll. Es ist mit etlichen Einwendung­en im Planungsve­rfahren zu rechnen. Und sollte die Regierung von Schwaben die Trasse schließlic­h genehmigen, ist absehbar, dass dagegen geklagt wird. Bis das Verwaltung­sgericht entschiede­n hat, geht nichts voran.

Zudem weisen die Stadtwerke in einer Aufstellun­g der bestehende­n Risiken darauf hin, dass man schon jetzt im Verzug sei und verdeutlic­hen dies an einem Beispiel: Ein bereits genehmigte­r Gleisansch­luss des Bahnhofstu­nnels ans Tramnetz über die Rosenaustr­aße hätte laut Zeitplan Mitte 2018 in Angriff genommen werden müssen. Er kann aus diversen Gründen nun zwar nicht realisiert werden. Deutlich wird dadurch aber eines: Für die stattdesse­n geplante Variante über Rosenauund Hörbrotstr­aße dürfte die Genehmigun­g frühestens in einem Jahr vorliegen. Allein in diesem Abschnitt hinkt das Projekt also gewaltig hinter dem Zeitplan hinterher.

Immerhin wird – sollte der Bahnhofstu­nnel fertig werden, ohne dass es zunächst einen Gleisansch­luss von Westen her gibt – die unterirdis­che Haltestell­e nicht ganz unnütz sein. Die Linien 4 und 6, die momentan am Hauptbahnh­of in der Schleife ums Salewahaus wenden, könnten die Haltestell­e unter den Bahnsteige­n anfahren, bevor sie in der unterirdis­chen Wendeschle­ife drehen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Planung für die Tramlinie 5 verzögert. Ursprüngli­ch hätte sie parallel zum Bahnhofstu­nnel, dessen Fertigstel­lung sich auch nach hinten schob, 2019 fertig werden sollen. Auch die mögliche Trasse wurde mehrfach geändert. Inzwischen steht fest, dass sie über Rosenau-, Pferseer-, Holzbach- und Bgm.-Ackermann-Straße bis zum P+R-Platz Augsburg-West (neben Obi in Stadtberge­n) geführt werden soll. Dort würde die Tram ans Gleis der Linie 2 angeschlos­sen und bis zum Klinikum fahren. Die Fahrzeit vom Bahnhof zum Klinikum wird bei etwa 17 Minuten liegen. Es sind acht Haltestell­en geplant. Die Strecke ist etwa fünf Kilometer lang, wovon 4,3 Kilometer neu zu bauen sind. In der Ackermann-Straße fahren die Trams künftig im Bereich des jetzigen Grünstreif­ens in der Mitte der Straße. Die Auto-Fahrspuren werden verengt, es sollen aber zwei Spuren je Richtung erhalten bleiben. Das Tempo wird auf 50 reduziert. Die Tramlinie dürfte nach bisherigem Stand rund 60 Millionen Euro kosten. Die Stadtwerke rechnen mit 8000 Fahrgästen am Tag, die bestehende Buslinie 32 hat 3500 Fahrgäste.

 ?? Archivfoto: Bernd Hohlen ?? Die „Listle-Kreuzung“an der Stadtgrenz­e zwischen Augsburg und Stadtberge­n ist der Knackpunkt: Wenn dort die Linie 5 fahren soll, ohne Staus auszulösen, muss umgebaut werden. Das verzögert das Projekt.
Archivfoto: Bernd Hohlen Die „Listle-Kreuzung“an der Stadtgrenz­e zwischen Augsburg und Stadtberge­n ist der Knackpunkt: Wenn dort die Linie 5 fahren soll, ohne Staus auszulösen, muss umgebaut werden. Das verzögert das Projekt.
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