Augsburgs kompliziertestes Verkehrsprojekt
Vielleicht würden die Stadtwerke die Straßenbahnlinie 5 aus heutiger Sicht gar nicht mehr ins Nahverkehrs-Paket „Mobilitätsdrehscheibe“aufnehmen. Es umfasst den Kö-Umbau (abgeschlossen), die Bahnhofs-Untertunnelung (im Bau), die Linie 6 (abgeschlossen), die Verlängerung der Linie 1 nach Hochzoll (nicht absehbar) und der Linie 3 nach Königsbrunn (in Vorbereitung) sowie eben den Neubau der Linie 5 zum Klinikum. Nötig war das Paket, um Fördermittel zu bekommen. Doch die Linie 5 stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Inzwischen erweist sie sich sogar als planerisch immer schwieriger, in den Griff zu bekommen.
Denn auch wenn eine Mobilitätswende nötig ist: Dass die Tram die Bgm.-Ackermann-Straße als westliches Einfallstor in die Stadt zur Staustrecke macht, darf nicht passieren. Die Folge wären Staus und Ausweichverkehr durch Stadtbergen, Neusäß und Kriegshaber. Fahrgäste für den Nahverkehr gewinnt man so nur zu einem sehr hohen Preis. Abgesehen davon wäre der P+R-Platz in Augsburg-West zu klein, um weitere Autos aufzunehmen – der geplante Ausbau zum Parkdeck wird gerade einmal den jetzigen Bedarf decken.
Sinnvoll ist der Bau der Linie 5 trotzdem. Mit südlichem ReeseAreal und Dehner-Park entstehen in dieser Gegend weitere Wohnprojekte. Die Wohnbaugruppe denkt zudem über eine Nachverdichtung an der Carl-Schurz-Straße nach. Durch die Umwandlung des Klinikums zur Uniklinik werden sich drumherum bald weitere Studenten, zusätzliche Beschäftigte und Firmen ansiedeln. Weil es unmöglich ist, für all diese Menschen in direkter Nachbarschaft zum Klinikum Wohnungen zu bauen, wird im Augsburger Westen unbedingt eine bessere Anbindung durch öffentlichen Nahverkehr notwendig sein. Die Linie 2, die auf großen Teilen der Strecke im Straßenverkehr mitschwimmen muss, ist zu langsam, um diese Fahrgäste zu transportieren. Und der Bus im Viertelstundentakt ist zeitweise schon jetzt rappelvoll.