Ärzte aus Argentinien an der Wertachklinik
Medizin Erfahrene Ärzte hospitieren bei Professor Cakir und erörtern hier verschiedene OP-Techniken. Was ihnen an Deutschland am besten gefällt? Wie sich Schulkinder in Bobingen bewegen
Vier Ärzte aus Buenos Aires holten sich Erfahrungen aus Bobingen. Was ihnen sonst auffiel: Schulkinder auf der Straße.
Bobingen Ein Foto in den Wertachkliniken zeigt nun ein lustig gestimmtes Ärzteteam mit der Flagge Argentiniens. Am rande ihres internationalen Treffen in Bobingen ging es auch mal um Fußball und um die Sicherheit auf den Straßen. Doch eigentlich war es ein kleiner Fachkongress. Und das mit ganz praktischer Anwendung im OP-Saal.
Hintergrund: Vier Ärzte aus Buenos Aires haben die Wertachkliniken besucht, um sich über verschiedene Operationstechniken in der Wirbelsäulenchirurgie zu informieren. Professor Balkan Cakir, Chefarzt der Unfall- und Orthopädischen Chirurgie der Wertachkliniken, und sein Kollege Hans Aidelsburger zeigten den Kollegen aus Argentinien eine minimalinvasive, dynamische Stabilisierung der Wirbelsäule. Das heißt, es wurde eine Art Stoßdämpfer eingesetzt. Bei einem anderen Patienten wurde aufgrund von Verschleiß und einem erneuten Bandscheibenvorfall ein Segment der Lendenwirbelsäule mit Schrauben und Titankäfig versteift. Schließlich führte Professor Cakir bei einem schon einmal operierten Patienten noch eine komplexe Stabilisierung der Lendenwirbelsäule bis zum Kreuzbeinknochen durch.
„Diese Operationen machen wir in Argentinien auch“, erklärte der Neurochirurg Dr. Claudio Vazquez: „Aber es sind oft hilfreiche Kleinigkeiten, die man sich bei anderen Ärzten in anderen Ländern abschauen kann.“Und Professor Cakir ergänzt: „So eine Hospitation ist keine Einbahnstraße, wir alle profitieren von dem fachlichen Austausch.“
Besonders beeindruckt waren die Gäste aus Südamerika nach einem Rundgang durch das Haus von der modernen Ausstattung und der Sauberkeit der Wertachkliniken. Insbesondere die technische Ausstattung der Operationssäle begeisterte sie. Außerdem freuten sie sich über die Freundlichkeit der Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter und betonten, sie fühlten sich wirklich sehr willkommen.
Professor Cakir wiederum erklärte, er habe im Gespräch mit den Kollegen aus Argentinien wieder einmal erfahren dürfen, wie gut die medizinische Gleichbehandlung in Deutschland sei. Auch Patienten der gesetzlichen Krankenkassen wür- den mit einem der weltweit höchsten medizinischen Standards versorgt.
Auf die Frage, was ihnen in Deutschland besonders gut gefalle, zögerten die Mediziner aus Argentinien nicht lange: „Die Sicherheit, dass beispielsweise Kinder auch alleine mit dem Fahrrad in die Schule fahren können, wünsche ich mir auch für meine Heimat“, erklärte Dr. Gabriel De Bonis. Außerdem gefielen ihnen die Arbeitsbedingungen in Deutschland, wo Chirurgen auch als Belegärzte meist nur in einem Krankenhaus arbeiteten. „In Argentinien haben beispielsweise einige Versicherungen eigene Krankenhäuser. Deren Patienten muss man dann dort operieren“, erklärt Kollege Dr. Martin Siri. Deshalb müsse man an einem Tag zwischen bis zu sechs verschiedenen Krankenhäusern hin und her pendeln. Auf die Frage, ob es auch etwas gebe, was ihnen an Deutschland nicht so gut gefalle, antwortet Dr. Martin Fortte wie aus der Pistole geschossen: „Sie haben gegen uns die Weltmeisterschaft gewonnen.“