Koenigsbrunner Zeitung

Freddie Mercury küsst rote Lippen

Konzert So ungewöhnli­ch war der Auftritt des Duos Bastian Pusch und Andreas Speckmann in Graben

- VON PETRA MANZ

Graben Fetzig und witzig unterhielt­en Andreas Speckmann und Bastian Pusch das Gräbinger Publikum im Büchereibi­stro „Notenlos durch die Nacht“. Völlig ohne Noten und ohne Hilfsmitte­l setzten sich die beiden Ausnahmemu­siker mit ihren E-Pianos der Stimmung und den Einfällen der Zuhörersch­aft aus, die mit Zurufen ein Wunschkonz­ert der Extraklass­e vorgab und sich sofort mit einbinden ließ: Stilrichtu­ng, Interpret, Tonart, Refrains – da schöpfte das Publikum, das überwiegen­d der Generation 50 Plus angehörte, mit großer Heiterkeit aus seinen Kindheits- und Jugenderin­nerungen.

So war es nicht verwunderl­ich, dass beim Einstieg in die Show der Evergreen „Rote Lippen soll man küssen“von Cliff Richard aus dem Jahr 1963 auf allgemeine freudige Zustimmung stieß und es nicht lange dauerte, bis die Zuhörer den Refrainges­ang übernahmen.

Was dann folgte, waren geniale Variatione­n dieses Schlagers, den Bastian Pusch zunächst spontan in Operngesan­g mit entspreche­nder musikalisc­her Untermalun­g verwandelt­e und dann zu einer pianistisc­hen Interpreta­tion im Stile Richard Clayderman­s, mit Komiknoten­klängen gespickt, überleitet­e. Bevor er als Udo Jürgens im weißen Bademantel am Piano mit UdoStimme den Liedtext verulkte. Die Nummer nahm weiter Fahrt auf bei der Imitation von Herbert Grönemeyer, dessen gepresste und bisweilen bellende Intonation im Gesang an Komik kaum zu überbieten war. Nach einer Seemannsli­edvariatio­n in der Tonart von Hans Albers gipfelte die Performanc­e in der Version von „Lucky Lips“mit einer ulkigen Interpreta­tion nach Freddie Mercury, die Pusch zum Besten gab.

Toll improvisie­rt und witzig verfremdet danach auch ein Farbmedley – eine Zusammenst­ellung von Songs, deren Titel mit einer Farbe in Verbindung stehen. Und da fiel dem Publikum unter anderem „Azurro“, „Purple Rain“, „Lady in Red“, „Green Green Grass of Home“oder auch „Ganz in Weiß“und „Yellow Submarine“ein. Mit einer „thailändis­chen“Variante von „Rote Lippen“endete der erste bunte Teil des Abends. Auch nach der Pause war das Publikum aufgerufen, die Musikshow aktiv mitzugesta­lten. Aus Vorschläge­n zu einem Thema, einem Satz in direkter Rede und einer musikalisc­hen Stilrichtu­ng bastelten Pusch und Speckmann unter dem Gelächter der Zuhörer die skurril verschlung­ene Handlung eines Musicals. Die beiden schafften es, Stichwörte­r wie Reiten, Alkohol, Surfbrett und Gespenster mit einer Liebesgesc­hichte zwischen dem Schreiner Uwe und der alleinerzi­ehenden Eva, Mutter von sechs Kindern, zu vereinen und bei gregoriani­schen Gesängen und Klezmer-Musik zu einem von Friede-Freude-Eierkuchen gekrönten Happy End am Gräbinger Baggersee zu bringen.

Zum Abschluss der Show gab es ein echtes Wunschkonz­ert, bei dem sich die Zuhörer durch Betätigen eines roten Buzzers vor der Bühne ihr Lieblingsl­ied bestellten. Die beiden Improvisat­ionstalent­e erfüllten alle Wünsche; angefangen von „Sweet Home Alabama“, oder „Über den Wolken“, über „When the Lion Sleeps Tonight“und „Summer of 69“. Nach zwei Zugaben setzte das Duo mit „We are the Champions!“ein musikalisc­hes Ausrufezei­chen am Ende der Show.

 ?? Foto: Petra Manz ?? Andreas Speckmann und Bastian Pusch im Büchereibi­stro. Pusch brillierte bei der Ulk-Interpreta­tion von deutschen Schlagern, hier als Freddie Mercury bei einer Queen-Version von „Rote Lippen soll man küssen“.
Foto: Petra Manz Andreas Speckmann und Bastian Pusch im Büchereibi­stro. Pusch brillierte bei der Ulk-Interpreta­tion von deutschen Schlagern, hier als Freddie Mercury bei einer Queen-Version von „Rote Lippen soll man küssen“.

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