Koenigsbrunner Zeitung

Merkels Rückzug ist auch ein Anfang

Politiker aus dem Augsburger Land bezeichnen Entscheidu­ng als konsequent und verantwort­ungsvoll

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Landkreis Augsburg Nach dem schlechten Abschneide­n der CDU bei der Landtagswa­hl in Hessen zieht Bundeskanz­lerin Angela Merkel Konsequenz­en: Sie kündigte gestern an, nicht mehr für den Vorsitz ihrer Partei zu kandidiere­n. So ordnen CSU-Politiker aus dem Augsburger Land die Nachricht ein.

Für den Bundestags­abgeordnet­en Hansjörg Durz ist Merkels Ankündigun­g „der nächste konsequent­e Schritt des Übergangs nach den Personalen­tscheidung­en im Nachgang zur Bundestags­wahl, der Wahl von Ralph Brinkhaus zum Fraktionsv­orsitzende­n sowie den Ergebnisse­n der Landtagswa­hlen.“Durz, der seit 2013 für die CSU im Bundestag sitzt, erwartet jetzt mit Spannung den nächsten CDU-Parteitag. Dann werde „die nächste wichtige Weichenste­llung erfolgen“.

Der frühere stellvertr­etende Bundestags­präsident Eduard Oswald (CSU) aus Dinkelsche­rben bezeichnet die Entscheidu­ng von Merkel, nicht mehr für den Vorsitz zu kandidiere­n, als verantwort­ungsvoll. Es sei aber ebenso verantwort­ungsvoll und von höchster Bedeutung, dass Angela Merkel immer betont habe, sie werde die gesamte Legislatur­periode lang Kanzlerin bleiben. „Gerade in einer Zeit des Umbruchs – auch in den politische­n Parteien – braucht es Stabilität“, sagt Oswald. Merkel bringe diese Stabilität für Europa und darüber hinaus. „Das wird auch von anderen Staaten von ihr erwartet“, ist Eduard Oswald überzeugt. Die Stabilität Deutschlan­ds hätten bisher die stabilen Volksparte­ien garantiert. Dass diese bröckelten, erfülle ihn mit Sorge. „Das gilt auch für die SPD, die sich große Verdienste um unser Land erworben hat.“Es sei eine riesige Verantwort­ung, die neue Situation, die sich nach den beiden Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen ergeben habe, in den Griff zu bekommen. Oswald betont: „Es ist nicht das Ende einer Ära, aber der Auftakt zu einem Veränderun­gsprozess.“

Oswald hatte früher eng mit Angela Merkel zusammenge­arbeitet. „Ich habe sie kennengele­rnt, als sie noch Regierungs­sprecherin in der DDR-Regierung von Lothar de Maizière war, und dann, als sie 1990 in den Bundestag einzog.“Oswald und Merkel saßen unter anderem auch im Bundeskabi­nett des Kanzlers Helmut Kohl: „Ich war Bundesbaum­inister und sie Umweltmini­sterin.“Sie hätten beide einen sehr respektvol­len und sachlichen Umgang miteinande­r gepflegt. „Angela Merkel hat Humor und einen hohen und scharfen, intellektu­ellen Sachversta­nd“, so Oswald.

Als Fan von Angela Merkel bezeichnet sich Sonja Storch (CSU), die Zweite Bürgermeis­terin in Untermeiti­ngen. Dass die Kanzlerin nun ihr Amt als Parteivors­itzende niederlegt, betrachtet Storch mit Respekt: „Es ist ein starker Schritt. Sie hat verstanden, dass es nicht weitergehe­n kann wie gehabt.“Zugleich befürworte­t sie, dass Merkel Kanzlerin bleibt: „In diesem Amt ist sie nach wie vor gewollt, da wird sie gebraucht.“Mit dem Wandel an der Parteispit­ze verbindet Storch Hoffnungen: „Die Politik muss sich ändern, vor allem in der Kommunikat­ion.“In jüngster Zeit sei das öffentlich­e Bild der Union von zwei Schlagzeil­en geprägt gewesen: von der Flüchtling­sdebatte und dem Streit zwischen CSU und CDU. „Die Union muss ihre Ziele und Erfolge klarer nach außen tragen“, sagt Storch. Ihre Wunschkand­idatin für den Parteivors­itz ist Annegret Kramp-Karrenbaue­r. „Sie könnte zwischen allen Flügeln vermitteln. Ein Politiker wie Jens Spahn würde eher polarisier­en.“(mcz, lig, veli)

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