Des Deutschen liebstes Kind: das Auto
Mit „CARtoons“ist wieder eine witzige Ausstellung zu sehen. Warum Sperzel mit seinen Werken viele Menschen erreicht und wie das Museum fast zur Szenekneipe wird
Schwabmünchen Während draußen der erste Schnee die Innenstadt nasskalt bedeckte, ging es im Foyer des Museums deutlich wärmer her. „Pünktlich zu Beginn der dunklen und kalten Jahreszeit haben wir therapeutische Maßnahmen gegen die drohende Winterdepression eingeleitet“, begrüßte Sabine Sünwoldt die Gäste der Vernissage zur Wolfgang Sperzels Grafik-Ausstellung „CARtoons“. Nach bekannten Cartoonisten wie Uli Stein und WolfRüdiger Marunde fügt sich Sperzel nahtlos in die seit 25 Jahren ausgestellte Zeichner-Gilde ein. Seine Cartoons, die von 1993 bis 2017 wöchentlich in der AutoBild zu sehen waren, belegen, dass der 1956 geborene und diplomierte Grafikdesigner sein Thema gefunden habe, sagte Sünwoldt zur Eröffnung. „Die Ausstellung von mehr als 100 signierten Drucken, originale BleistiftSkizzen und handgefertigten Druckvorlagen zeigt eindrucksvoll, dass dem Künstler nichts fremd ist an der Liebe der Deutschen zu ihrem Auto“, stimmte die Museumsleiterin die rund 50 Gäste weiter ein. Manchmal tue es auch etwas weh, die Szenen zu betrachten, die im größeren Maßstab als in den Magazinen abgedruckt zu sehen seien, weckte Sünwoldt weiter die Neugier und fügte hinzu: „Erwarten sie keine Ode an das Auto, jedoch ein sehr gutes Trainingsfeld für ihre Lachmuskeln“. Dass die Ankündigung Sünwoldts zur höchst unterhaltsamen „Roadshow“nicht zu viel versprach, wurde anschließend im Ausstellungsraum deutlich. Die ruhige Atmosphäre im Raum wich schnell einem Gelächter, von Gemurmel begleitet und durch Fingerzeige auf die Exponate unterstützt. Die Grafiken sprachen an, ließen den Besucher sich selbst erkennen, belegten den Irrwitz im täglichen Verkehr, nahmen Statussymbole aufs Korn und benötigten hinsichtlich gezeichneter Wortspiele auch schon mal eine aktive Gehirnleistung.
Darauf hatte die Museumsleiterin die Gäste vorbereitet. „Ein Cartoon ist ein Bilderwitz, der, mit oder ohne Text, einen Handlungsablauf in einem Bild wiedergibt. Was zuvor geschah, ist aus dem Dargestellten abzuleiten, was danach geschieht, ist die Pointe, die in der Fantasie des Betrachters entsteht“, referierte kurz vor der Eröffnung Bürgermeister Lorenz Müller, der sich selbst sichtlich amüsiert durch den Ausstellungsraum bewegte.
Zeitweise fühlten sie Gäste der Veranstaltung in eine Szene-Kneipe versetzt, da der zur musikalischen Umrahmung engagierte Klosterlechfelder Musiker und Sänger Johnny Gibson derart gut ankam, dass mitgesungen, mitgeklatscht und sogar getanzt wurde. Während ein Teil der Besucher sich bei Sperzels Cartoons vergnügten, fanden sich nach der Eröffnung fast durchgehend Zuhörer vor ihm ein, um seinen gekonnt und authentisch vorgetragen musikalischen „Roadtrip“mit Stücken aus der Welt des Country ond Rock’n’Roll genießen zu können. Neben den Zeichnungen hat Sünwoldt mit der Auswahl des Musikers erneut ihr Gespür für gelungene Gesamtkonzepte unter Beweis gestellt. Die Ausstellung „CARtoons“ist noch bis zum 24. März 2019 zu sehen.
Eine beeindruckende Zahl gab die Museumsleiterin noch zur Ausstellung „fühlmal“bekannt, die an Allerheiligen und dem darauffolgenden Wochenende letztmalig zu sehen und erleben sein wird. „Rund 7000 Besucher haben diese Erlebnis-Ausstellung besucht. Dies entspricht dem durchschnittlichen Besucheraufkommen von acht Jahren in vergleichbaren Museen“, sagte sie nicht ohne Stolz und wurde von Bürgermeister Lorenz Müller in dieser Sicht voll bestätigt.