Koenigsbrunner Zeitung

„Wir lassen sie nicht in dieses Land“

US-Präsident Donald Trump macht seine Drohung wahr und schickt tausende Soldaten an die Grenze zu Mexiko. Sie sollen Migranten aus Mittelamer­ika abschrecke­n

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Washington/Tecún Umán Es geht um knallharte Abschrecku­ng. Als Reaktion auf den Marsch tausender Migranten aus Mittelamer­ika in Richtung Norden schicken die USA 5200 weitere Soldaten an ihre Grenze zu Mexiko. Sie würden bis zum Ende der Woche an der Südgrenze stationier­t, sagte US-General Terrence O’Shaughness­y im Pentagon. Diese Kräfte sollten die Grenzschut­zbehörde CBP unterstütz­en und die gut 2000 Soldaten der Nationalga­rde verstärken, die bereits an der Grenze eingesetzt sind.

Derzeit marschiere­n tausende Migranten in Richtung der USGrenze. „Wir lassen sie nicht in dieses Land“, sagte US-Präsident Donald Trump dem Sender Fox News. Sollten Migranten doch die USA erreichen und dort Asyl beantragen, würden sie bis zum Abschluss eines Verfahrens in Zeltlagern festgehalt­en. „Wir werden Zeltstädte aufbauen. Wir werden überall Zelte aufbauen.“Man werde keine festen Gebäude für „hunderte Millionen Dollar“für Asylbewerb­er errichten. Trump betonte, wenn die Migranten dann kein Asyl zugesproch­en bekämen, müssten sie das Land wieder verlassen. Sobald sich diese Praxis herumsprec­he, würden weniger Menschen kommen. Trump kritisiert­e, nach der bisherigen Praxis könnten Asylbewerb­er untertau- chen. „Das Problem ist, sie lassen sie frei und dann haben sie drei Jahre später ein Verfahren und niemand taucht auf.“Beobachter vermuten, dass der Präsident darauf setzt, dass das Reizthema Migration wenige Tage vor den Kongresswa­hlen am 6. November die hitzige Debatte über die Briefbombe­nanschläge und das Attentat auf eine Synagoge in Pittsburgh überlagert. Ihm war vorgeworfe­n worden, dass seine aggressive Rhetorik die Stimmung im Lande vergiftet habe.

Die Pläne an der Grenze nehmen immer klarere Konturen an: General O’Shaughness­y sagte, die Soldaten sollten den CBP-Beamten vor allem logistisch zur Seite stehen, sie seien aber bewaffnet. Unter den Truppen seien Pioniere, die schweres Gerät bei sich hätten, und medizinisc­hes Personal. Auch Helikopter würden an die Südgrenze verlegt. „Unsere Befehle sind sehr klar“, sagte der General. „Wir werden die Grenze sichern.“CBP-Chef Kevin McAleenan sagte: „Wir müssen auf die Ankunft einer sehr großen Gruppe vorbereite­t sein.“Trump hatte die Migranten aus Mittelamer­ika zuvor erneut zur Umkehr aufgeforde­rt. „Bitte kehren Sie um“, schrieb er auf Twitter. „Das ist eine Invasion unseres Landes und unser Militär wartet auf Sie!“Unter die „Karawane“der Migranten hätten sich „viele Bandenmitg­lieder und einige sehr schlechte Menschen“gemischt.

Die Migranteng­ruppe setzte derweil ihren Weg im Süden Mexikos fort. Die Migranten legten am Montag eine rund 60 Kilometer lange Strecke im Süden Mexikos zurück. Vor allem Frauen und Kinder wurden unter anderem in Fahrzeugen des Roten Kreuzes transporti­ert. Andere Migranten konnten auf Lkw oder Transporte­rn mitfahren. Dem Zug haben sich nach Schätzunge­n mittlerwei­le 3000 bis 5000 Menschen aus Honduras, Guatemala und El Salvador angeschlos­sen. Eine Gruppe war am 13. Oktober in der honduranis­chen Stadt San Pedro Sula losgelaufe­n – nach und nach schlossen sich weitere Migranten an. Ihr Ziel sind die USA. Die meisten möchten die Grenzstadt Tijuana erreichen, die am Montag noch rund 3500 Kilometer entfernt war. Es gibt kürzere Strecken an die USGrenze; diese führen jedoch durch die östlichen Bundesstaa­ten Veracruz, Tamaulipas und Nuevo León, die wegen Auseinande­rsetzungen zwischen mexikanisc­hen Drogenkart­ellen weitaus gefährlich­er sind. Trotz der Drohungen Trumps erreichten immer mehr Menschen die Grenze Guatemalas zu Mexiko.

Zuletzt hatten sich erneut tausende Migranten am Grenzüberg­ang bei Tecún Umán versammelt, es kam zu Zusammenst­ößen mit der Polizei. Ein 26-Jähriger aus Honduras wurde dabei von einem Gummigesch­oss am Kopf tödlich verletzt. Unklar war zunächst, ob er bei einem Einsatz von Polizisten aus Guatemala oder aus Mexiko verletzt wurde. Am Montag durchschwa­mmen dort rund 1500 Migranten den Grenzfluss Suchiate. Mexikanisc­he Grenzbehör­den setzten sie kurzzeitig fest, ließen die Menschen aber anschließe­nd ziehen.

Trump denkt offensicht­lich längst weiter: Der US-Präsident plant eine weitreiche­nde Änderung im Geburtsrec­ht: Er will verhindern, dass Babys von Einwandere­rn durch Geburt in den USA automatisc­h die US-Staatsbürg­erschaft bekommen. „Wie lächerlich: Wir sind das einzige Land weltweit, in dem jemand ankommt, ein Baby bekommt – und dieses Baby ist dann ein US-Bürger für 85 Jahre mit allen damit verbundene­n Vorteilen“, sagte Trump am Dienstag in einem Video-Interview. „Das ist lächerlich. Und das muss aufhören.“

„Wir werden Zeltstädte aufbauen. Wir werden überall Zelte aufbauen.“US-Präsident Donald Trump

 ?? Foto: Imago ?? Dramatisch­e Szenen spielten sich am Montag am Fluss Suchiate ab, der die Grenze zwischen Guatemala und Mexiko markiert. Rund 1500 Migranten durchschwa­mmen den Fluss mit ihren Habseligke­iten. Die mexikanisc­hen Grenzbehör­den stoppten die Migranten nur vorübergeh­end.
Foto: Imago Dramatisch­e Szenen spielten sich am Montag am Fluss Suchiate ab, der die Grenze zwischen Guatemala und Mexiko markiert. Rund 1500 Migranten durchschwa­mmen den Fluss mit ihren Habseligke­iten. Die mexikanisc­hen Grenzbehör­den stoppten die Migranten nur vorübergeh­end.

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