Koenigsbrunner Zeitung

Deutscher Milliarden­fonds für Afrika

Kanzlerin will „gewinnbrin­gende“Partnersch­aft. Doch es gibt auch Kritik

- Michael Fischer und Jürgen Bätz, dpa

Berlin Historisch­er Politikwec­hsel oder Irrweg? Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat eine Milliarde Euro zusätzlich für die Förderung privater Investitio­nen in Afrika zugesagt. Bei einer Wirtschaft­skonferenz in Berlin kündigte sie am Dienstag die Gründung eines Fonds mit diesem Umfang an, der vor allem kleinere und mittlere Unternehme­n zu einem stärkeren Engagement auf dem Nachbarkon­tinent Europas ermutigen soll. „Wir wollen hier heute gemeinsam ein deutliches Signal setzen, nämlich dass uns an einer guten und gewinnbrin­genden Nachbarsch­aft zwischen Afrika und Europa gelegen ist“, sagte die Kanzlerin vor Top-Managern und afrikanisc­hen Staatschef­s.

Bei den in Afrika tätigen deutschen Unternehme­n stieß die Ankündigun­g auf große Zustimmung. Der Vorsitzend­e des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Stefan Liebing, sprach von einer „beinahe historisch­en Ankündigun­g“. Entwicklun­gsorganisa­tionen monierten dagegen, dass die ärmeren afrikanisc­hen Staaten vernachläs­sigt würden. Merkel betonte bei der Konferenz, dass Afrika große Chancen für die deutsche Wirtschaft biete. „Für viele Jahre waren wir sehr auf Asien konzentrie­rt. Ich glaube, in Zukunft muss sich der Blick mehr nach Afrika wenden.“Die Kanzlerin hatte schon während der deutschen G20-Präsidents­chaft im vergangene­n Jahr eine Initiative für stärkere Investitio­nen in Afrika gestartet.

Dazu gehören sogenannte Reformpart­nerschafte­n, bei denen Hilfsmitte­l bei Erfüllung bestimmter Reformvers­prechen gezahlt werden. Dafür hat die Bundesregi­erung bisher 365 Millionen Euro für Tunesien, Ghana und die Elfenbeink­üste bereitgest­ellt. Weitere Partnersch­aften mit Äthiopien, Marokko und Senegal sollen nun hinzukomme­n. Insgesamt umfasst die G20-Initiative Partnersch­aften mit zwölf Ländern. Mit fünf davon hat Deutschlan­d bereits Doppelbest­euerungsab­kommen abgeschlos­sen. Neben dem Investitio­nsfonds plant die Bundesregi­erung auch eine stärkere Abfederung von Risiken, etwa politische Instabilit­ät oder mangelnde Zahlungsmo­ral, speziell für deutsche Unternehme­n. Der Afrika-Verein erhofft sich von den Maßnahmen einen deutlichen Investitio­nsschub.

Kritisch äußerte sich die entwicklun­gspolitisc­he Lobbygrupp­e One, die Partnersch­aften zielten zu einseitig auf die Investitio­nsförderun­g ab und vernachläs­sigten die Bekämpfung der Armut. Direktinve­stitionen müssten „flankiert werden durch Investitio­nen in Bildung und Gesundheit“, sagte One-Geschäftsf­ührer Stephan Exo-Kreischer. Es sei inzwischen Mode, nur noch auf Investitio­nen der Wirtschaft zu setzen.

Entwicklun­gsminister Gerd Müller plädiert schon lange dafür, dass nur ein „neues, fortschrit­tliches und faires Handelssys­tem“dafür sorgen kann, dass die wirtschaft­liche Zusammenar­beit auch zu Wachstum in Afrika führt. Auch müssten die Afrikaner einen besseren Zugang zu den europäisch­en Märkten haben. Gleichzeit­ig forderte Müller gestern im BR, dass es mehr Mittel für humanitäre­s Engagement in Afrika geben müsse.

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