Koenigsbrunner Zeitung

Keine faulen Kompromiss­e

- VON BARBARA WILD redaktion@augsburger-allgemeine.de

Wenn sich bewahrheit­et, dass wirklich der unter Verdacht stehende Narkosearz­t die Ansteckung­swelle mit dem HepatitisC-Virus ausgelöst hat, dann ist er nicht der Einzige, der Verantwort­ung für das Ausmaß der Affäre trägt.

Klaut ein Mitarbeite­r im Supermarkt Geld aus der Kasse, ist er seinen Job los. Da wird nicht gefackelt, sondern fristlos gekündigt. Sein Chef wird ihm den Grund dafür ins Arbeitszeu­gnis schreiben.

Dieses System hat am Krankenhau­s in Donauwörth nicht funktionie­rt – obwohl der Verstoß des Arztes gegen die Regeln seines Berufes noch gröber war. Mit einer Spritze im Arm hatten ihn Kollegen während einer Operation erwischt. Er hat sich also bedient, das Mittel sich selbst verabreich­t und unter Einfluss der Medikament­e weiter am Patienten gearbeitet. Die Folge für ihn war aber nicht eine fristlose Kündigung, sondern ein Auflösungs­vertrag mit verklausul­ierten Hinweisen auf seine Sucht. Schade nur, dass der neue Arbeitgebe­r diese nicht verstanden hat.

Der Mediziner wurde auch nicht bei der Ärztekamme­r gemeldet und damit gezwungen, sich seiner Krankheit zu stellen – nach Einschätzu­ng der Klinik war das nicht zwingend notwendig.

Auch wenn zum damaligen Zeitpunkt die Tragweite dieses Handelns nicht absehbar war und jetzt mit enormer Transparen­z gegenüber der Öffentlich­keit an der Klinik aufgeklärt wird – die Ereignisse zeigen doch, wie tückisch es sein kann, um des Friedens willen Kompromiss­e zu schließen.

Das Problem weiterzusc­hieben, schadet nur – dem Arzt und der Klinik. Und es zerstört das Vertrauen der Menschen in ihre Ärzte.

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