Keine faulen Kompromisse
Wenn sich bewahrheitet, dass wirklich der unter Verdacht stehende Narkosearzt die Ansteckungswelle mit dem HepatitisC-Virus ausgelöst hat, dann ist er nicht der Einzige, der Verantwortung für das Ausmaß der Affäre trägt.
Klaut ein Mitarbeiter im Supermarkt Geld aus der Kasse, ist er seinen Job los. Da wird nicht gefackelt, sondern fristlos gekündigt. Sein Chef wird ihm den Grund dafür ins Arbeitszeugnis schreiben.
Dieses System hat am Krankenhaus in Donauwörth nicht funktioniert – obwohl der Verstoß des Arztes gegen die Regeln seines Berufes noch gröber war. Mit einer Spritze im Arm hatten ihn Kollegen während einer Operation erwischt. Er hat sich also bedient, das Mittel sich selbst verabreicht und unter Einfluss der Medikamente weiter am Patienten gearbeitet. Die Folge für ihn war aber nicht eine fristlose Kündigung, sondern ein Auflösungsvertrag mit verklausulierten Hinweisen auf seine Sucht. Schade nur, dass der neue Arbeitgeber diese nicht verstanden hat.
Der Mediziner wurde auch nicht bei der Ärztekammer gemeldet und damit gezwungen, sich seiner Krankheit zu stellen – nach Einschätzung der Klinik war das nicht zwingend notwendig.
Auch wenn zum damaligen Zeitpunkt die Tragweite dieses Handelns nicht absehbar war und jetzt mit enormer Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit an der Klinik aufgeklärt wird – die Ereignisse zeigen doch, wie tückisch es sein kann, um des Friedens willen Kompromisse zu schließen.
Das Problem weiterzuschieben, schadet nur – dem Arzt und der Klinik. Und es zerstört das Vertrauen der Menschen in ihre Ärzte.