Koenigsbrunner Zeitung

Freddie Mercury Superstar

Von „Queen“bis Aids

- VON DIETER OSSWALD

„We Are the Champions“, „We Will Rock You“oder „Bohemian Rhapsody“– wer kennt jemanden, der keinen Songs von „Queen“kennt? Sämtliche Studioalbe­n belegten den Platz eins der Charts. Über 200 Millionen Alben wurden verkauft, mehr als 700 Konzerte spielte das britische Quartett … Und an dessen Spitze: Der so schillernd­e Freddie Mercury – und sein dramatisch­es Leben, das jetzt endlich im Kino zu erleben ist.

Die Geschichte ist ja bekannt: Mercury wurde 1946 in Sansibar als Farrokh Bulsara geboren, mit Mary Austin meinte er, die Liebe seines Lebens entdeckt zu haben, für sie schrieb er „Love of My Life“. Doch bald war beiden klar: Freddie ist schwul. Exzessiv lebt er sein promiskes Leben aus. Nach vielen Jahren findet er 1985 mit Jim Hutton seinen Lebenspart­ner. Am 23. November 1991 gibt Mercury in einer Pressemitt­eilung seine Erkrankung öffentlich bekannt. Einen Tag später stirbt er in seinem Haus in Kensington an den Folgen einer Lungenentz­ündung.

Die Idee eines „Queen“-Films entstand schon 2006. Gitarrist Brian May wollte Johnny Depp für die Hauptrolle, später war der Comedian Sacha Baron Cohen im Gespräch. Schließlic­h bekam der US-Darsteller Rami Malek, Sohn ägyptische­r Einwandere­r, die Rolle der RockIkone. Inszeniert wird das Werk vom offen schwulen Regisseur Bryan Singer – der noch während der Dreharbeit­en seinen Job verlor. Offiziell, weil er unentschul­digt mehrere Tage am Drehort nicht erschien. Singer rechtferti­gt sein Fehlen mit der Krankheit seiner Eltern. US-Medien verweisen auf die Vorwürfe sexuellen Missbrauch­s gegen den 53-jährigen Regisseur. Die restlichen 16 Drehtage übernahm Produzent Dexter Fletcher die Regie. Gleichwohl gilt Singer als Regisseur, allein er wird im Abspann genannt.

Von einem schwulen Filmemache­r hätte man sich bei diesem Biopic über einen schwulen Rock-Star schon ein bisschen mehr „gayness“erwarten können. Die erste Begegnung mit einem LKW-Fahrer auf einer Toilette oder die Jungs in der Münchner Villa – solche Szenen werden nur angedeutet. Verschämte Prüderie auch, wo die Band-Mitglieder auf den schwulen Freddie reagieren und mit seiner Aids-Erkrankung umgehen. So viel Bravheit hat der Rock-Rebell nicht verdient. Völlig vergeigt und eine unfreiwill­ige Lachnummer schließlic­h das computerge­nerierte Publikum im Wembley-Stadion. Sehr gelungen fallen derweil die Gesangsauf­tritte aus. Wie die Stimme von Malek mit jener von Mercury ersetzt wird, ist makellos. Allein schon diese Songs machen das Biopic allemal zum lohnenden Kinoereign­is. Wer wissen will, wie Mercury tickte, bekommt in der Doku auf Arte allemal den besseren Einblick.

» Bohemian Rhapsody (2 Std. 14 Min.), Biopic, Großbritan­nien/USA 2018 Wertung ★★★✩✩

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Foto: epd Das Beste des Films: Rami Malek als Freddie Mercury.

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