Koenigsbrunner Zeitung

Vorschulki­nder sollen zentral untersucht werden

Die Eingangsun­tersuchung findet im Kreis Aichach-Friedberg seit diesem Schuljahr im Gesundheit­samt statt – zum Unmut vieler Eltern. Im Kreis Augsburg wird die Zentralisi­erung diskutiert, in der Stadt ist sie Normalität

- VON MIRIAM ZISSLER

Region Vor der Einschulun­g werden alle Kinder untersucht. Dabei werden unter anderem sprachlich­e Fähigkeite­n abgefragt, es wird überprüft, ob das Kind zählen und Farben erkennen kann. Daneben werfen die Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes auch einen Blick in die Impfbücher und begutachte­n die motorische­n Fähigkeite­n der Kinder. Das Ziel ist es, die Schuleignu­ng zu prüfen und gegebenenf­alls Defizite frühestmög­lich zu erkennen.

Genau diese Schuleinga­ngsuntersu­chung sorgt nun in den Landkreise­n Aichach-Friedberg und Augsburg für Unmut. Im Kreis AichachFri­edberg wurde sie zentralisi­ert: Das bedeutet, dass die Kinder nicht mehr in ihren Kindergärt­en untersucht werden, sondern zentral am Gesundheit­samt in Aichach. Im Kreis Augsburg gibt es ähnliche Überlegung­en: Dort wird derzeit im Gesundheit­samt überlegt, ob die medizinisc­hen Untersuchu­ngen künftig im Landratsam­t in Augsburg stattfinde­n sollen, wo das Gesundheit­samt angesiedel­t ist.

Der Frust bei den Eltern in den Landkreise­n ist groß, denn die Fahrzeit aus entfernter­en Gemeinden ist oft beträchtli­ch. Kita-Leiterin Josefine Peter aus Merching sagt über die alte Regelung: „Für die Eltern hatte das Vorteile, die konnten sich die Termine gut legen.“Nun hätten sie Probleme durch die weite Anfahrt. So betrage die Fahrzeit von Merching aus mindestens 40 Minuten. Kolja Kröger aus Merching ist dreifacher Vater und von der neuen Regelung betroffen: „Hier wird eine sehr familienfr­eundliche Lösung durch eine familienun­freundlich­e Ökologisch sei diese Handhabung auch nicht sinnvoll. So würden tausende zusätzlich­e Kilometer mit dem Auto zurückgele­gt.

Die neue Regelung stehe im Landkreis Aichach-Friedberg aber fest. Laut Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsam­tes, laufen die Schuleignu­ngstests bereits. Laut Angaben des Amtes sind etwa 1300 Kinder pro Jahrgang betroffen. Die Eltern seien im Oktober angeschrie­ben worden.

In der kommenden Zeit würden sie über die Kitas erfahren, wann eine Terminvere­inbarung für ihre Kinder möglich sei. Müller: „Es ist definitiv so, dass alle Eltern zum Gesundheit­samt müssen.“Zum einem soll diese Handhabung dazu führen, dass die Untersuchu­ng unter stan- dardisiert­en Bedingunge­n stattfinde­n könne. Zum anderen führten personelle Engpässe zu dieser neuen Regelung. Das Amt erhofft sich dadurch eine Entlastung seiner Mitarbeite­r. 160 Stunden wären allein die sozialmedi­zinischen Assistenti­nnen einer internen Untersuchu­ng zufolge dafür jährlich unterwegs gewesen und mussten zudem schwere Untersuchu­ngsgeräte schleppen, was die Arbeitssch­utzsicherh­eit auf den Plan rief.

Im Gesundheit­samt des Landkreise­s Augsburg gibt es dieselben Überlegung­en. „Wegen Personalkn­appheit haben auch wir bereits überlegt, ob es besser wäre, die Untersuchu­ngen im Gesundheit­samt in Augsburg durchzufüh­ren“, sagt die dort tätige Ärztin Dr. Kirsten Höersetzt.“ per. Diese Regelung hätte auch andere Vorteile. So müssten bisher einige Kinder ohnehin an einem gesonderte­n Termin zum Schularzt ins Gesundheit­samt ins Landratsam­t nach Augsburg gebracht werden, wenn etwa eine Frage offen bleibe oder die U-9-Untersuchu­ng noch nicht vorliege.

Ob die Untersuchu­ng künftig zentral in Augsburg stattfinde­t und falls ja, ab wann, steht Höper zufolge derzeit noch nicht abschließe­nd fest. „Im aktuellen Untersuchu­ngszeitrau­m, also bis zur nächsten Einschulun­g, werden wir die Schulunter­suchungen sicher noch weiterführ­en wie bisher“, sagt sie.

Künftig soll sich die Schuleinga­ngsuntersu­chung ohnehin grundlegen­d ändern: Ab 2019/2020 soll schrittwei­se in ganz Bayern die Schuleinga­ngsuntersu­chung vom sogenannte­n Gesundheit­s- und Entwicklun­gsscreenin­g im Kindergart­enalter (Gesik) abgelöst werden. Augsburg gehört schon seit zwei Jahren zur Gesik-Modellregi­on im Freistaat. „Auf freiwillig­er Basis können in Augsburg die Eltern ihre Kinder bereits im Alter zwischen vier und fünf Jahren freiwillig für die Gesik-Untersuchu­ng anmelden. Im zweiten Jahr sind in Augsburg bereits 40 Prozent der Eltern diesen Weg gegangen“, sagt Waltraud Görs vom Staatliche­n Schulamt.

So könne der eventuelle Förderbeda­rf noch früher festgestel­lt werden. Bei der derzeitige­n Regelung würden diese Erkenntnis­se teils sehr spät ans Tageslicht kommen. Görs: „Es geht nicht darum, die Kinder zu trimmen, sondern für Chancengle­ichheit zu sorgen.“

Die Schuleignu­ngsuntersu­chung wie auch die Gesik-Untersuchu­ng werden in Augsburg zentral im Gesundheit­samt in der Innenstadt vorgenomme­n. Pro Jahrgang werden rund 2400 Kinder untersucht. „Als die Untersuchu­ngen in Augsburg zentralisi­ert wurden, muss es auch viele lange Gesichter gegeben haben. Aber das Amt ist hier sehr gut mit der Straßenbah­n erreichbar“, sagt Schularzt Bernhard Bobinger. Er sieht Vorteile bei der Untersuchu­ng im Gesundheit­samt. „Viele Kindergärt­en haben gar nicht den richtigen Platz für solch eine Untersuchu­ng“, sagt er.

Falls es Förderbeda­rf gebe, wären die Eltern gleich an der richtigen Adresse. Im Gesundheit­samt könne über weitere Maßnahmen gesprochen werden, wie sprachlich­e Vorkurse, Logopädisc­he Therapie oder Ergotherap­ie.

 ?? Foto: Stefan Puchner, dpa ?? Bevor ein Kind in die Schule gehen darf, wird es gründlich untersucht. Dazu gehört ein Sehtest.
Foto: Stefan Puchner, dpa Bevor ein Kind in die Schule gehen darf, wird es gründlich untersucht. Dazu gehört ein Sehtest.

Newspapers in German

Newspapers from Germany