Pflege: Wer soll sich denn kümmern?
Älter werdende Menschen müssen sich Sorgen machen, dass sie vielleicht eines Tages nicht daheim gepflegt werden können. Auch für Angehörige, die sich nicht kümmern können, sind solche Gedanken belastend. Dass ambulante Pflegedienste etwa mitunter gezwungen sind, Patienten aufgrund des Fachkräftemangels abzuweisen, erschreckt. Die angespannte Situation droht sich künftig weiter zu verschärfen. Die Zahl der Bevölkerung in der Stadt steigt, die Menschen werden älter. Vor 45 Jahren noch lebten in Augsburg
40 000 Menschen, die älter als 65 Jahre waren.
Die Prognose der demografischen Entwicklung für das Jahr 2030 (Stand Jahr 2016) ergibt: Rund 66 000 Menschen werden in zwölf Jahren über 65 Jahre alt sein. Davon sind dann voraussichtlich über 20 000 Augsburger zwischen 75 und 85 Jahre alt, und über 11 000 Stadtbewohner sogar 85 Jahre und älter. Zugleich steigt laut Amt für Statistik und Stadtforschung die Zahl der Singlehaushalte bei Senioren. Wer soll sich um die Menschen mal kümmern, wenn sie sich nicht mehr selbstständig versorgen können?
Das Thema wurde jahrelang nicht konsequent angepackt. Erst jetzt kommt Bewegung hinein. Nicht auch zuletzt durch die vielen Streiks der Pflegekräfte, die ihre Arbeitsbedingungen satthaben. Gesundheitsminister Jens Spahn trägt eine große Verantwortung. Das vorgesehene Pflegepersonal-Stärkungsgesetz ist ein erster, kleiner Schritt, der vor allem Kliniken unterstützt. Ambulanten Pflegediensten, wie Christine Deschler einen betreibt, dürfte das wohl kaum helfen. Das Thema Pflege ist ein Mammutprojekt für die nächsten Jahre. Es duldet keinen Aufschub.