Grabschmuck mit persönlichen Botschaften
Bei Kränzen und Gestecken wird meist das Besondere bevorzugt, vor allem Arrangements mit Kreativität
Landkreis Verstorbene leben auch über den Tod hinaus im Herzen der Hinterbliebenen weiter. Diese Verbundenheit wird vor allem an Allerheiligen und Allerseelen mit Blumen, Kränzen, Gestecken und Pflanzen zum Ausdruck gebracht. Doch die Zeiten der gleichen Gebinde aus Nadelbaumzweigen, getrockneten Früchten und Tannenzapfen sind vorbei. Mehr und mehr ist Individualität angesagt.
Renate Oswald, die Inhaberin des Blumengeschäfts Bella Flora Renate in Bobingen, bestätigt dies: „Immer mehr Angehörige geben Gestecke in Auftrag mit persönlichen Botschaften und Motiven, die den Verstorbenen gefallen haben.“Nicht selten solle das Gesteck auch die Form oder Farbe des Grabsteins aufgreifen. Sie habe festgestellt, dass für die Kunden vor allem ein stimmiges Gesamtbild wichtig sei.
Diesen Trend kennt auch Hildegard Holl von Stauden Blüte & Co. in Fischach. „Viele Kunden beschreiben mir den Charakter des Verstorbenen und fordern auf, die Eigenarten wertschätzend und anerkennend im Grabschmuck umzusetzen“, sagt sie. Diesen Wünschen komme sie besonders gerne nach. Denn hier sei viel Sensibilität, Erfahrung und kreatives Gespür erforderlich.
Sonja Haug von der gleichnamigen Gärtnerei in Großaitingen verweist mit dem Wandel in der Bestattungskultur auf einen weiteren Grund für die sichtbare Veränderung im Grabschmuck. „Die Tendenz geht seit vielen Jahren zu kleineren Grabstätten“, erklärt sie. „Früher waren die Gräber viel größer und damit oft wagenradgroße Gestecke, Kränze oder Formteile gefragt.“Heute sei alles kleiner und individueller.
Auch Renate Oswald hat festgestellt, dass der einst hohe Stellenwert des Friedhofs längst verloren gegangen ist. Vielen sei wichtig, dass der Grabschmuck Herbst und Winter unbeschadet übersteht, damit das Grab möglichst bis zum Frühling geschmückt bleibt.
Übereinstimmend wird von den drei Floristinnen die Wichtigkeit der Formteile bestätigt. Die Angehörigen drücken mit Kreuz, Herz, Kugel, geschwungene Bogen, Kissen, Füllhorn oder Pyramide ihr persönliches Gedenken aus, so Sonja Haug, Hildegard Holl und Renate Oswald. Hinzu kämen als Dekoration vielfach Engel aus Kunstharz oder Steinguss. Große Bedeutung hat laut den Fachfrauen nach wie vor der Kranz. „Der Kreis ist ohne Anfang und Ende und besitzt damit eine besondere symbolische Aussagekraft“, so Holl.
Weniger gefragt zu Allerheiligen sind Grabsträuße. Sie haben in der kalten Jahreszeit nur eine kurze Lebensdauer. Größere Resonanz findet dagegen der Urnenschmuck, ein Mosaikstein der gewandelten Grabkultur. Auch hier schaffen die Floristinnen individuelle florale Schmuckstücke – nur eben kleiner und kompakter. Oder Pflanzschalen, unter anderem mit Erika, Dachwurz, Fetthenne, Efeu, Alpenveilchen und Silberblatt.
Und was ist heuer angesagt? „Vor allem die Farben Grün-Weiß“, sagt Hildegard Holl. Als Beispiele nennt sie Herbstastern, Calluna, Hornveilchen und Chrysanthemen in ihren weißen Sorten. Sonja Haug fügt hinzu: „Neben Creme und Weiß kommt auch Anthrazit gut an, oder das Trio Hellrosa, Pink und Apfelgrün.“Bei Renate Oswald sind ebenfalls Weißtöne gefragt, aber auch Rosa.
Trendig ist darüber hinaus der exotische Palmspear. Er erinnere an einen Fächer und umrahme wunderbar ein Trauergesteck, so Hildegard Holl. „Im Verbund mit Zapfen, Zweige von Tannen, Fichten, Wacholder oder Eiben, Moos, Birkenrinde, Baumschwämme und Kugeln kann man schöne und zugleich anmutige Variationen gestalten.
Noch immer sei auch „Natur“ein Renner. Hier stehe Beige im Mittelpunkt. „Neben Erika sowie Tannenund Kiefernzapfen wird dazu vor allem Protea verwendet“, erzählt Holl. Ungeachtet dessen sei weiterhin der klassische Grabschmuck angesagt, erinnert Renate Oswald. Also: Tannenzweige, aufgelockert durch frisches Grün und leuchtend rote Beerentöne.
Und was bevorzugen die Fachfrauen selbst? „Runde Gesteckformen mit Weiß im Vordergrund“, so die Fischacher Floristin. Das mache den Friedhofsschmuck edel. „Ein asymmetrisches Kreuz mit verschiedenen Koniferen, gekalkt und Beerenfarben, alles in weichen Formen“, ergänzt Renate Oswald. Noch ein Blick auf die Kosten: Was geben die Kunden im Durchschnitt für den Grabschmuck an Allerheiligen aus? „Zwischen 60 und 70 Euro“, lautet die Anwort.