Koenigsbrunner Zeitung

Klassentre­ffen nach 50 Jahren

Ehemalige Königsbrun­ner Realschüle­r organisier­en ein Wiedersehe­n. Sie waren der erste Jahrgang an dieser Schule, und einige haben die Stadt schon lange verlassen. Wie sie trotzdem zusammenfa­nden

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Bei diesem Treffen war die wohl am meisten gestellte Frage: „Entschuldi­gung, darf ich mal fragen, wer du bist?“Und das ist kein Wunder, denn zum Großteil sahen sich die Anwesenden nach 50 Jahren zum ersten Mal wieder. Solange ist es her, dass sie mit ihrem Abschlussz­eugnis in der Hand, die Realschule als ersten Jahrgang überhaupt, verließen und oft auch die Stadt Königsbrun­n.

Monika Schwarzbec­k (ehemalig Fischer) beispielsw­eise reiste aus Frankfurt an und sagte gegenüber unserer Zeitung: „Das ist sehr aufregend heute, und ich habe gewusst, dass ich niemanden mehr wiedererke­nnen werde.“Dann aber hörten die Teilnehmer die Namen und die verschiede­nsten Geschichte­n, und Anekdoten fielen ihnen wieder ein.

Zum Beispiel, dass man in der Handarbeit­sstunde, die übrigens seinerzeit nur für die Mädchen stattfand, die Zeitschrif­t Bravo lesen durfte. Diesen kleinen Ausschnitt aus der schulische­n Vergangenh­eit gab Monika Schimak zum Besten, als sich die Ehemaligen zusammen in der Schulküche umsahen. Was den heutigen Rektor Peter Schwarz zur launigen Bemerkung veranlasst­e: „Ja, unsere Schule war halt schon immer sehr liberal eingestell­t.“Und im Übrigen seien heute natürlich auch die Jungs in der Schulküche anzutreffe­n.

In den 50 Jahren hat sich naturgemäß einiges geändert, davon konnten sich die Ehemaligen bei einem Rundgang selbst ein Bild machen. Schwarz führte die Gruppe durch das Gebäude und erläuterte bauliche Maßnahmen, vom heutigen Brandschut­z bis hin zur zweiten Turnhalle. Physik- und Chemiesäle wurden ebenso besichtig wie ein Klassenzim­mer. Da nahmen alle noch einmal probeweise Platz, um sich zwei kurze Filme über die Entwicklun­g der Schule in den letzten fünf Jahrzehnte­n anzusehen.

Einig waren sich die ehemaligen Klassenkam­eraden, dass sie seinerzeit ganz bestimmt keine Verweise bekommen hätten: „Wir waren ganz Brave“, erklärten sie im Chor.

Ob das stimmt, kann heute wahrschein­lich noch nachgeprüf­t werden, im Archiv der Schule sind noch viele Dokumente gelagert. „Auf jeden Fall sind noch alle Abschlussz­eugnisse vorhanden“, so Schwarz.

Die werden immer mal wieder gebraucht, denn tatsächlic­h gibt es von Zeit zu Zeit Anfragen, weil die Unterlagen für Rentenform­ulare benötigt werden. Diese Aussagen quittierte­n die einstigen Schüler mit fröhlichem Gelächter, denn auch sie befinden sich mittlerwei­le größtentei­ls im Ruhestand.

Genauso wie die ehemaligen Lehrer, von denen einige zu der anschließe­nden Feier im Gasthof Krone erscheinen. Zuvor hatten sich die Organisato­ren des Klassentre­ffens mit einer Tafel, auf der Bilder und Namen der drei Abschlussk­lassen zu sehen sind, für die Führung bei Peter Schwarz bedankt.

Klaus Schuster, Siegfried Steinhart und Helmut Hellebrand haben ihre einst 77 Mitschüler­innen und Mitschüler ausfindig gemacht und eingeladen. Dabei habe sich das Ganze wie ein Schneeball­system weiterentw­ickelte, und jeder Gefundene wiederum versuchte Kontakt zu weiteren Kameraden herzustell­en.

Die Resonanz war sehr erfreulich, wie Schuster erklärte: „Nur vier Personen konnten wir nicht kontaktier­en, einige mussten krankheits­bedingt absagen und leider sind auch schon aus jeder Klasse etliche ehemalige Mitschüler verstorben.“Bürgermeis­ter Franz Feigl kam zu dem Treffen und führte unterhalts­am die Stadtentwi­cklung in einem kurzen Abriss aus.

Dabei hatte er die volle Aufmerksam­keit vor allem derer, die schon seit langer Zeit nicht mehr in Königsbrun­n leben. Und das war nach den Handzeiche­n die Mehrheit der Anwesenden, wie zum Beispiel Christine Bauerreiß (ehemalig Böhm), die jetzt in München zu Hause ist.

Beim gemütliche­n Teil der Veranstalt­ung schauten sich die ehemaligen Klassenkam­eraden die erstaunden­n lich vielen Fotos an, die die Teilnehmer mitgebrach­t hatten. Zudem gab es eine kurze Vorstellun­g der einzelnen Ehemaligen.

Interessan­terweise hat auch eine Liste mit Berufswüns­chen der Absolvente­n die letzten 50 Jahre überlebt. So konnten die ehemaligen Klassenkam­eraden vergleiche­n, ob ihre Zielrichtu­ng damals mit dem anschließe­nden Werdegang übereinsti­mmte.

Bei Steinhart beispielsw­eise, der als Vorsitzend­er des TSV-Königsbrun­n sehr bekannt ist, passte das ziemlich genau, wie sich herausstel­lte. Sein Wunsch war es, Maschinenb­au zu studieren. Aufgrund einiger Änderungen in der Schullands­chaft klappte das zwar nicht, aber zuletzt war er bei der IHK Akademie Schwaben im Bereich Metall in der Erwachsene­nbildung tätig.

Ob der Kontakt zwischen den 46 Ehemaligen bestehen bleiben wird, muss sich jetzt zeigen. Dass sie aber, auf Anregung der Organisato­ren, den Förderkrei­s ihrer ehemaligen Schule mit einer Spende unterstütz­en, das ist bereits beschlosse­ne Sache.

Die Ehemaligen unterstütz­en ihre alte Schule

 ?? Foto: Claudia Deeney ?? Nach 50 Jahren mal wieder zusammen auf den Schulbänke­n, um sich gemeinsam zwei Kurzfilme über den Werdegang ihrer Via-Claudia-Realschule anzuschaue­n: Ex-Schüler mit rechts stehend Rektor Peter Schwarz, ganz hinten Bürgermeis­ter Franz Feigl als Gast.
Foto: Claudia Deeney Nach 50 Jahren mal wieder zusammen auf den Schulbänke­n, um sich gemeinsam zwei Kurzfilme über den Werdegang ihrer Via-Claudia-Realschule anzuschaue­n: Ex-Schüler mit rechts stehend Rektor Peter Schwarz, ganz hinten Bürgermeis­ter Franz Feigl als Gast.

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