Koenigsbrunner Zeitung

Kleiner, großer Mann und Liebling aller Frauen

Beim Kaffeehaus­nachmittag in Bobingen leben die Erinnerung­en an Heinz Rühmann und seine Filme auf

- VON INGEBORG ANDERSON

Bobingen Dass Heinz Rühmann auch 16 Jahre nach seinem Tod bei den Fans noch immer sehr beliebt ist und seine Filme unvergesse­n sind, zeigte sich zum Kaffeehaus­konzert in der Singoldhal­le: Die „RühmannRev­ue“, mit der das Salonorche­ster Weimar dort gastierte, war nahezu ausverkauf­t. Bei Kaffee und Kuchen und den bekanntest­en Ohrwürmern des Stars schwelgten die Besucher in Erinnerung­en an seine unterhalts­amen Filme. Und bei den meisten begann mit dem Lied wohl auch im Kopf die dazugehöri­ge Szene abzulaufen: Erinnerung­en an den jungenhaft­en Charme des Schauspiel­ers und seinen leicht nuschelnde Ausdrucksw­eise.

Die Gäste aus Weimar haben sich auf die Salonmusik der 1920er- und 30er-Jahre spezialisi­ert und erhielten

Nostalgie mit Frack, Fliege und Federboa

dafür Auszeichnu­ngen wie etwa 2005 als „Künstler des Jahres“. In stilgerech­tem Outfit – in Frack und Fliege die Herren, mit Federboa die Dame – frönen sie der Musik der goldenen Tonfilm-Ära, sehr zum Vergnügen des nostalgieb­ereiten Publikums.

Wie Sänger und Conférenci­er Boris Raderschat­t schnell herausfand, wussten die Konzertbes­ucher in der Singoldhal­le nicht nur, welches Lied zu welchem Film gehört, sondern konnten auch die Texte mitsingen, etwa bei „Das kann doch einen Seemann nicht erschütter­n“. Und der dazugehöri­ge Film? „Paradies der Junggesell­en“.

Vom Salonorche­ster mit musikalisc­hem Witz arrangiert, weckte diese Rühmann-Revue nicht nur Erinnerung­en, sondern zauberte die Atmosphäre der Filme, der Kaffeehäus­er und den Sound der Schellackp­latten auf die Bühne. Etwa wenn das Salonorche­ster seine Musik wie von einem Grammophon kommend klingen ließ, auf dem die Platte auch noch gelegentli­ch hängt. Außerdem gaben die Arrangemen­ts den Musikern Gelegenhei­t zu brillanten solistisch­en Abschweifu­ngen in andere stilistisc­he Gefilde, wie etwa Jazz oder Klezmer.

Justina Niznik (Violine), Klaus Wegener (Saxofon und Klarinette), Stefan Rauschelba­ch (Klavier), Martin Lentz (Kontrabass) und Jürgen Schneider (Schlagzeug) zeigten sich damit als exzellente, vielseitig­e Musiker.

Boris Raderschat­t, der sich immer wieder ins Publikum begab, erzählte Anekdoten und Episoden aus dem Leben von Heinz Rühmann. Wenn er sang, schaltete er seine Stimme manchmal mitten im Lied auf den nuschelnde­n RühmannMod­us. Und das Publikum verstand jede der Anspielung­en, wusste so gut Bescheid, dass es naheliegt anzunehmen, dass es die besagten Filme weit mehr als nur einmal gesehen hat. Es fühlte sich sichtlich und hörbar gut unterhalte­n von diesem „Best of“über den kleinen, großen Mann des deutschen Films mit der unverkennb­aren Stimme und dem gewitzten Lächeln.

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Foto: Ingeborg Anderson Geigerin Justina Niznik ist mit Sänger Boris Raderschat­t bei der Rühmann-Revue auch für eine Tanzeinlag­e gut.

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