Koenigsbrunner Zeitung

Finger weg vom kranken Fuchs

Vorsicht im Wald und auf der Wiese: Auch Hunde und Katzen können sich anstecken. Wie sich die Krankheit zeigt

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Wer dieser Tage einen Spaziergan­g mit seinem Hund plant, sollte seinen Vierbeiner vorsichtsh­alber an die Leine nehmen, zumindest im nördlichen Teil des Landkreise­s: In Bonstetten wurde jüngst ein Fuchs mit der sogenannte­n Räude entdeckt. Das ist, wie kurz gemeldet, eine hochanstec­kende Krankheit, die bei Tieren zum Tod führt. Hunde und Katzen können sich infizieren. Schon der Kontakt mit abgekratzt­em Schorf oder Fellteilen von Füchsen genügt. Ob es sich bei dem erkrankten Fuchs um einen Einzelfall handelt oder die Krankheit grassiert, ist unklar. „Die Verbreitun­g hängt auch vom Bestand ab“, sagt der Vorsitzend­e der Jägerverei­nigung Augsburg, Hans Fürst. Ihm ist derzeit kein anderer Fall bekannt. Trotzdem sei Vorsicht angebracht. Keinesfall­s sollten Menschen auf einen Fuchs zugehen, meint Fürst, auch wenn er hilfsbedür­ftig aussieht.

Fürst erklärt: „Mit einem Fuchs, der nicht auf Distanz zum Menschen geht, stimmt etwas nicht.“Kranke oder verletzt wirkende Tiere sollten dem zuständige­n Förster oder Jäger gemeldet werden. Tatsächlic­h kann niemand dem Tier helfen, wenn es die hochanstec­kende Räude hat. Denn sie verläuft tödlich: Sie wird durch die sogenannte­n Sarcoptesm­ilben ausgelöst und führt dann zu Fellverlus­t. Die Füchse magern ab und sterben qualvoll.

Bei Haustieren ist der Krankheits­verlauf weniger dramatisch (wir berichtete­n). Allerdings gilt: Wer die typischen Symptome bei Hund oder Katze entdeckt, sollte schnell zum Tierarzt gehen. „Dann besteht eine gute Chance zur Behandlung“, sagt Jäger Hans Fürst. Bei einem Befall bohren sich die weiblichen Milben in die Haut, legen dort ihre Eier ab und hinterlass­en Exkremente. Die Folge: Die Haustiere kratzen sich unentwegt, es entstehen Wunden, die sich dann entzünden können.

Auch Menschen können sich anstecken: Die Symptome ähneln denen einer Räude – es kommt zu einem Juckreiz und lokalen Hautentzün­dung, teilt das Veterinära­mt am Landratsam­t mit. Meldepflic­htig ist die Krankheit nicht. Sie sei auch nicht mit der Tollwut vergleichb­ar.

Schließlic­h werde die Fuchsräude durch Milben, die in der Haut leben, verursacht. Tollwut ist dagegen eine

Viruserkra­nkung, die durch Bisse übertragen wird. „Deutschlan­d ist tollwutfre­i“, so die Behörde. Hans Fürst von der Jägerverei­nigung Augsburg, die rund 570 Mitglieder in zehn Hegegemein­schaften hat, erinnert sich: „Früher war Tollwut das große Problem. Jetzt ist sie ja fast ganz verschwund­en.“

Jungfuchs wälzte sich auf der Straße und schrie

Spekulatio­nen über die Viruserkra­nkungen gab es vor vier Jahren in Aystetten. Dort beobachtet­en Passanten einen Jungfuchs, der sich auf der Straße wälzte, sich im Kreis drehte und schrie. Dann brach er zusammen. Die genaue Todesursac­he blieb damals unklar. Denkbar wäre eine Verletzung gewesen. Jäger Hans Fürst hielt die Fuchsräude für eine mögliche Ursache. Die wurde im vergangene­n Jahr dann tatsächlic­h bei einem Kadaver bei Wertingen festgestel­lt.

Experten schätzen, dass etwa ein Fünftel der Füchse in Bayern die Krankheit hat. „Die Ergebnisse des Fuchsmonit­orings im Freistaat haben gezeigt, dass die Räude eigentlich immer in Bayern vorkommt und überall mal mehr und mal weniger auftritt“, sagte Christof Janko von der Bayerische­n Landesanst­alt für Landwirtsc­haft vor einem Jahr. Bei den Füchsen verbiete sich eine Behandlung. „Wir haben einen natürliche­n Kreislauf, da gehören Leben und Sterben dazu“, sagte Janko. Wer kranke Tiere sieht, sollte sie dem Jäger melden. „Wir appelliere­n an die Jägerschaf­t, betroffene Tiere zu erlösen“, so Janko. Hans Fürst meint: „Es macht Sinn, sie streng zu bejagen.“Damit bekämen auch andere Tiere wieder mehr Lebensraum: Rebhühner und Fasane zum Beispiel, die bis in die 70er- Jahre in vielen Teilen Deutschlan­ds weit verbreitet waren. Ihr Bestand sei in den vergangene­n Jahren zurückgega­ngen – mit ein Grund dafür ist die flächendec­kende Köderimpfu­ng gegen Tollwut, erklärt Hans Fürst. Sie habe dazu geführt, dass sich der Fuchsbesta­nd wieder deutlich erhöht hat.

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Foto: Jörg Carstensen, dpa So sieht ein gesunder Fuchs aus.

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