Koenigsbrunner Zeitung

Laserunter­suchung verhindert Töten männlicher Küken

In Deutschlan­d werden jährlich 45 Millionen Baby-Hühner geschredde­rt. Eine neue Methode soll das ändern

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Berlin In den ersten deutschen Supermärkt­en gibt es nun Eier zu kaufen, die mit einer neuen Methode gegen das Kükentöten auf das Geschlecht überprüft wurden. „Mit diesem Verfahren gibt es für das Töten der männlichen Legehennen­küken auf Dauer keinen Grund mehr“, sagte Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU). Derzeit werden bei der Zucht von Legehennen allein in Deutschlan­d jährlich 45 Millionen männliche Küken getötet, da sie keine Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen wie Masthähnch­en.

Das an der Universitä­t Leipzig entwickelt­e Verfahren sei eine Weltneuhei­t und ein Durchbruch auf dem Weg, das massenhaft­e Töten männlicher Küken zu beenden, sagte Klöckner. Das Geschlecht wird dabei vor dem Ausbrüten im Ei erkannt. Mit einem Laser wird ein winziges Loch in die Schale gebrannt. So kann dem Ei Flüssigkei­t entnommen werden, die auf Geschlecht­shormone getestet wird. Männliche Küken schlüpfen damit erst gar nicht, ihre Eier werden zu Tierfutter verarbeite­t. Noch ist die Methode aber nicht serienreif, kann also nicht in allen Brütereien eingesetzt werden.

Wann das so weit sein könnte, wollte Klöckner nicht sagen. Es stehe auch noch nicht fest, ob die Betriebe zur Nutzung der neuen Methode verpflicht­et würden. Zunächst will die Ministerin auf eine „freiwillig­e Verpflicht­ung“setzen. „Wenn Brütereien sagen, das ist uns egal, kommen wir in eine andere rechtliche Bewertung der Sache“, erklärte sie.

Für die Brütereien sollen keine zusätzlich­en Kosten entstehen, kündigten die Anbieter des Verfahrens an. Stattdesse­n verlangen sie vom Handel eine Lizenzgebü­hr. Dadurch werden Eier von Legehennen, die mit der neuen Methode gezüchtet wurden, etwas teurer.

Diese Eier sollen zunächst in 223 Berliner Supermärkt­en der Ketten Rewe und Penny angeboten werden, bis Ende 2019 soll es sie in allen 5500 Supermärkt­en der Ketten geben. Der 6er-Pack koste zehn Cent mehr als ein 6er-Pack Freilandei­er, sagte der stellvertr­etende Vorstandsc­hef der Rewe-Gruppe, Jan Kunath. „Das sind Preissprün­ge, die Verbrauche­r akzeptiere­n.“

Die Geflügelwi­rtschaft zeigte sich skeptisch wegen des Verfahrens. „Es gilt unser uneingesch­ränktes Bekenntnis zum schnellstm­öglichen Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagskük­en, sobald eine Alternativ­e vorliegt“, erklärte der Verband. Dafür müsse das System aber praxistaug­lich und schneller sein als geplant. Der Bauernverb­and dagegen begrüßte den Vorstoß: „Diese Verfahren sollten baldmöglic­hst praxisreif gemacht werden und flächendec­kend in allen Brütereien zum Einsatz kommen“, forderte Generalsek­retär Bernhard Krüsken.

Tierschütz­er halten das Aussortier­en männlicher Küken nicht für sinnvoll. „Das ist keine Lösung im Sinne einer verantwort­ungsvollen Tierzucht, denn Hennen müssen auch weiterhin Höchstleis­tungen erbringen“, teilte der Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) mit. Die Geflügelwi­rtschaft müsse so umgestellt werden, dass Hühner sowohl zur Eier- als auch zur Fleischpro­duktion geeignet seien. So könne das Fleisch männlicher Küken vermarktet werden. Schon jetzt kann man im Handel Eier aus Brütereien kaufen, in denen weibliche und männliche Küken aufgezogen werden. Diese Bruderhahn-Eier sind teurer und damit laut Handel nicht massentaug­lich.

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Foto: dpa Hahn oder Henne? Das lässt sich schon im Ei feststelle­n.

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