Kommt ein Tempolimit auf der A8?
Verkehr Auf der ausgebauten Strecke zwischen Ulm und München gibt es häufiger Unfälle. Das Ministerium gibt die Planung für Schilderbrücken zwischen München und Augsburg frei
Augsburg Immer wieder kommt es auf der A8 zu schweren Unfällen und in deren Folge zu stundenlangen Staus. Inzwischen mehren sich in der Politik und unter Abgeordneten in der Region die Stimmen nach einem Tempolimit. Sei es temporär oder dauerhaft.
So spricht sich unter anderem die Landtags abgeordnete Simone Strohmayr (SPD) aus Stadtbergen für ein generelles Tempolimit von 120 Stundenkilometern auf der kompletten A8 zwischen dem Kreuz Ulm-Elch in gen und München aus. Dass ei beider momentanen Verkehrsdichte dringend erforderlich, sagt sie .„ Auch aus Sicherheitsgründen benötigen wir ein Tempolimit, wie die jüngsten Fälle zeigen“, sagt Strohmayr. In der Schweiz gebe es auf Autobahnen ein Limit von 120 Stundenkilometern– so etwas könne sie sich auch hierzulande vorstellen.
Der Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU) aus Neusäß sieht ebenfalls Bedarf für eine Temporegelung: „Es muss dringend etwas getan werden.“Durz will aber – wie das bayerische Verkehrs ministerium–keine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung. Erhält so genannte Telematik anlagen, die den Verkehr zumindest im gesamten Großraum Augsburg flexibel regeln, für sinnvoller. Die Technik könne vollautomatisch die je nach Verkehrsdichte erforderliche Geschwindigkeit errechnen oder auf Gefahren situationen reagieren.
Verkehrsminister Joachim Herrmann teilte zuletzt mit, der Freistaat Bayern habe gegenüber dem schlussendlich entscheidenden Bundes verkehrs ministerium nicht nur die A 8 rund um Augsburg, sondern auch den Bereich bis zur Anschlussstelle München-Obermenzing geltend gemacht. Inzwischen hat das Bundes verkehrs ministerium die Planungen genehmigt, die zuständige Autobahn direktion Süd bayern kann also mit der Arbeit starten.
Ganz billig wird das Projekt nicht, heißt es da. Die Kosten betragen nach Schätzung der Fachleute mindestens eine Million Euro pro Kilometer. Auch der Betrieb sei teuer. Allein die Personalkosten für einen Vier-Schicht-Betrieb zur Kontrolle würden sich auf etwa eine halbe Million pro Jahr summieren.
Die Autobahndirektion Südbayern hat daher bereits eine Wirtschaft lich keit sunter suchung in Auftrag gegeben. Damit soll nachgewie- sen werden, in welchem Verhältnis etwaige Kosteneinsparungen durch vermiedene Unfälle und Staus zu den Herstellungs- und Betriebskosten einer Anlage stehen.
Die günstigere Variante wäre ein striktes Tempolimit mit festen Schildern am Straßenrand. Anordnen
Für ein Tempolimit muss eine Gefahrenstelle vorliegen
müsste das die Autobahndirektion als zuständige Straßenverkehrsbehörde. Doch das kann diese nach eigener Aussage nicht ohne Weiteres tun. Für eine Geschwindigkeitsbeschränkung oder ein Überholverbot müsse generell eine Gefahrenstelle vorliegen. Die muss die Unfallkommission erkennen, die aus Mitgliedern der Polizei, der Verkehrsbehörde und des Baulastträgers besteht, sagt Direktionsspre- cher Josef Seebacher. Bei einer gut ausgebauten und neuen Strecke komme eine Beschränkung aber ohnehin nur ausnahmsweise in Betracht, heißt es in der Autobahndirektion Südbayern. Und von einem generellen Tempolimit auf deutschen Autobahnen sieht die Bundesregierung bisher ab.
Auf der A 8 gab es im ersten Jahr der durchgängigen Sechsspurigkeit 2016 im Dienstbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord – also zwischen den Landkreisen Günzburg und Dachau – bei knapp 892 Unfällen drei Tote sowie 349 Verletzte. Im Jahr darauf waren es wieder 892 Unfälle mit 288 Verletzten. Auf der alten, größtenteils zweispurigen A8 zählte die Polizei deutlich weniger Unfälle. 2012 waren es nur 771 und 211 Verletzte. Der ZehnJahres-Vergleich macht die Entwicklung noch deutlicher: Seit 2008 hat die Zahl der Verletzten auf der Strecke um 42 Prozent zugenommen.
Klar ist aber auch: Die geplanten Anlagen zur Geschwindigkeitsregelung oder ein Tempolimit dürften auf Protest stoßen. Das zeigen Erfahrungen der Autobahndirektion: „Es gibt rund um München viele Beschwerden von Autofahrern über diese Systeme“, heißt es in der Behörde. Die Tempo-Überwachung an den Schilderbrücken führt sogar so weit, dass wegen der vielen Prozesse, die „geblitzte“Autofahrer gegen den Bußgeldbescheid führen, Gerichte überlastet sind.
Entsprechende Erfahrungen damit hat beispielsweise das Amtsgericht Miesbach gemacht, wo alle Verkehrssünder landen, die auf der A 8 von einem fest installierten Blitzgerät am Irschenberg mit zu hoher Geschwindigkeit erwischt werden. Nirgendwo in Bayern gibt es mehr Temposünder.