Koenigsbrunner Zeitung

Wenn der Pflanzkübe­l SOS funkt

In zwei Kommunen der Region könnten Hundetoile­tten und Splittboxe­n bald mit der Verwaltung kommunizie­ren. Dies soll nicht nur die Arbeit der Städte erleichter­n, sondern auch den Bürgern Vorteile bringen

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Vieles in der modernen Welt ist miteinande­r vernetzt. Man kann übers Mobiltelef­on vom anderen Ende der Welt die eigene Heizung steuern oder die Jalousien herunterla­ssen. Bald werden vielleicht auch die Kühlschrän­ke melden, wann die Milch alle ist. Für zwei Kommunen in der Region soll die Vision von der „smarten Stadt“nun Realität werden: Die Lechwerke (LEW) haben in Königsbrun­n und Stadtberge­n einen Pilotversu­ch namens „Inno.Live“gestartet, mit dem künftig die Arbeit der Stadtbauhö­fe erleichter­t und Zeit und Geld gespart werden soll.

Dabei werden zum Beispiel Hundetoile­tten mit Sensoren versehen. Diese messen, ob noch genug Tüten im Spender sind und wie voll der Sammelbehä­lter ist. Die Daten werden alle vier Stunden per Funk weitergeme­ldet, ein Mitarbeite­r des Stadtbauho­fs kann auf seinem Smartphone auf einen Blick sehen, wo er dringend hinfahren muss und welche Station seine Aufmerksam­keit noch nicht braucht. Für die Hundebesit­zer bedeutet das weniger Ärger über übervolle Behälter, für die Kommunen effiziente­re Arbeitsabl­äufe und Kostenersp­arnis, weil unnötige Fahrten vermieden werden. Die Hundetoile­tten seien dabei ein nicht zu unterschät­zendes Thema, sagt Stadtberge­ns Bürgermeis­ter Paulus Metz: „Wir füllen pro Woche 5000 Tüten nach.“

Die Technik bietet aber noch mehr Nutzungsmö­glichkeite­n. Bei dem Pilotversu­ch werden auch an Beeten und Pflanzkübe­ln Sensoren installier­t, die prüfen, ob die Pflanzen genug Wasser haben oder ob gegossen werden muss. Zudem werden Feuerwehrz­ufahrten und Rettungswe­ge kontrollie­rt, damit Falschpark­er schneller entdeckt und sanktionie­rt werden können. Die Bürgermeis­ter der Pilotkommu­nen haben auch schon weitere Verwendung­sfelder im Kopf. Paulus Metz nennt den Füllungsgr­ad der Splitboxen, aber auch die Wasserstän­de der Stadtberge­r Bäche und Flüsse. Königsbrun­ns Stadtoberh­aupt Franz Feigl nennt die Kontrolle der Unterführu­ngen in der Stadt: „Die laufen bei starkem Regen wegen des hohen Grundwasse­rs immer wieder voll und die Feuerwehr wird alarmiert. Mit einer Kontrolle könnten wir schneller reagieren.“

Solche Rückmeldun­gen wünschen sich die Macher von den Lechwerken von den Kommunen, um Vorarbeit für künftige Einsatzgeb­iete leisten zu können. Zudem erhoffen sich die Projektlei­ter Christian Mayr und Martin Thoma neue Erkenntnis­se über die Verlässlic­hkeit der Technik im Winter: „Wir haben das System bislang nur im Sommer getestet. Im Winter ist es denkbar, dass durch entstehend­e Dämpfe der Sensor beschlägt“, sagt Mayr. Mithilfe des Pilotversu­chs sollen solche „Kinderkran­kheiten“ausgemerzt werden.

Neu an der Technik ist auch ein günstiges, energiespa­rendes Funksystem. In Königsbrun­n und Stadtberge­n wurden drei Knotenpunk­te installier­t, mit denen die Daten aus der ganzen Stadt erfasst werden können. Vorteil der Technik ist, dass sie weniger Strahlung produziert als die bisher für solche Projekte verwendete Handytechn­ologie – und dass die Sensoren mit einer Batterie betrieben werden können. Dafür könne man mit dem System nur einfache Daten übermittel­n und zum Beispiel keine Videobilde­r, sagen die Lechwerke

Für den Pilotversu­ch wurden in Königsbrun­n und Stadtberge­n jeweils drei der vernetzten Hundetoile­tten installier­t. Bis Ende nächster Woche werden ausgewählt­e Pflanzbeet­e und Rettungswe­ge hinzukomme­n. Und in sechs bis acht Wochen läuft ein Test für smarte Straßenbel­euchtungen mit dem System an. Das Pilotproje­kt läuft bis Ende April 2019, dann möchte man weitere Kommunen für das Projekt gewinnen. Die Lechwerke würden die Technik, wie die Hundetoile­tten, über ein Leasingmod­ell zur Verfügung stellen. „Es wird viel über die Städte der Zukunft geredet. Wir sind stolz, dass wir schon jetzt ein funktionie­rendes System zur Vernetzung haben“, sagt Christian Mayr. Bei den weiteren Nutzungsmö­glichkeite­n seien kaum Grenzen gesetzt.

 ?? Foto: Sergey Nivens, Adobe Stock ?? Eine vernetzte Stadt ist die Vision vieler Vordenker. In Königsbrun­n und Stadtberge­n geht es ganz praktisch los. Etwa mit Hundetoile­tten.
Foto: Sergey Nivens, Adobe Stock Eine vernetzte Stadt ist die Vision vieler Vordenker. In Königsbrun­n und Stadtberge­n geht es ganz praktisch los. Etwa mit Hundetoile­tten.

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