Was in den Schulen auf die Teller kommt
Gesund, bezahlbar und natürlich auch lecker: Das Mittagessen für Schüler muss vielen Ansprüchen genügen. Wie lässt sich das erreichen und funktioniert das in Augsburg?
Jan ist elf Jahre alt und Schüler des Maria Stern Gymnasiums. Er und seine Schulfreunde hatten sich etwas Gewagtes ausgesucht: „Hot Dogs!“Sie mussten etwas warten, aber ihre heiß geliebten Hot Dogs wurden vor den Osterferien serviert. Schülerwünsche werden fast immer berücksichtigt. Jeden Tag kocht die Pächterin Elisabeth Adolf in der Schulküche 200 Menüs für die Schüler des Maria-Stern-Gymnasium mit Realschule und offener Ganztagsschule. Maria Apitzsch, stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums von Maria Stern sagt: „Wir denken von den Kindern her.“Und Johanna, Jeremia, Jan, Tham-Tham, Vincent und Alexander, die am Mittagstisch sitzen, bestätigen das.
Heute gibt es Farfalle mit VierKäse-Soße und Parmesan oder Couscous-Salat mit Ofengemüse mit Fetakäse (auf Wunsch). Dazu Beilagensalat und Apfelmus aus Äpfeln des Klostergartens. Ein Menü kostet hier zirka 4,50 Euro. Die Augsburger Schulen Maria Stern, Maria Ward und St. Ursula gehören zum Schulwerk der Diözese Augsburg. Insgesamt betreut das Schulwerk 41 Schulen im Landkreis. Für die Koordination des Schulessens und der Reinigung der Schulen wurde vor über einem Jahr die Technikerin für Hauswirtschaft und Ernährung, Franziska Mayr, eingestellt. Sie sagt zu dem Thema: „Wir haben ein Leistungsverzeichnis erstellt, auf was wir genau Wert legen.“Es werde für jede Schule angepasst. Was darin steht, klingt nach dem, was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) diese Woche als wünschenswert und auch finanzierbar bezeichnet hat.
Franziska Mayr vom Schulwerk sagt: „Wir möchten, dass die Kinder täglich wechselnden Salat bekommen.“Im Leistungsverzeichnis stehe auch, dass der Anteil vorgefertigter Lebensmittel sehr gering sein muss. Und: „Es sollen möglichst viele Produkte aus der Region kommen. Bio-Lebensmittel auch, aber es muss bezahlbar bleiben.“Auf Basis dieses Leistungsverzeichnis können die Caterer (Lebensmittel-Lie- feranten) – oder wie bei Maria Stern Pächter – dann ihr Angebot abgeben.
Das städtische Jakob-FuggerGymnasium kommt auch ohne Caterer aus. „Bei uns wird im Haus gekocht und wir sind mit der Situation ganz glücklich“, sagt Schulleiter Wilhelm Kugelmann. Am „Fugger“kocht das Hausmeister-Ehepaar. „Auf Anregung der Eltern und der Schülerschaft haben wir eine ,Gesunde Pause’ eingeführt“, sagt Kugelmann. In der gibt es dann Gemüse, Obst und vegetarische Brotaufstriche. Ein Essen im Jakob-Fugger-Gymnasium kostet rund 3,50 Euro. Intern allerdings, so ist zu hören, gibt es am Fugger-Gymnasium auch Kritik, dass das Mittagessen noch nicht ausgewogen genug sei. Gemüse und Vegetarisches kommt den Kritikern deutlich zu kurz. Bio sei ebenfalls kein großes Thema.
Die durchschnittlichen Essenspreise bei den städtischen Schulen liegen laut Bildungsreferat der Stadt Augsburg zwischen 3,50 und 4,95 Euro. Das Fugger-Gymnasium ist eine von 41 Schulen, die von der Stadt Augsburg verwaltet werden. Die Mittagsbetreuung ist in erster Linie Aufgabe der Schulen. Die Stadt kann nur beratend und koordinierend eingreifen, teilt das Bildungsreferat der Stadt mit. Das sei laut einer Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus so geregelt.
Die Stadtratsfraktion der SPD sieht das anders. Erst am 19. Oktober hat sie in einer Pressemitteilung bemängelt, dass eine Zielvorgabe aus dem Jahr 2007 des Augsburger Stadtrates klar verfehlt wurde. Unter dem Label „Biostadt Augsburg“„sollte der Bio-Lebensmittel-Anteil im Schulessen 30 Prozent betragen. Momentan liegt er bei nur vier Prozent“, so Stadtrat Florian Freund: „Bei Caterern, die 62 Prozent der Schulen mit Essen versorgen, werden nur punktuell Bioprodukte angeboten.“Größter Kritikpunkt in der SPD ist, „dass von Seiten des Schulverwaltungsamtes keinerlei Angaben zur Qualität der Essensversorgung mit den Caterern enthalten sind“. Dem widerspricht das Bildungsreferat und verweist auf die „Arbeitsgemeinschaft Biostadt Augsburg“, die im Gesundheitsamt angesiedelt ist. „Das Schulverwaltungsamt begleitet die Schulen maßgeblich im Zuge der Caterer-Auswahl“, sagt das Bildungsreferat der Stadt Augsburg. Die SPD-Fraktion hatte eine Fachkraft-Stelle für Ernährungswissenschaft gefordert, die das Schulessen im Blick hat. Und diese Fachkraft kommt tatsächlich. Das wurde im Personalausschuss des Augsburger Stadtrates so beschlossen. Die neue Stelle wird im Gesundheitsamt angesiedelt, heißt es vom Bildungsreferat.
In der Bewertung dieser neuen Fachstelle sind sich SPD und CSU einig. Die SPD teilt mit: „Die Fachkraft Ökotrophologe unterstützt Schulfamilien und Caterer durch eine fachgerechte und intensive Beratung hinsichtlich dem Projekt „Bio-Coaching für Augsburger Schul-Caterer“. Die CSU meint: Damit wird ein wichtiger Impuls für die „Bio-Stadt Augsburg“gesetzt. Ob durch den höheren Bio-Anteil im Schulessen auch die Preise steigen werden, ist noch nicht geklärt.