Koenigsbrunner Zeitung

Schade, wenn ein Traditions-Lokal verschwind­et

- VON MIRIAM ZISSLER ziss@augsburger-allgemeine.de

Viele Augsburger haben am Donnerstag vor dem Cortina kurz innegehalt­en, den Aushang der Inhaber gelesen, durch die Schaufenst­er in das dunkle Eiscafé geschaut und ungläubig den Kopf geschüttel­t. Es hat tatsächlic­h zugemacht. Etwas, das für viele Augsburger gefühlt ein ganzes Lebens lang da war, gibt es nicht mehr. Das ist traurig.

Alle Kunden – und in 59 Jahren dürften es eine Menge gewesen sein – werden die eine oder andere Erinnerung mit dem Kult-Café in Verbindung bringen: ob es die einzigarti­ge Einrichtun­g war, die lächelnde Angelika Bez hinter der Theke oder das Lieblingsg­ericht auf dem Teller. Das inhabergef­ührte Lokal hatte seinen eigenen Charme entwickelt, dem viele verfallen waren.

Inhabergef­ührte Geschäfte sind das Salz in der Suppe einer Kommune und stechen aus dem Einheitsan­gebot vieler Ketten heraus. Denn bei ihnen gibt es eben keine Einheitsde­ko und keine Einheitska­rte. Die Inhaber entwickeln eigene Ideen, können individuel­l auf die Wünsche ihrer Kundschaft eingehen und geben ihrem Lokal ein Gesicht. Wenn diese Gesichter von der Bildfläche verschwind­en, die Namen von den Lokalen abgehängt werden, dann entsteht eine Leere, die nur schwer zu füllen ist. So ist auch der Aufschrei zu verstehen, der vor einiger Zeit laut wurde, als am ehemaligen Kino Capitol der Schriftzug entfernt wurde.

Auch wenn der tatsächlic­he Grund für die Schließung des Eiscafés nicht bekannt ist, sollte einem diese Schließung zu denken geben. Jeder sollte den inhabergef­ührten Laden, der ihm am Herzen liegt, unterstütz­en – den Zeitungski­osk an der Ecke, die Bar des Vertrauens, den Schuster, den Einzelhänd­ler oder den kleinen Tante-EmmaLaden. Wer weiß, wie lange es diese besonderen Anlaufstel­len in der Stadt noch gibt.

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