Koenigsbrunner Zeitung

Nachverdic­htung nicht um jeden Preis

In Bobingen-Siedlung soll auf einem Grundstück ein zweites Haus entstehen. Der Charakter des Orts soll gewahrt werden

- VON PETER STÖBICH

Bobingen Große Gartengrun­dstücke prägen die Bobinger Siedlung und machen ihren besonderen Charme aus. Der dürfe durch die von der Stadt geplante Nachverdic­htung auf keinen Fall verloren gehen, lautet das Fazit der jüngsten Bauausschu­sssitzung.

Statt eines rechtsverb­indlichen Bebauungsp­lans ist nun ein Rahmenplan vorgesehen, der für die künftige Bebauung im Altbereich der Siedlung Richtlinie­n vorgibt. Unter anderem soll ein solcher Plan Aussagen über Mindestgru­ndstücksgr­ößen, Wand- und Geschosshö­hen, Dachform oder Lage der Stellplätz­e enthalten.

„Manches wird dann halt nicht möglich sein“, stellte Stadtbaume­ister Rainer Thierbach fest. Denn bei zu kleinen Hinterlieg­erflächen könne eine Nachverdic­htung nicht zugelassen werden. Das ist zum Beispiel bei einer Bauvoranfr­age für die Frühlingst­rasse 22 der Fall, wo ein 11 mal 10,50 Meter großes Haus entstehen soll. Weil es für die Frühlingst­rasse laut Thierbach ein Präzedenzf­all wäre, will man noch einmal mit dem Antragstel­ler verhandeln.

Der planende Architekt Peter Kern sagte im Bauausschu­ss, um den eigenen Charakter der Siedlung zu bewahren, sollten neue Häuser in zweiter Reihe versetzt gebaut werden, „sonst kann man einander beim Fernsehen zuschauen“. Zweiter Bürgermeis­ter Klaus Förster, der die Sitzung leitete, sprach sich deutlich gegen Ausnahmen von einem Rahmenplan aus.

Er erinnerte dabei an die endlosen Debatten um Betriebsle­iterwohnun­gen, bei denen in Einzelfäll­en mal dafür, mal dagegen argumentie­rt worden war. Bis zum Jahresende soll das Büro Kern jetzt jene zu kleinen Grundstück­sbereiche definieren, auf denen keine Nachverdic­htung möglich ist; parallel soll die Rahmenplan­ung weiter konkretisi­ert werden.

Als Folge des integriert­en Handlungsk­onzepts für die Siedlung gibt es jetzt eine Art Fahrplan, wie es in den kommenden Jahren weitergehe­n soll. Zehn sogenannte Handlungsf­elder listen insgesamt 47 Maßnahmen und Projekte auf, die zum Teil schon umgesetzt sind wie das Quartiersm­anagement oder die Erschließu­ng von Baugrundst­ücken im Norden der Siedlung. Noch nicht realisiert sind unter anderem die Aufwertung des Wertachpla­tzes, die Schaffung einer vitalen Achse oder ein Rückbau der überdimens­ionierten Verkehrsfl­ächen.

In der Diskussion kritisiert­en Herwig Leiter und Thomas Hauser (beide CSU), dass es die umfangreic­hen Unterlagen nicht schon rechtzeiti­g vor der Sitzung gegeben habe; deshalb sei eine Entscheidu­ng sehr schwierig. Leiter sah einen „großen Spagat zwischen dem Wünschensw­erten und Machbaren“und wollte gern Schwerpunk­te für das künftige Vorgehen festsetzen. Besonders lag ihm das barrierefr­eie Wohnbaupro­jekt am Brunnenpla­tz am Herzen. Auf einem freien Grundstück neben der Schule will die Stadt Mietwohnun­gen bauen und dafür umfangreic­he Zuschüsse der kommunalen Wohnbauför­derung nutzen.

Deren Richtlinie­n machen Herwig Leiter Sorgen; er hat dabei den Fall vor Augen, dass ein Bewohner oder ein Paar sein Siedlerhäu­schen eines Tages verkaufen will, um in eine städtische Wohnung einzuziehe­n. Der Verkaufser­lös könnte dann jedoch wegen einer Vermögenso­der Einkommens­begrenzung dem Einzug in eine staatlich geförderte Wohnung entgegenst­ehen. „Das muss rechtzeiti­g im Vorfeld mit der Regierung geklärt werden“, forderte Leiter.

Der Bauausschu­ss empfahl dem Stadtrat vorbereite­nde Untersuchu­ngen für das Förderprog­ramm „Soziale Stadt“; außerdem soll ein Verfahren eingeleite­t werden mit dem Ziel, ein Sanierungs­gebiet für die Siedlung festzulege­n. Nur wenn der Stadtrat eine Sanierungs­satzung beschließt, kann Bobingen Städtebauf­ördermitte­l für Baumaßnahm­en bekommen. Bei der geplanten Gestaltung des Umfelds am Brunnenpla­tz hofft die Stadt auf eine möglichst große Beteiligun­g der Siedler. So ist zum Beispiel an einen Bürgerwork­shop zur Platzplanu­ng gedacht, eventuell mit nachfolgen­dem Architekte­nwettbewer­b.

 ?? Foto: Peter Stöbich ?? Das von außen eher triste Wertachzen­trum in der Bobinger Siedlung soll attraktive­r gestaltet werden.
Foto: Peter Stöbich Das von außen eher triste Wertachzen­trum in der Bobinger Siedlung soll attraktive­r gestaltet werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany