Nachverdichtung nicht um jeden Preis
In Bobingen-Siedlung soll auf einem Grundstück ein zweites Haus entstehen. Der Charakter des Orts soll gewahrt werden
Bobingen Große Gartengrundstücke prägen die Bobinger Siedlung und machen ihren besonderen Charme aus. Der dürfe durch die von der Stadt geplante Nachverdichtung auf keinen Fall verloren gehen, lautet das Fazit der jüngsten Bauausschusssitzung.
Statt eines rechtsverbindlichen Bebauungsplans ist nun ein Rahmenplan vorgesehen, der für die künftige Bebauung im Altbereich der Siedlung Richtlinien vorgibt. Unter anderem soll ein solcher Plan Aussagen über Mindestgrundstücksgrößen, Wand- und Geschosshöhen, Dachform oder Lage der Stellplätze enthalten.
„Manches wird dann halt nicht möglich sein“, stellte Stadtbaumeister Rainer Thierbach fest. Denn bei zu kleinen Hinterliegerflächen könne eine Nachverdichtung nicht zugelassen werden. Das ist zum Beispiel bei einer Bauvoranfrage für die Frühlingstrasse 22 der Fall, wo ein 11 mal 10,50 Meter großes Haus entstehen soll. Weil es für die Frühlingstrasse laut Thierbach ein Präzedenzfall wäre, will man noch einmal mit dem Antragsteller verhandeln.
Der planende Architekt Peter Kern sagte im Bauausschuss, um den eigenen Charakter der Siedlung zu bewahren, sollten neue Häuser in zweiter Reihe versetzt gebaut werden, „sonst kann man einander beim Fernsehen zuschauen“. Zweiter Bürgermeister Klaus Förster, der die Sitzung leitete, sprach sich deutlich gegen Ausnahmen von einem Rahmenplan aus.
Er erinnerte dabei an die endlosen Debatten um Betriebsleiterwohnungen, bei denen in Einzelfällen mal dafür, mal dagegen argumentiert worden war. Bis zum Jahresende soll das Büro Kern jetzt jene zu kleinen Grundstücksbereiche definieren, auf denen keine Nachverdichtung möglich ist; parallel soll die Rahmenplanung weiter konkretisiert werden.
Als Folge des integrierten Handlungskonzepts für die Siedlung gibt es jetzt eine Art Fahrplan, wie es in den kommenden Jahren weitergehen soll. Zehn sogenannte Handlungsfelder listen insgesamt 47 Maßnahmen und Projekte auf, die zum Teil schon umgesetzt sind wie das Quartiersmanagement oder die Erschließung von Baugrundstücken im Norden der Siedlung. Noch nicht realisiert sind unter anderem die Aufwertung des Wertachplatzes, die Schaffung einer vitalen Achse oder ein Rückbau der überdimensionierten Verkehrsflächen.
In der Diskussion kritisierten Herwig Leiter und Thomas Hauser (beide CSU), dass es die umfangreichen Unterlagen nicht schon rechtzeitig vor der Sitzung gegeben habe; deshalb sei eine Entscheidung sehr schwierig. Leiter sah einen „großen Spagat zwischen dem Wünschenswerten und Machbaren“und wollte gern Schwerpunkte für das künftige Vorgehen festsetzen. Besonders lag ihm das barrierefreie Wohnbauprojekt am Brunnenplatz am Herzen. Auf einem freien Grundstück neben der Schule will die Stadt Mietwohnungen bauen und dafür umfangreiche Zuschüsse der kommunalen Wohnbauförderung nutzen.
Deren Richtlinien machen Herwig Leiter Sorgen; er hat dabei den Fall vor Augen, dass ein Bewohner oder ein Paar sein Siedlerhäuschen eines Tages verkaufen will, um in eine städtische Wohnung einzuziehen. Der Verkaufserlös könnte dann jedoch wegen einer Vermögensoder Einkommensbegrenzung dem Einzug in eine staatlich geförderte Wohnung entgegenstehen. „Das muss rechtzeitig im Vorfeld mit der Regierung geklärt werden“, forderte Leiter.
Der Bauausschuss empfahl dem Stadtrat vorbereitende Untersuchungen für das Förderprogramm „Soziale Stadt“; außerdem soll ein Verfahren eingeleitet werden mit dem Ziel, ein Sanierungsgebiet für die Siedlung festzulegen. Nur wenn der Stadtrat eine Sanierungssatzung beschließt, kann Bobingen Städtebaufördermittel für Baumaßnahmen bekommen. Bei der geplanten Gestaltung des Umfelds am Brunnenplatz hofft die Stadt auf eine möglichst große Beteiligung der Siedler. So ist zum Beispiel an einen Bürgerworkshop zur Platzplanung gedacht, eventuell mit nachfolgendem Architektenwettbewerb.