Koenigsbrunner Zeitung

Der Besen fegt über das Schlagzeug

Das Johannes-Ochsenbaue­r-Trio wählt in Graben eine besondere Aufstellun­g auf der Bühne

- VON UWE BOLTEN

Graben Der Bass mit seinem hölzernen Klang, ein- und mehrsaitig gespielt, war das einzige Instrument, das leicht verstärkt durch den offenen Raum der Bücherei im Kulturzent­rum drang. Für Schlagzeug und Piano reichte die natürliche Lautstärke, um an die Ohren der etwa 50 Zuhörer zu dringen. Das Johannes Ochsenbaue­r Trio präsentier­te zu seinem zehnjährig­en Bestehen unter dem Motto „Never Change a Swingin’ Team“ein buntes, äußerst ansprechen­des Programm quer durch die „Straight-Ahead-Jazz“-Welt.

Um Stücke aus dem Bereich „Latin-Jazz“erweitert, glänzte das Trio mit ihren in der Hauptsache interpreti­erten Swing-Titeln durch Spielfreud­e, Virtuositä­t und blindem Verständni­s. „Weil wir uns so gut verstehen, können wir auch die sogenannte Oscar-Peterson-Aufstellun­g wählen“, sagte Pianist Tizian Jost nach der Vorstellun­g. Während üblicherwe­ise der Pianist mit Blickricht­ung zu den anderen Musikern spiele, sitze bei der Variante der Pianist bei geöffnetem Pianodecke­l mit dem Rücken zu seinen Mitspieler­n. „Damit hören wir uns einfach besser und können mehr aufeinande­r eingehen“, begründete Bandleader und Bassist Johannes Ochsenbaue­r die Aufstellun­g.

Somit war es nicht verwunderl­ich, dass die Abstimmung der Band, die als dritten Mitspieler Johannes Keul am Schlagzeug hatte, klanglich den Raum sehr ausgewogen füllte.

Neben Stücken von Cole Porter und Oscar Peterson sowie einigen weniger bekannten Komponiste­n standen Werke und Arrangemen­ts des Bandleader­s auf dem Programm. Der bekannte Jazz-Bassist Ochsenbaue­r gab den Stücken durchgehen­d die Handschrif­t seines Instrument­es. Mit seinen mal kraftvolle­n, mal zärtlich gespielten Flächenklä­ngen sorgte er für den akustische­n Boden; seine Melodiepas­sagen und Soli stellten Leckerbiss­en für den Jazz-Fan dar. Über das gesamte Griffbrett gleitend, war seine Liebe für das Instrument sowie die hohe Musikalitä­t deutlich spürbar.

Mit Keul am Schlagzeug besaß das Trio nicht nur einen bemerkensw­erten Träger des rhythmisch­en Gerüstes, sondern auch einen Solisten, der über das gesamte Konzert hinweg seinem Instrument, dass jazztypisc­h eher minimalist­isch bestückt war, eine Nuancenvie­lfalt entlockte, die weit über das Rühren und Schlagen mit dem Jazzbesen hinausging. Es ist Eigenart des sogenannte­n Straight-Ahead-Jazz, die Titel in der Reihenfolg­e Thema, Improvisat­ion, Thema zu spielen. Dabei kam dem Piano, meisterlic­h gespielt durch Tizian Jost, eine entscheide­nde Rolle zu. Die Stücke einleitend, zu den Soli seiner Mitspieler akzentuier­t überleiten­d oder selbst solistisch mit großer Fingerfert­igkeit und Gefühl improvisie­rend, setzte er Marken im Vortrag des Trios, ohne sich in den Vordergrun­d zu spielen.

Oft spielte Jost mit geschlosse­nen Augen, obwohl er eine Partitur vor sich hatte. „Ich spüre die Musik, da brauch ich nicht auf das Blatt zu schauen“, sagte er. Die Besucher waren vom Konzert, das Leben, Kraft, Energie, Spaß, Schwung, aber auch sentimenta­le Momente verkörpert­e, begeistert. Nach der Verleihung des „Goldenen Gräbinger Schweißtuc­hs“, ein Handtuch als Gastgesche­nk von Bürgermeis­ter Andreas Scharf an die Künstler, verabschie­deten die Zuhörer das Trio mit viel Applaus in die Nacht.

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Foto: Uwe Bolten Mit dem Rücken zum Schlagzeug­er Michael Keul und Bandleader Johannes Ochsenbaue­r spielte Tizian Jost am Piano seine Passagen.

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