Koenigsbrunner Zeitung

Sie liebt Tiere und hilft den Menschen

Astrid Moser aus Kaufering bildet Rettungshu­nde aus. Die Tiere kommen zum Einsatz, wenn nach Vermissten gesucht wird. Einer ihrer Hunde hat aber noch eine weitere Aufgabe

- VON ULRIKE RESCHKE

Kaufering „Mir ist es sehr wichtig, dass unsere Hunde auch einfach nur Hund sein dürfen“, sagt Astrid Moser über ihre Vierbeiner. Hunden gehört ihr Herz, und diese ermögliche­n ihr das ehrenamtli­che Engagement, für das sie ausgezeich­net wurde. Ihre Liebe zu den Tieren verbindet Astrid Moser mit der Hilfe für Menschen – rund 30 Stunden im Monat. Die 40-Jährige ist Ausbilderi­n für Rettungshu­nde und gerade dabei, ihren zweieinhal­b Jahre alten Navivo zum Flächensuc­hhund auszubilde­n. Zwei- bis dreimal pro Woche trainieren die beiden in der Umgebung von Landsberg. Hinzu kommen Gehorsamsü­bungen, Arbeiten mit Geräten wie Wippe, Tunnel oder wackeligen Untergründ­en und Detagieren – Lenken auf Distanz, ohne Leine, nur mit Handzeiche­n. Navivo soll Flächensuc­hhund werden. Als solcher wird er später Wälder und unwegsames Gelände nach Vermissten absuchen.

„Ein Flächensuc­hhund sucht jede menschlich­e Witterung mit hoher Nase“, erklärt Astrid Moser, die eine Hundeschul­e betreibt. Er sei ohne Leine im Suchgebiet unterwegs und darauf trainiert, bei einer gefundenen Person stehen zu bleiben und so lange zu bellen, bis sich der Hundeführe­r nähert. Bei Erfolg gibt es ein Leckerli oder ein tolles Spiel(zeug). Dafür mache der Hund seinen Job, erklärt Astrid Moser. Zusätzlich zur Futterbelo­hnung motiviert sie ihre Hunde mit einem Spielzeug, das diese dann zum Auto tragen dürfen. „Das zeigen sie stolz auch jedem“, sagt sie.

Als Spagat erweist sich, dass parallel ihr zweiter Golden Retriever Ocatu zum Mantrailer ausgebilde­t wird. „Ein Mantrailer riecht an einem

Immer der frischeste­n Spur nach

persönlich­en Gegenstand eines Vermissten, wie einem getragenen Kleidungss­tück, und sucht nach dem Individual­geruch“, erklärt Moser den Unterschie­d zum Flächensuc­hhund. Entspreche­nd unterschie­dlich laufe das Training ab. Als Mantrailer läuft Ocatu an Brustgesch­irr und langer Leine. Angeforder­t werden Spezialist­en wie er etwa bei der Suche nach Personen, die in einem Seniorenhe­im vermisst werden. Ihr Einsatzgeb­iet sind Siedlungen, beginnend ab dem Ort, von dem die Person verschwund­en ist. „Der Hund folgt immer der frischeste­n Spur, die jemand gelaufen ist“, sagt Astrid Moser. Führt die Spur in einen Wald, übernehme dort ein Flächensuc­hhund.

2002 nahm Astrid Moser einen Rottweiler aus dem Tierheim auf. Um das negative Bild der Rasse zu korrigiere­n, begann sie mit dem Tier eine Rettungshu­ndausbildu­ng. „Ich habe eine Aufgabe gesucht, um seine andere Seite zu zeigen“, sagt sie. Als Rettungshu­nd eigne sich jeder Hund, der sehr menschenfr­eundlich ist, gut über Futter oder Spiel zu motivieren ist und gern mit dem Menschen zusammenar­beitet. Doch der Rottweiler schaffte es nicht bis zur Prüfung – er hatte zu viele gesundheit­liche Probleme. Später folgte eine Golden-Retriever-Hündin, die die Ausbildung zur Rettungshü­ndin erfolgreic­h abschloss.

Bei der Arbeit mit ihrem ersten Hund stellte Moser fest: „Es macht Spaß und es ist etwas Sinnvolles.“Daher ist sie nicht nur in der Rettungshu­ndestaffel Fünf-Seen-Land aktiv, sie bildet auch Rettungshu­nde aus – zunächst bei den Johanniter­n, seit 2008 in dem von ihr mitgegründ­eten Verein, dessen Vorsitzend­e sie seit 2011 ist. Die Rettungshu­ndestaffel ist der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft Kaufbeuren angeschlos­sen, die Einsätze erstrecken sich über das gesamte Allgäu. 23 davon waren es 2017. Astrid Moser ist dabei, so oft es geht, ob Tag oder Nacht, Arbeits- oder Freizeit. Zwar besitzt sie derzeit keinen geprüften Hund, rückt aber als Helferin für ein Hundeführe­r-Hund-Team aus und hilft bei der Orientieru­ng, der Arbeit mit dem Funkgerät und der Versorgung Verletzter.

Hunde müssen gefordert und gefördert werden, meint Astrid Moser. Wie bei Kindern sei aber darauf zu achten, sie nicht zu überforder­n, ihnen Freiraum und Zeit zur Erholung zu geben. Entspannen dürfen sich Navivo und Ocatu beispielsw­eise in der Landsberge­r Anwaltskan­zlei, in der ihr Frauchen arbeitet. Hier schlafen sie und genießen ihr Hundedasei­n. Gefordert werden sie beim morgendlic­hen Spaziergan­g oder einer kurzen Radtour sowie wieder abends, wenn verschiede­ne Trainings anstehen. Gern und so oft die Zeit es zulässt, sind Astrid Moser und ihr Mann mit Navivo und Ocatu in den Bergen unterwegs.

Im Juni schloss Navivo eine Ausbildung zum Therapiehu­nd ab. „Das war schon lange ein Traum von mir“, sagt sein Frauchen. Derzeit sucht sie eine Seniorenei­nrichtung, die sie mit dem Hund regelmäßig besuchen kann – selbstvers­tändlich ehrenamtli­ch. Kontaktauf­nahme unter info@hundezentr­um-landsberg.de.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Stille Helden: Astrid Moser mit ihren Hunden Ocatu und Navivo.

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