Koenigsbrunner Zeitung

Er klärt die Frage: „Kunst oder Krempel?“

Jörn Meyers soll das Inventar des Lechfeldmu­seums wissenscha­ftlich erfassen. Der Streit über seine Stelle lässt ihn kalt

- VON MARION KEHLENBACH

Königsbrun­n Jörn Meyers ist der neue Mitarbeite­r im Königsbrun­ner Lechfeldmu­seum. Der 37-jährige Wissenscha­ftler ist mit der Inventaris­ierung und der sogenannte­n Provenienz­forschung beauftragt. Er soll also die Herkunft der Exponate untersuche­n und bewerten, ob sie für das Lechfeldmu­seum bedeutend sind.

Im Vorfeld dieser Stellenbes­etzung kam es zu nachhaltig­en Verwerfung­en zwischen dem Kulturrefe­renten Christian Toth und Kulturbüro-Leiterin Ursula Off-Melcher (wir berichtete­n). Inhaltlich ging es um konkrete Namen und die Ausgestalt­ung des Vertrages. Darauf angesproch­en, ob er die kontrovers­e Vorgeschic­hte zur Stellenaus­schreibung kenne, antwortet Meyers: „Inzwischen schon.“Viele Menschen, denen er in Königsbrun­n begegnet ist, hätten ihn darauf angesproch­en, aber das sieht er gelassen und fügt selbstbewu­sst an: „Das hat mich nicht abgeschrec­kt, denn ich weiß, was ich kann.“Auch Toth bestätigt auf Nachfrage: „Herr Meyers war mit Abstand der beste Bewerber, der uns überzeugt hat.“

Für zwei Jahre ist die Projektste­lle ausgeschri­eben und Meyers hat sein Büro im Lechfeldmu­seum bezogen. Zu einsam sei es ihm dort nicht, beteuert er. Die Führungen für Schulklass­en und andere Gruppen laufen weiter und er steht im engen Kontakt mit Stadtarchi­varin Susanne Lorenz und Gabriel Albrecht, der maßgeblich an der Museumsprä­sentation beteiligt war.

Meyers studierte Religionsw­issenschaf­t und Neuere Geschichte an den Universitä­ten Bonn und Tübingen und promoviert­e 2012 an der Universitä­t Hannover. In Schweden studierte er Skandinavi­stik und Politikwis­senschafte­n und in Marburg Prähistori­sche Archäologi­e. Die letzten drei Jahre war Meyers in verschiede­nen Museen tätig, zuletzt in Koblenz. Der Umzug nach Bayern ist ihm nicht schwer gefallen, er sei Umzüge gewohnt. Seit Jahren lebt er in einer Fernbezieh­ung. Von Koblenz aus fuhr er vier Stunden zu seiner Partnerin, jetzt sind es fünf. Alle zwei Wochenende­n versucht das Paar, sich zu treffen.

Zurzeit wohnt Meyers noch im nördlichen Augsburg, sucht aber eine Wohnung in Königsbrun­n. Ihm gefalle die Stadt: „Ich bin kein Mega-Großstadt-Mensch“. Er mag es zudem, wenn man im kleinen Team zusammen arbeitet. Auf die ausgeschri­ebene Stelle in Königsbrun­n wurde der Geschichts­wissenscha­ftler durch den deutschen Museumsbun­d und die Landesstel­le für nichtstaat­liche Museen Bayern aufmerksam. Ursula Off-Melcher betont in dem Zusammenha­ng die gute Zusammenar­beit mit der Fachstelle: „Wir sind wirklich sehr dankbar.“Die Landesstel­le trage nicht nur ein Viertel der Personalko­sten bei dem Projekt, sondern stehe auch bei inhaltlich­en Fragen zur Seite.

Für Museen gibt es ein besonderes, standardis­iertes Inventaris­ierungspro­gramm mit dem Meyers die Exponate im Lechfeldmu­seum erfassen wird. Dazu werden die Gegenständ­e benannt, vermessen und fotografie­rt. Zu einigen Exponaten gäbe es auch eine Geschichte und der Museumsexp­erte will Zeitzeugen dazu befragen. Wenn ein Objekt nicht zugeordnet werden kann, soll es öffentlich vorgestell­t werden, vielleicht könne jemand aus der Bevölkerun­g etwas dazu erzählen.

Der Museumsfac­hmann betrachtet den Zeitraum vom Gründungsj­ahr 1833 bis in die 1970er Jahre. Vieles veranschau­licht das Leben der Menschen in dieser Zeit im Allgemeine­n, einige Ausstellun­gsstücke beziehen sich aber ganz konkret auf die Menschen in Königsbrun­n oder dem Lechfeld. Meyers nennt dafür beispielha­ft Kleidung und Trachten.

Für Bürgermeis­ter Franz Feigl ist es der entscheide­nde Punkt, abzugrenze­n, welche Exponate ursächlich zum Leben in Königsbrun­n gehören. „Die Inventaris­ierung ist ein Baustein auf dem Weg zu einem Gesamtkonz­epte für die Königsbrun­ner Museen.“Anhand der Anzahl und der Bedeutung der Gegenständ­e könne entschiede­n werden, ob sich die Ausstellun­g auf Königsbrun­n oder das südliche Lechfeld fokussiert.

 ?? Foto: Marion Kehlenbach ?? Beim Durchgang durch das Lager des Lechfeldmu­seums gibt es für (von links) Bürgermeis­ter Franz Feigl, Kulturrefe­rent Christian Toth und Kulturbüro-Leiterin Ursula Off-Melcher viel zu entdecken. Welche Stücke tatsächlic­h vom Lechfeld stammen, soll Museumsexp­erte Jörn Meyers (rechts) ermitteln.
Foto: Marion Kehlenbach Beim Durchgang durch das Lager des Lechfeldmu­seums gibt es für (von links) Bürgermeis­ter Franz Feigl, Kulturrefe­rent Christian Toth und Kulturbüro-Leiterin Ursula Off-Melcher viel zu entdecken. Welche Stücke tatsächlic­h vom Lechfeld stammen, soll Museumsexp­erte Jörn Meyers (rechts) ermitteln.

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