Und plötzlich ist die Vorfreude da
In ein paar Tagen beginnt der Christkindlesmarkt. Bislang fand ich die Vorstellung absurd. Bis ich in diesen Korb kletterte
aus Goldpapier gebastelt haben, binden die Männer an den Zweigen der Nordmanntanne fest. Für den 25-jährigen Roth ist das immer ein besonderer Moment, sagt er. „Dann macht sich bei mir Weihnachtsstimmung breit.“Na also, dann geht es nicht nur mir so.
Am liebsten würde ich mir gleich daheim auch einen Baum reinstellen. „Näh“, sagt Roth dazu. „Bei mir kommt keiner ins Haus. Ich schmücke jedes Jahr fünf bis sieben Bäume in der Stadt. Danach habe ich keine Lust mehr darauf.“Also doch kein Weihnachtsromantiker, stelle ich etwas ernüchtert fest. Der Korb des Hubwagens landet mit mir wieder auf dem Rathausplatz. Ich bedanke mich für den Ausflug und trage meine weihnachtliche Stimmung in mir mit.
Überall auf dem Rathausplatz geht es geschäftig zu. Es sind ja auch nur noch elf Tage bis zur Eröffnung des Christkindlesmarktes. Das weiß auch Reinhard Bauer. Zusammen mit seinen Kollegen einer Elektrofirma verlegt er sämtliche Stromkabel zu den vielen Buden. Dafür muss Bauer auch auf eine Leiter steigen. Mehrere Tonnen Kabel würden sie verwenden, ruft er zu mir herunter. Ja, und wo kommt der Strom her?, ruf ich zu ihm hoch. Er zeigt zum Augustusbrunnen. „Von da zum Beispiel. Unter dem Brunnen ist es richtig hohl. Da kann man Party machen“, schreit er jetzt herun- ter. Es fährt gerade eine Straßenbahn vorbei. Ich bedanke mich schreiend und ziehe weiter. Eine Party unter dem Augustbrunnen. Ich grübele vor mich hin, wie die theoretisch aussehen könnte und lande unten in der Altstadt. Auch da bereitet man sich auf Weihnachten vor. Nur anders. Katrin Bagatella und ihr Mann Christian haben ihr Eiscafé Tutti Frutti schon geschlossen. Im Laden wird ein letztes Mal geputzt, bevor es in die Winterpause geht. „Wie genießen jetzt die Familienzeit, die uns im Sommer fehlt“, erzählt Bagatella. Zwischendurch wollen sie Eismessen besuchen und sich Anregungen holen. Im Februar soll das Eiscafé wieder eröffnen. Von da ab sind es nur sechs Monate, bis die ersten Lebkuchen wieder in den Supermärkten stehen, überlege ich und bekomme schon wieder einen Hals.
43, liebt an Augsburg vor allem die Altstadt mit den vielen, kleinen Geschäften.
***
Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Elternzeit“mit Ansichten und Geschichten aus dem Familienleben.