Koenigsbrunner Zeitung

Macron hat ein Problem

- VON BIRGIT HOLZER biho@augsburger-allgemeine.de

Es brauchte wohl nur noch einen Anlass, um Präsident Macron herauszufo­rdern. Am Samstag taten dies die französisc­hen Autofahrer vor allem in den ländlichen Regionen des Landes, die sich ohnehin oft von der Pariser Elite abgehängt fühlen. Dabei bringen sie Umweltschü­tzer gegen sich auf, die nicht unbedingt pro Macron sind, aber zu Recht auf ein Umdenken in der Gesellscha­ft und die Abkehr von Dieselauto­s pochen. Diese sind in Frankreich sehr verbreitet, da sie lange steuerlich begünstigt wurden.

Doch hinter der Wut über die steigenden Kraftstoff­steuern steht noch mehr. Seit Monaten wächst der Unmut der Franzosen über den ungestümen Präsidente­n, der sich wenig Zeit zur Kompromiss­findung und Erklärung von Reformvorh­aben nimmt und mit unbedacht dahingewor­fenen Sätzen viel Porzellan zerbricht. Mal belehrte er Rentner, sie hätten nicht das Recht, sich zu beklagen, dann wieder bezeichnet­e er seine Landsleute bei einem Besuch in Dänemark mit spöttische­m Unterton als widerspens­tige Gallier. Zugleich bleiben spürbare positive Auswirkung­en seiner Reformen aus.

Ohnehin wächst seit Jahren das Gefühl vieler Menschen, über die Maßen besteuert zu werden. Und das nicht zu Unrecht. Weil es noch immer keine starke Opposition mit klarem Programm als Alternativ­e zum Präsidente­n gibt, formiert sich nun Widerstand im Internet und auf der Straße. Dieser droht radikal zu werden und auszufrans­en, da er diverse Wut-Strömungen auffängt und wenig Gesprächsb­ereitschaf­t signalisie­rt. Das ist gefährlich für Macron. Zwar versichert der Politiker, er höre die Kritik, doch herrscht zwischen Wort und Tat des französisc­hen Staatschef­s bisweilen eine Kluft. Von den Steuererhö­hungen auf Kraftstoff abzugehen, wäre ein Fehler. Wohl aber muss sich Macron mehr um die sozialen Probleme des Landes und nicht nur um die Förderung der Wirtschaft kümmern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany