Koenigsbrunner Zeitung

Der Superstar der Psychothri­ller-szene

Krimiautor Sebastian Fitzek liest in Schwabmünc­hen. Und wie

- (rr-)

Schwabmünc­hen Er ist der Superstar der deutschen Psychothri­ller-szene. Zu seinen Lesungen kommen teilweise mehr als 3000 Fans. Seine Bücher werden in zahlreiche Sprachen übersetzt, in Hörbücher verwandelt, auf Bühnen gespielt und verfilmt. Sebastian Fitzek räumte schon unzählige Preise ab und stiftet sogar selbst einen. Der 47-Jährige ist aus der Krimiszene nicht mehr wegzudenke­n. Und jetzt war er in Schwabmünc­hen. Und wie.

So voll ist die Stadthalle in Schwabmünc­hen selten. Veranstalt­er Hans Grünthaler von der Buchhandlu­ng Schmid hatte sie gemietet, um dem großen Ansturm einer Fitzek-lesung gerecht zu werden. Und trotzdem war sie innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Und als der Berliner auf die Bühne kam, brandete riesiger Applaus auf. Sein Äußeres und sein Auftreten wollen so gar nicht zu den schrecklic­hen Personen passen, die er in seinen Büchern bildlich werden lässt. Er selbst bezeichnet sich als Günther-jauch-verschnitt und widerspric­ht logischerw­eise dem anhaltende­n Gerücht, er sei schon gestorben. Mit seiner sympathisc­hen Art landet er sofort in den Herzen auch derer im Publikum, die ihn noch nicht persönlich kannten.

Bevor er allerdings aus seinem Buch „Der Insasse“zu lesen beginnt, erzählt er, von sich, von seiner Art zu schreiben, von den fantastisc­hen Arten des Kopfkinos, die durch seine Bücher erzeugt werden. „Männer und Frauen haben beim Lesen ganz unterschie­dliche Vorstellun­gen von dem, was sie gelesen haben.“Das fand er bei einem Experiment unter Laborbedin­gungen heraus und zeigt dazu einen kleinen Film, der dem Publikum wie den Probanden den Schreck in die Glieder fahren lässt. Und Fitzek erzählt noch etwas Erstaunlic­hes: „Langeweile ist etwas ganz Wichtiges für mich. Denn dann fallen mir die besten gruseligen Geschichte­n ein.“

Und dann beginnt er aus einem gemütliche­n Sessel heraus zu lesen, nicht lange, dafür sehr packend. Die Besucher kleben an seinen Lippen, lassen ihrem Kopfkino freien Lauf, immer dem Gruseln entgegen. Im richtigen Moment bricht der Autor ab, reißt die Zuhörer aus der Spannung, bringt sie zum Lachen, erzählt von seinen Kindern, untauglich­en Erziehungs­versuchen und dann von der Idee, die hinter seinem Buch steckt.

Max Berkhoff, ein kleiner Junge, verschwind­et spurlos. Die Polizei glaubt, den Täter zu kennen, doch der gibt sein Geheimnis nicht preis. Da er wegen anderer perverser Morde in der Psychiatri­e sitzt, lässt sich Vater Till Berkhoff zum Schein ebenfalls dort einweisen, und versucht, die Wahrheit herauszufi­nden. Was dann passiert, das erfahren die Fitzek-fans in Schwabmünc­hen natürlich nicht. Auch deshalb geht das Buch in Massen über den Ladentisch, und nicht nur das. Etwa zwei Drittel aller Besucher wollen ein handsignie­rtes Werk ergattern, was für alle zum Geduldsspi­el wird, das gerne hingenomme­n wird.

So ganz nebenbei erfahren die Besucher eine Menge über Fitzek selbst: „Das Böse an sich und die Serientäte­r interessie­ren mich nicht so sehr, sondern was mit den Opfern und den Angehörige­n durch die Taten passiert, also die Folgen der Gewalt. Also: Was macht es mit dem Vater, dass sein Sohn entführt wurde?“

Lange und akribisch recherchie­rte Fitzek für „Der Insasse“, erzählt spannende und unglaublic­he Dinge, auf die er während seine Untersuchu­ngen gestoßen ist, wirft sein Publikum immer wieder hin und her zwischen Gruseln, Spannung, unglaublic­hen Fakten und Lachen.

Pause gab’s keine. Die Zeit verging wie im Flug. Die Faszinatio­n war vollkommen. Die Signaturst­unde dauerte ungewöhnli­ch lange.

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Foto: Radloff Sebastian Fitzek liest in Schwabmünc­hen.

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