Zauberhafter Budenzauber?
Kirchen kritisieren, dass Weihnachtsmärkte zu früh eröffnen
Darauf können sich gläubige Christen schnell einigen: Nikolaus und Christkind bringen im Dezember Geschenke – und der Weihnachtsmann, dieser Rentierschlitten fahrende Rauschebartträger, kann einpacken! Das katholische Bonifatiuswerk etwa ruft alle Jahre wieder eine „Weihnachtsmannfreie Zone“aus. Schließlich steht der heilige Nikolaus aus kirchlicher Sicht für wahre Nächstenliebe und nicht für Ware – wie der Weihnachtsmann, der seinen Kritikern als Sinnbild schnöden Konsums und Erfindung des Usgetränkeherstellers Coca-cola gilt.
Womit wir bei den Budenstädten wären, die gerade landauf, landab errichtet werden: die Weihnachtsmärkte. Während der Augsburger wie viele andere erst am 26. November eröffnet, verwandelt der Lindauer seit Donnerstag die Stadt „in eine Weihnachtsinsel“und der in Essen seit 16. November „die Essener City in ein historisches Dorf in Fachwerkoptik“, wie es auf lindau.de und ruhr-tourismus.de heißt. Im Essener Stadtteil Steele herrscht sogar seit 9. November vorweihnachtlicher Budenzauber. Was nicht bloß den Pressesprecher des katholischen Essen stört.
Auch Johannes Minkus, Sprecher der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, kann darüber
Bistums nur den Kopf schütteln. „Weihnachtsmärkte gehören in die Adventszeit und sollten frühestens nach dem Totensonntag öffnen“, sagt er. An jenem Tag, dem 25. November, werden in evangelischen Kirchengemeinden die Namen aller Verstorbenen des zu Ende gehenden Jahres verlesen. „Und danach kommen die Leute aus der Kirche und müssen an den Glühweinständen vorbei. Das finde ich unpassend.“
Im tief katholischen Altötting übrigens eröffnet der Christkindlmarkt am 24.
November; tags drauf ist verkaufsoffener Sonntag.