Augsburger verteidigen ihren Hotelturm
In einem Online-quiz wird das Gebäude als hässlich bezeichnet. Das sehen die Einheimischen natürlich anders
Gefällt Ihnen eigentlich der Hotelturm? Einer Autorin von offensichtlich nicht. In dem Jugendangebot von wird Augsburgs höchstes Gebäude gar als ein Schandfleck bezeichnet. Das wollen manche Fuggerstädter nicht auf sich sitzen lassen. Für viele ist der Hotelturm etwas Besonderes. Ein bekannter Augsburger hat ihn sich sogar tätowieren lassen.
„Erkennst Du diese Städte an Ihrem Schandfleck?“lautet die Frage eines Quiz auf Darin wird erklärt, dass man Städte immer an ihren Wahrzeichen, wie etwa den Kölner Dom oder das Brandenburger Tor in Berlin erkennen kann. Doch mit hässlichen Orten in Städten sei das schwieriger, bemerkt die Autorin. Und schwups reiht sich in die Bilder des „Schandfleck-quizzes“der 158 Meter hohe Hotelturm (inklusive Antenne) ein. „Ich mag unseren Hotelturm“, verteidigt Leserin Michaela Reiter den Hotelturm auf dem Instagram-profil der Augsburger Allgemeinen.
Das Gebäude sei zwar Geschmackssache, aber sicherlich kein Schandfleck. Er gehöre einfach zur Silhouette der Stadt dazu, findet auch Jasmin Minimin. Michael Johler, der gerne Fotos vom Hotelturm aus knipst, setzt sich ebenfalls für ihn ein. Für den Studenten ist der Turm so besonders, dass er sich zu besonderen Anlässen in der Junior Suite des Dorint Hotels im 34. Stock einmietet, wie er erzählt. „Wenn ich etwa mit meiner Freundin Jahrestag feiere oder sie Geburtstag hat.“Dann genießt das Paar den Blick vom höchsten Punkt der Stadt aus. „Da ist es auch egal, wie schlecht das Wetter ist. Der Blick ist immer super“, sagt der 24-Jährige, der schon atemberaubende Sonnenuntergänge
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vom Balkon im 34. Stockwerk aus fotografiert hat. Der Turm hat insgesamt 35 Etagen. Hässlich findet Johler ihn auf gar keinen Fall. Speziell sehe er halt aus. „Und wenn man im Zug oder im Auto sitzt und in die Stadt reinfährt, sieht man ihn als Erstes. Dann weiß man, man ist wieder daheim.“
Rolf Störmann hat sogar jeden Tag direkten Blick auf den Turm, der von Augsburgern gerne auch „Maiskolben“genannt wird. Der Fca-stadionsprecher und Radiomoderator von Hitradio.rt1 hat das Bauwerk nämlich auf seinen rechten Arm tätowieren lassen – samt einem Maiskolben. Störmanns Traum war es immer, im Hotelturm eine Wohnung zu beziehen. „Aber es hat sich nie ergeben.“Er mag den Hotelturm, „weil er so schön retro ist“. Tatsächlich wurde mit seinem Bau im April 1971 begonnen.
In einer Rekordzeit von knapp elf Monaten war er fertig. Rechtzeitig für die Gäste, die zu den Olympischen Sommerspielen in München anreisten. Übrigens gibt es den „Maiskolben“auch in doppelter Ausführung in Chicago in den USA. Die Twin Towers dort, die von 1959 bis 1964 errichtet wurden, dienten dem Augsburger Immobilienunternehmer Otto Schnitzenbaumer einst als Vorlage. „Schönheit ist natürlich für jeden etwas anderes“, räumt Radiomoderator Störmann ein. Aber er finde, Augsburg habe damit ein tolles Wahrzeichen neben den historischen Gebäuden.
„Da mein Arm sowieso nur mit Augsburger Motiven tätowiert ist, war es für mich keine Frage, auch unseren Maiskolben dauerhaft zu verewigen.“Apropos Vergleiche. Für die sieht der Hotelturm aus, wie die „Dinger, die sich in der Autowaschanlage drehen.“Wie auch immer. Der Hotelturm ist immer mal wieder eine Geschichte wert. Soll er für andere ein Schandfleck sein, für viele Augsburger bleibt er ein Wahrzeichen.
Bento-autorin