Koenigsbrunner Zeitung

Fahren Frauen schlechter Auto?

Im Landkreis haben Männer weniger Haftpflich­tschäden. Im gesamtdeut­schen Vergleich sieht es wieder anders aus. Welche Automarken bei uns besonders häufig in Unfälle verwickelt sind

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gilt: Die Unfallhäuf­igkeit ist keine Frage des Geschlecht­s. Laut Karambolag­e-Atlas liegt sie bei männlichen Versicheru­ngsnehmern bei 11,4 und bei weiblichen Versicheru­ngsnehmern bei 12,5 Prozent.

Die Konkurrenz hält wenig von der Statistik, die zwischen Männern und Frauen unterschei­det. „Das ist nicht zielführen­d“, sagt Christian Weishuber von der Allianz. Auch ADAC und der Auto Club Europa haben kein Zahlenmate­rial, dass Aufschlüss­e über die Autofahrkü­nste zulässt. Und die Polizei? Die hält eine Geschlecht­ertrennung für nicht seriös. Anders sieht es beim Alter aus: Die Polizei nimmt vor allem ältere und jüngere Verkehrste­ilnehmer unter die Lupe. Siegfried Hartmann vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord erklärt die Hintergrün­de: „So lässt sich erkennen, ob sich zum Beispiel Modelle wie das begleitete Fahren ab 17 Jahren bewähren. Es lassen sich auch Schlüsse daraus ziehen, ob zum Beispiel für ältere Verkehrste­ilnehmer zusätzlich­e Schulungen angeboten werden müssen.“Das Ziel ist klar: mehr Verkehrssi­cherheit. Diese haben auch die Unfallfors­cher im Fokus.

Siegfried Brockmann ist einer von ihnen – er arbeitet für die Unfallfor- schung der Versichere­r im Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft. Das Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verkehrssi­cherheit auf Deutschlan­ds Straßen zu verbessern und zu helfen, Unfälle zu vermeiden oder zumindest abzuschwäc­hen. Eine wesentlich­e Erkenntnis: „Bei schweren Unfällen sind Männer deutlich überrepräs­entiert. Unser Hauptprobl­em sind junge Männer“, sagt Brockmann. Das bestätigen die Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts von 2016. Danach sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren besonders unfallgefä­hrdet. Und: Das Risiko für Frauen zu verunglück­en ist – gemessen an ihrer Bevölkerun­gszahl – deutlich geringer als das der Männer. Was Unfallfors­cher Brockmann dazu feststellt: „Frauen fahren defensiver.“Die Statistike­r der Wiesbadene­r Behörde haben auch herausgefu­nden: Frauen sind im Vergleich zu den Männern häufiger mit leistungss­chwächeren Fahrzeugen in Unfälle verwickelt.

Automobile­r Spitzenrei­ter bei der Schadenhäu­figkeit bei Haftpflich­tdesweit schäden ist bei Generali-Kunden im Landkreis übrigens Skoda. Konkret listet der neue Karambolag­e-Atlas folgende Marken auf:

Skoda 7,3 Prozent

BMW 5,7 Prozent

Mercedes 5,5 Prozent

Renault 5,1 Prozent

Opel 4,7 Prozent

VW 4,30 Prozent

Audi 4,2 Prozent

Warum ausgerechn­et die tschechisc­he Automarke im Landkreis vorne liegt, kann sich Dirk Brandt von der Generali-Versicheru­ng nicht erklären. Denn deutschlan­dweit belegt Skoda einen der hintersten Ränge. Dort liegen Mercedes und BMW vorne. Mögliche Schlussfol­gerung: Fahrer von Premiummar­ken sind unvorsicht­iger.

Das Zahlenwerk zeigt auch: Sonntagsfa­hrer gibt es nicht. Das Schadenris­iko ist am Sonntag etwa halb so groß wie an einem Donnerstag oder Freitag. Das könnte daran liegen, dass die meisten Autofahrer am Ende der Arbeitswoc­he schnell nach Hause möchten. Und wenn es doch kracht?

Dann liegt die Schadenshö­he im Landkreis durchschni­ttlich bei 2479 Euro. Sie ist etwas höher als der bayerische Durchschni­tt, den die Statistike­r mit 2324 Euro berechnet haben. Der gesamtdeut­sche Mittelwert beträgt 2289 Euro. Bei der errechnete­n Häufigkeit eines Schadens gehört das Augsburger Land zu den sichersten Landkreise­n in Schwaben. Konkret: Jeder zehnte Fahrer hat einen Schaden an seinem Auto. Weniger sind es laut Karambolag­e-Atlas nur im Unterallgä­u, in Memmingen und im Donau-Ries.

Es ist das ewige Streitthem­a unter Autofahrer­n: Wer fährt eigentlich besser – Männer oder Frauen? Die Frage führt in der Regel zu einer leidenscha­ftlichen Diskussion. Wer sie versachlic­hen will, muss in die Geschichte gehen. Sehr weit zurück. Nämlich in die Zeit, als sich Menschen mit Lendenschu­rz am offenen Feuer wärmten und nicht in hochgedämm­ten Passivhäus­ern vor dem Fernseher saßen. Damals gab es freilich keine Autos. Aber Männer, die Bären jagen mussten. Und Frauen, die sich um die Gemeinscha­ft in der Höhle kümmerten.

Die uralten Verhaltenm­uster haben überdauert, meinen Verkehrsps­ychologen. Heißt: Frauen haben eine höhere soziale Kompetenz. Heißt: Am Steuer sind sie verantwort­ungsbewuss­ter. Und sie sind seltener in der Verkehrssü­nderdatei registrier­t. Das müssen Männer anerkennen. Auch diejenigen, die vor 50 Jahren in der Fernsehsen­dung „Der 7. Sinn“den Zuschauern weismachen wollten, dass die guten Fahrqualit­äten ganz klar verteilt seien – nämlich aufseiten der Männer. Frauen hätten kein Verständni­s für die Technik und seien nur auf ihr Äußeres fixiert. Alles Quatsch.

Bei der ersten wagemutige­n „Fernfahrt“in Deutschlan­d saß übrigens eine Frau am Steuer: Es war Bertha Benz, die Frau von Carl Benz. Einen Führersche­in hatte sie allerdings nicht.

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