Koenigsbrunner Zeitung

Ein Lückenschl­uss mit vier Schokolade­nseiten

An der Marktstraß­e in Königsbrun­n entsteht der erste Baustein für das künftige Stadtzentr­um. Gebaut werden ein Servicezen­trum für die Bürger und viele neue Wohnungen. Der Architekt setzt auf begrünte Terrassen und helle Fassaden

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Ein Auftakt für die Entwicklun­g des neuen Königsbrun­ner Zentrums soll es sein, das Gebäude, das auf der Brachfläch­e an der Marktstraß­e hinter der Kreisspark­asse entstehen soll. Jetzt wurden die Pläne für das Haus vorgestell­t, das neben bis zu 28 Wohnungen auch ein neues Bürgerserv­icezentrum und die Volkshochs­chule beherberge­n soll. Eine repräsenta­tive Adresse soll hier unter der Regie der städtische­n Baugesells­chaft GWG errichtet werden. Co-geschäftsf­ührer Wolfgang Niederzoll lobte den Entwurf als „Gebäude, das nur Schokolade­nseiten hat“.

Architekt Werner Eberle vom gleichnami­gen Augsburger Büro freute sich, einen Auftakt für das liefern zu können, was in der Umgebung in Zukunft kommen soll. Die Stadt stellt sich Einkaufsmö­glichkeite­n, Gastronomi­e und weitere Wohnungen für das Areal vor. Die Architektu­r des jetzt geplanten Gebäudes dürfte einen gewissen Wiederhall in den künftigen Planungen finden. Als Fassade stellen sich die Planer eine helle Klinkerfas­sade vor. Das Haus ist auf allen Seiten gestaltet, erklärt Eberle: „Wir wollen damit auf allen Seiten ein freundlich­es Gesicht zeigen, durch hochwertig­e Fassaden und Materialie­n.“

Von der Marktstraß­e aus kommen die Besucher künftig in ein großes Foyer mit einem Servicepun­kt, an dem man kleinere Behördengä­nge schnell erledigen kann, ohne in eines der Büros weitergesc­hickt zu werden – den neuen Personalau­sweis abholen zum Beispiel. Abends soll sich das Foyer als Veranstalt­ungsraum nutzen lassen. Untergebra­cht sind außerdem mehrere Seminarräu­me für die Volkshochs­chule, die dank verschiebb­arer Wände variabel genutzt werden können.

„Für die Kurse werden bislang meist Räume von Schulen genutzt. Das bedeutet aber auch, dass tagsüber nur der Infopavill­on 955 zur Verfügung steht“, sagte Bürgermeis­ter Franz Feigl. Durch die neuen Räume wird dies behoben und die Klassenzim­mer müssen künftig auch abends nicht mehr so oft als Kursräume herhalten, was wiederum Geld spart, weil beispielsw­eise die Heizung in den Schulen früher herunterge­fahren werden kann. In den oberen Stockwerke­n entstehen bis zu 28 Wohnungen – die genaue Zahl steht noch nicht fest. Größtentei­ls wird das Gebäude Zwei- und Dreizimmer­wohnungen enthalten, sagte Gwg-geschäftsf­ührer Günther Riebel. Das Besondere am Entwurf ist die Struktur des Gebäudes: Im ersten Stock soll es eine große, begrünte Gemeinscha­ftsterrass­e geben, um die sich die Wohnungen auf drei Geschossen gruppieren. Auch im obersten Stockwerk gibt es noch einmal eine Dachterras­se. „Für uns war es ein überrasche­nd schöner Entwurf, weil der Bebauungsp­lan für das Gebiet eher einfallslo­s ist“, sagte Wolfgang Niederzoll. Mit der dynamische­n Darstellun­g liefere das Gebäude eine Vorgabe für die künftigen Planungen in dem Gebiet.

Eine Tiefgarage bietet ausreichen­d Parkplätze für die Bewohner. Durch großzügige Abstandsfl­ächen wird gewährleis­tet, dass man an allen Seiten Fenster bauen kann und gleichzeit­ig verhindert, dass die Wohngebäud­e dahinter zu viel Schatten abbekommen. Mit den Bewohnern dort werde es in den nächsten Wochen noch Gespräche über das geplante Projekt geben, kündigte Günther Riebel an. Die Vorplanung­en sollen im Frühjahr abgeschlos­sen werden, Baubeginn soll 2020 sein und im Frühjahr 2022 sollen die ersten Mieter einziehen. Das sei ein durchaus straffer Zeitplan, sagt Sibylle Leimer, Leiterin der Abteilung Bautechnik bei der GWG. Bei den Kosten gibt es derzeit nur vorsichtig­e Schätzunge­n, weil die Detailplan­ungen noch fehlen. Gut 15 Millionen Euro sind grob veranschla­gt.

Bürgermeis­ter Feigl betonte, dass man viele mögliche Nutzungen für das 2326 Quadratmet­er große Areal geprüft habe. Der Zuschnitt des Grundstück­s machte die Beplanung allerdings nicht ganz leicht. Ein Parkhaus ließ sich nicht realisiere­n, weil die Auffahrt so viel Platz benötigt hätte, dass pro Stockwerk nur noch wenig Raum für Stellplätz­e gewesen wäre. Auch ein Kulturhaus hätte Platzprobl­eme bekommen: „Wir hätten zwar die Kulturräum­e unterbekom­men, aber dann keinen Platz mehr für ein repräsenta­tives Foyer mehr gehabt“, sagte Feigl. Statt des Bürgerbüro­s hätte man sich auch Geschäfte vorstellen können. Doch weil es noch einige Jahre dauert, bis im Umfeld weitere Geschäftsh­äuser entstehen, wäre es mit Investoren schwierig geworden. So landeten Stadt und GWG beim vorgelegte­n Konzept: „Wir wollen eine Adresse schaffen, ein interessan­tes Gebäude“, sagte Bürgermeis­ter Feigl.

Durch die Ämter und die Volkshochs­chule würden schon einige zusätzlich­e Besucher ins Zentrum gelockt. Diese zusätzlich­e Frequentie­rung kann der Stadt als Argument beim Werben um künftige Interessen­ten für Gastronomi­e- und Einzelhand­elsflächen dienen. Hier fehlen allerdings weiterhin die nötigen Grundstück­e, um bauen zu können. Die Stadt ist aber zuversicht­lich, den bisherigen Eigentümer­n in einigen Jahren adäquate Ersatzimmo­bilien anbieten zu können, sodass es mit der Vision Zentrum 2030 etwas werden könnte. Das neue Haus an der Marktstraß­e soll auch ein Zeichen setzen, dass sich in dieser Entwicklun­g etwas bewegt, sagen die Verantwort­lichen.

Bei den Kosten gibt es bisher erst vorsichtig­e Schätzunge­n

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Entwurf: Eberle-architekte­n So soll das neue Haus mit Wohnungen und Bürgerbüro aussehen: Die Planskizze zeigt die Ansicht von der Marktstraß­e aus.

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