Ein Lückenschluss mit vier Schokoladenseiten
An der Marktstraße in Königsbrunn entsteht der erste Baustein für das künftige Stadtzentrum. Gebaut werden ein Servicezentrum für die Bürger und viele neue Wohnungen. Der Architekt setzt auf begrünte Terrassen und helle Fassaden
Königsbrunn Ein Auftakt für die Entwicklung des neuen Königsbrunner Zentrums soll es sein, das Gebäude, das auf der Brachfläche an der Marktstraße hinter der Kreissparkasse entstehen soll. Jetzt wurden die Pläne für das Haus vorgestellt, das neben bis zu 28 Wohnungen auch ein neues Bürgerservicezentrum und die Volkshochschule beherbergen soll. Eine repräsentative Adresse soll hier unter der Regie der städtischen Baugesellschaft GWG errichtet werden. Co-geschäftsführer Wolfgang Niederzoll lobte den Entwurf als „Gebäude, das nur Schokoladenseiten hat“.
Architekt Werner Eberle vom gleichnamigen Augsburger Büro freute sich, einen Auftakt für das liefern zu können, was in der Umgebung in Zukunft kommen soll. Die Stadt stellt sich Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und weitere Wohnungen für das Areal vor. Die Architektur des jetzt geplanten Gebäudes dürfte einen gewissen Wiederhall in den künftigen Planungen finden. Als Fassade stellen sich die Planer eine helle Klinkerfassade vor. Das Haus ist auf allen Seiten gestaltet, erklärt Eberle: „Wir wollen damit auf allen Seiten ein freundliches Gesicht zeigen, durch hochwertige Fassaden und Materialien.“
Von der Marktstraße aus kommen die Besucher künftig in ein großes Foyer mit einem Servicepunkt, an dem man kleinere Behördengänge schnell erledigen kann, ohne in eines der Büros weitergeschickt zu werden – den neuen Personalausweis abholen zum Beispiel. Abends soll sich das Foyer als Veranstaltungsraum nutzen lassen. Untergebracht sind außerdem mehrere Seminarräume für die Volkshochschule, die dank verschiebbarer Wände variabel genutzt werden können.
„Für die Kurse werden bislang meist Räume von Schulen genutzt. Das bedeutet aber auch, dass tagsüber nur der Infopavillon 955 zur Verfügung steht“, sagte Bürgermeister Franz Feigl. Durch die neuen Räume wird dies behoben und die Klassenzimmer müssen künftig auch abends nicht mehr so oft als Kursräume herhalten, was wiederum Geld spart, weil beispielsweise die Heizung in den Schulen früher heruntergefahren werden kann. In den oberen Stockwerken entstehen bis zu 28 Wohnungen – die genaue Zahl steht noch nicht fest. Größtenteils wird das Gebäude Zwei- und Dreizimmerwohnungen enthalten, sagte Gwg-geschäftsführer Günther Riebel. Das Besondere am Entwurf ist die Struktur des Gebäudes: Im ersten Stock soll es eine große, begrünte Gemeinschaftsterrasse geben, um die sich die Wohnungen auf drei Geschossen gruppieren. Auch im obersten Stockwerk gibt es noch einmal eine Dachterrasse. „Für uns war es ein überraschend schöner Entwurf, weil der Bebauungsplan für das Gebiet eher einfallslos ist“, sagte Wolfgang Niederzoll. Mit der dynamischen Darstellung liefere das Gebäude eine Vorgabe für die künftigen Planungen in dem Gebiet.
Eine Tiefgarage bietet ausreichend Parkplätze für die Bewohner. Durch großzügige Abstandsflächen wird gewährleistet, dass man an allen Seiten Fenster bauen kann und gleichzeitig verhindert, dass die Wohngebäude dahinter zu viel Schatten abbekommen. Mit den Bewohnern dort werde es in den nächsten Wochen noch Gespräche über das geplante Projekt geben, kündigte Günther Riebel an. Die Vorplanungen sollen im Frühjahr abgeschlossen werden, Baubeginn soll 2020 sein und im Frühjahr 2022 sollen die ersten Mieter einziehen. Das sei ein durchaus straffer Zeitplan, sagt Sibylle Leimer, Leiterin der Abteilung Bautechnik bei der GWG. Bei den Kosten gibt es derzeit nur vorsichtige Schätzungen, weil die Detailplanungen noch fehlen. Gut 15 Millionen Euro sind grob veranschlagt.
Bürgermeister Feigl betonte, dass man viele mögliche Nutzungen für das 2326 Quadratmeter große Areal geprüft habe. Der Zuschnitt des Grundstücks machte die Beplanung allerdings nicht ganz leicht. Ein Parkhaus ließ sich nicht realisieren, weil die Auffahrt so viel Platz benötigt hätte, dass pro Stockwerk nur noch wenig Raum für Stellplätze gewesen wäre. Auch ein Kulturhaus hätte Platzprobleme bekommen: „Wir hätten zwar die Kulturräume unterbekommen, aber dann keinen Platz mehr für ein repräsentatives Foyer mehr gehabt“, sagte Feigl. Statt des Bürgerbüros hätte man sich auch Geschäfte vorstellen können. Doch weil es noch einige Jahre dauert, bis im Umfeld weitere Geschäftshäuser entstehen, wäre es mit Investoren schwierig geworden. So landeten Stadt und GWG beim vorgelegten Konzept: „Wir wollen eine Adresse schaffen, ein interessantes Gebäude“, sagte Bürgermeister Feigl.
Durch die Ämter und die Volkshochschule würden schon einige zusätzliche Besucher ins Zentrum gelockt. Diese zusätzliche Frequentierung kann der Stadt als Argument beim Werben um künftige Interessenten für Gastronomie- und Einzelhandelsflächen dienen. Hier fehlen allerdings weiterhin die nötigen Grundstücke, um bauen zu können. Die Stadt ist aber zuversichtlich, den bisherigen Eigentümern in einigen Jahren adäquate Ersatzimmobilien anbieten zu können, sodass es mit der Vision Zentrum 2030 etwas werden könnte. Das neue Haus an der Marktstraße soll auch ein Zeichen setzen, dass sich in dieser Entwicklung etwas bewegt, sagen die Verantwortlichen.
Bei den Kosten gibt es bisher erst vorsichtige Schätzungen