Das letzte Stück Thermendach ist Geschichte
An der Königstherme gehen die Arbeiten voran. Von dem ehemaligen Spaßbad können noch einige Materialien wiederverwendet werden. Welcher Aufwand bei der Trennung der Baustoffe betrieben wird und was damit geschieht
Königsbrunn Auch mit einem knapp eine Tonne schweren Baustahlträger kann man sauber machen. Wer den Rückbau der ehemaligen Königstherme beobachtet, der sieht gelegentlich, wie der Führer eines Hydraulikbaggers mit dem Sortiergreifer einen vielleicht fünf Meter langen Stahlträger aufnimmt und damit penibel Schutt und Dreck zur Seite schiebt. „Das ist wichtig, um den Beton, den wir abbrechen, sauber zu halten“, erklärt Werner Luff, der Chef des Abbruchunternehmens aus Dasing, das seit einigen Monaten dem früheren Königsbrunner Wahrzeichen zu Leibe rückt.
Er ist darauf bedacht, möglichst sauberen Beton zu erhalten, der – wenn er als rückstandsfrei zertifiziert ist – wie neuer Kies etwa im Straßenbau eingesetzt werden kann. Auch andere Stoffe, die anfallen, sollen möglichst sortenrein erfasst werden. Schließlich muss Luff die korrekte Entsorgung des Abbruchmaterials gegenüber dem Auftraggeber belegen. „Wenn wir das so machen könnten wie vor 30 Jahren, dann wären wir schon längst fertig“, bemerkt Werner Luff im Gespräch mit unserer Zeitung.
Dass die Regeln für die Abfallentsorgung strenger geworden sind, das wirkt sich eben nicht nur auf die Zahl der Mülltonnen neben der Haustüre aus. Beim Abbruchunter- nehmer kommt hinzu, dass er Teile seines „Mülls“weiterverkaufen kann. Etwa den Baustahl, auf den sich Schrotthändler freuen.
Um den sauber vom Beton zu trennen, setzt Luff einen Pulverisierer ein, eine große Hydraulikzange mit enormer Kraft. Sind damit die Betonteile zerkleinert, zieht ein großer Magnet den Baustahl raus. Kleinere Metallreste werden an der Brechmaschine nochmals magnetisch aussortiert.
Momentan türmt sich viel Holz auf dem Thermenareal, darunter die zerkleinerten Leimbinder der Dachkonstruktion. Das Material wird in den nächsten Tagen abtransportiert und an eine Verbrennungsanlage geliefert. Schwieriger ist die Entsorgung der Dämmstoffe. Die Mineralwolle, die in Dach und Zwischenwänden eingesetzt war, wird etwa auf der Deponie bei Gersthofen vergraben, sagt Luff.
Während der Rückbau der Thermenhalle ein Spektakel war, das immer wieder große und kleine Zuschauer anlockte, hat sich auch im Inneren des ehemaligen Bades einiges getan. Umkleiden sowie Sanitärund Technikräume wurden freigeräumt, berichtet Hildegard Korstick.
Die Architektin koordiniert für die städtische Freizeit- und Sportstätten Gmbh Königsbrunn (FSK) die Arbeiten auf dem Thermenareal. Rund 350 Tonnen Material wurden dabei entfernt – von Lüftungsanlagen, Wassertanks und Schaltschränken bis hin zu Kabeln und Dämmstoffen. Noch nutzbares Gerät, etwa Pumpen, ging an Handwerker, bei denen die Betreiber der Königstherme noch Rechnungen offen hatten.
Die großen Steinplatten aus dem Außenbereich hat sich überwiegend der Betriebshof gesichert. Auch die großen Natursteine, die auf der Insel im Außenbereich sowie an der Treppe zum Thermenbecken platziert waren, wird die Stadt wieder nutzen.
Einige hat der Betriebshof bereits zum städtischen Friedhof transportiert, die Übrigen könnten bei der Folgenutzung des Thermenareals verwendet werden.
Nach dem Willen einer Mehrheit im Stadtrat sollen dort in einem Komplex aus Resten der Königstherme – etwa 6000 Quadratmeter in einer sehr massiven Betonkonstruktion – und einem Neubau Räume vor allem für kulturelle und musische Nutzung entstehen (wir berichteten). Dazu bereitet die Stadtverwaltung gerade einen europaweiten Ideen- und Realisierungswettbewerb vor.
Allerdings ist auch ein Abriss des ehemaligen Saunabereichs noch denkbar. Für Hildegard Korstick bedeutet dies: Die Bereiche der Therme, die stehen bleiben, sind jetzt möglichst schnell wetter- und winterfest zu machen.