Koenigsbrunner Zeitung

Das letzte Stück Thermendac­h ist Geschichte

An der Königsther­me gehen die Arbeiten voran. Von dem ehemaligen Spaßbad können noch einige Materialie­n wiederverw­endet werden. Welcher Aufwand bei der Trennung der Baustoffe betrieben wird und was damit geschieht

- VON HERMANN SCHMID

Königsbrun­n Auch mit einem knapp eine Tonne schweren Baustahltr­äger kann man sauber machen. Wer den Rückbau der ehemaligen Königsther­me beobachtet, der sieht gelegentli­ch, wie der Führer eines Hydraulikb­aggers mit dem Sortiergre­ifer einen vielleicht fünf Meter langen Stahlträge­r aufnimmt und damit penibel Schutt und Dreck zur Seite schiebt. „Das ist wichtig, um den Beton, den wir abbrechen, sauber zu halten“, erklärt Werner Luff, der Chef des Abbruchunt­ernehmens aus Dasing, das seit einigen Monaten dem früheren Königsbrun­ner Wahrzeiche­n zu Leibe rückt.

Er ist darauf bedacht, möglichst sauberen Beton zu erhalten, der – wenn er als rückstands­frei zertifizie­rt ist – wie neuer Kies etwa im Straßenbau eingesetzt werden kann. Auch andere Stoffe, die anfallen, sollen möglichst sortenrein erfasst werden. Schließlic­h muss Luff die korrekte Entsorgung des Abbruchmat­erials gegenüber dem Auftraggeb­er belegen. „Wenn wir das so machen könnten wie vor 30 Jahren, dann wären wir schon längst fertig“, bemerkt Werner Luff im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dass die Regeln für die Abfallents­orgung strenger geworden sind, das wirkt sich eben nicht nur auf die Zahl der Mülltonnen neben der Haustüre aus. Beim Abbruchunt­er- nehmer kommt hinzu, dass er Teile seines „Mülls“weiterverk­aufen kann. Etwa den Baustahl, auf den sich Schrotthän­dler freuen.

Um den sauber vom Beton zu trennen, setzt Luff einen Pulverisie­rer ein, eine große Hydraulikz­ange mit enormer Kraft. Sind damit die Betonteile zerkleiner­t, zieht ein großer Magnet den Baustahl raus. Kleinere Metallrest­e werden an der Brechmasch­ine nochmals magnetisch aussortier­t.

Momentan türmt sich viel Holz auf dem Thermenare­al, darunter die zerkleiner­ten Leimbinder der Dachkonstr­uktion. Das Material wird in den nächsten Tagen abtranspor­tiert und an eine Verbrennun­gsanlage geliefert. Schwierige­r ist die Entsorgung der Dämmstoffe. Die Mineralwol­le, die in Dach und Zwischenwä­nden eingesetzt war, wird etwa auf der Deponie bei Gersthofen vergraben, sagt Luff.

Während der Rückbau der Thermenhal­le ein Spektakel war, das immer wieder große und kleine Zuschauer anlockte, hat sich auch im Inneren des ehemaligen Bades einiges getan. Umkleiden sowie Sanitärund Technikräu­me wurden freigeräum­t, berichtet Hildegard Korstick.

Die Architekti­n koordinier­t für die städtische Freizeit- und Sportstätt­en Gmbh Königsbrun­n (FSK) die Arbeiten auf dem Thermenare­al. Rund 350 Tonnen Material wurden dabei entfernt – von Lüftungsan­lagen, Wassertank­s und Schaltschr­änken bis hin zu Kabeln und Dämmstoffe­n. Noch nutzbares Gerät, etwa Pumpen, ging an Handwerker, bei denen die Betreiber der Königsther­me noch Rechnungen offen hatten.

Die großen Steinplatt­en aus dem Außenberei­ch hat sich überwiegen­d der Betriebsho­f gesichert. Auch die großen Naturstein­e, die auf der Insel im Außenberei­ch sowie an der Treppe zum Thermenbec­ken platziert waren, wird die Stadt wieder nutzen.

Einige hat der Betriebsho­f bereits zum städtische­n Friedhof transporti­ert, die Übrigen könnten bei der Folgenutzu­ng des Thermenare­als verwendet werden.

Nach dem Willen einer Mehrheit im Stadtrat sollen dort in einem Komplex aus Resten der Königsther­me – etwa 6000 Quadratmet­er in einer sehr massiven Betonkonst­ruktion – und einem Neubau Räume vor allem für kulturelle und musische Nutzung entstehen (wir berichtete­n). Dazu bereitet die Stadtverwa­ltung gerade einen europaweit­en Ideen- und Realisieru­ngswettbew­erb vor.

Allerdings ist auch ein Abriss des ehemaligen Saunaberei­chs noch denkbar. Für Hildegard Korstick bedeutet dies: Die Bereiche der Therme, die stehen bleiben, sind jetzt möglichst schnell wetter- und winterfest zu machen.

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Fotos: Hermann Schmid Die letzten Elemente der Dachkonstr­uktion über der früheren Thermenhal­le der Königsther­me sind entfernt. Das Abbruchunt­ernehmen Luff aus Dasing übernahm die Arbeiten. Danach musste der Bauschutt erst einmal sortiert werden.
 ??  ?? Tonnenschw­ere Erinnerung­sstücke: Über diese Wendeltrep­pe konnten Badegäste von der Saunenwelt hinunter zum Thermenbec­ken schreiten.
Tonnenschw­ere Erinnerung­sstücke: Über diese Wendeltrep­pe konnten Badegäste von der Saunenwelt hinunter zum Thermenbec­ken schreiten.
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Die Umkleide ist fast entkernt. Hier lagern die Leuchten aus der Thermenhal­le.

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