Koenigsbrunner Zeitung

Alles nicht so tragisch

Teodor Currentzis mit Gustav Mahler

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Teodor Currentzis ist immer für eine Überraschu­ng gut. Auch wenn der Dirigent mit seinen MozartAufn­ahmen für Furore sorgte, lässt er sich doch nicht festnageln als Spezialist fürs 18. Jahrhunder­t, sondern lieferte inzwischen so Disparates nach wie Strawinsky­s „Sacre“und Tschaikows­kys „Pathétique“. Jetzt hat Currentzis sich Mahler zugewandt. Schon vor zwei Monaten, bei seinem Antritt als neuer Chef des SWR-Symphonieo­rchesters, dirigierte der Grieche Mahlers 3. Symphonie. Auf Tonträger wartet er jetzt mit der Sechsten auf, nicht mit den Stuttgarte­rn, sondern mit dem ihm eng verbundene­n russischen Orchester MusicAeter­na.

Das in der Stammbeset­zung überschaub­are Ensemble wurde dafür auf 130 Musiker aufgestock­t, und zu den Stärken der Aufnahme gehört, dass MusicAeter­na sich gleichwohl wie aus einem Guss präsentier­t, kernig im Klang, mit sattem Blech und leuchtende­n Streichern. Mahlers a-Moll-Symphonie wird gemeinhin als „tragisch“verstanden, die berühmten Hammerschl­äge im Finale gelten als Siegel untröstlic­her Verzweiflu­ng. Nicht so bei Currentzis. Gewiss fahren auch bei ihm die Motive und Themen wild empor. Doch behält der Aufruhr nicht die Oberhand, Currentzis lässt die Katastroph­en in die Katharsis, in die Befriedung münden. Was seine Sechste bei aller Dramatik mit einer Lichtfülle hinterlegt, die sie heraushebt aus dem Mainstream der Mahler-Bewältigun­gen. ★★★★✩

(Sony)

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Mahler: 6. Sinfonie Teodor Currentzis

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