Rentnerin wehrt sich gegen Haltestelle
Nicht nur in Königsbrunn gibt es Protest, auch in Haunstetten sorgt man sich wegen des Lärms
Haunstetten Wenn Gertrud Burkhardt aus ihrem Wohnzimmerfenster an der Rieslingstraße in Haunstetten blickt, sieht sie Felder und Wiesen soweit das Auge reicht. Nur ein kaum befahrenes Sacksträßchen mit einem Geh- und Radweg führt am Garten der Rentnerin vorbei. Noch. Denn wenn die geplante Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn realisiert wird, soll direkt gegenüber ihrer Wohnung die Straßenbahnhaltestelle „Brahmsstraße“entstehen. Im Namen der Mieter und der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) mit 184 Wohnungen kämpft Burkhardt gegen diese Planungen. Sie sieht Gesundheitsgefahren auf sich zukommen und ist überzeugt, dass die Haltestelle an einem anderen Ort besser geplant wäre.
Seitdem 2016 versucht Burkhardt die Verantwortlichen von einer anderen Lösung zu überzeugen. Auch die Mieter der Wohnanlage unterstützen ihr Anliegen – im Mai konnte sie eine Liste mit rund 80 Unterschriften an die Regierung von Schwaben übergeben. Die Anwohner der Brahmsstraße erwarten eine Lärmbelästigung durch die Straßenbahn. „Bei allen Wohnungen sind die Terrassen, Wohn- und insbesondere Schlafräume nach Westen ausgerichtet, also ausschließlich in Richtung der geplanten Haltestelle“, sagt die Anwohnerin. Sie geht von „potenziellen schädlichen Umwelteinwirkungen durch Lärm- und Störwirkungen“aus und fürchtet körperliche und seelische Beeinträchtigungen.
Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg sagt, Verkehrslärmbefürchtungen seien unbegründet und nachweislich widerlegt. „Der Abstand der nächstgelegenen Hausfassaden der Straßenbahntrasse ist mit mindestens 30 Metern sehr groß“, so Fergg. Grenzwerte würden bereits bei Schottergleisen deutlich unterschritten. Zur Lärmreduzierung habe sich die Stadt aber für Rasengleise entschieden, die noch mal deutlich leiser seien.
Die von den Stadtwerken angeführten 30 Meter hält Gertrud Burkhardt für falsch. Deshalb schlagen sie und ihre Mitstreiter vor, die Haltestelle um etwa 50 Meter nach Norden zu verlegen. Gegenüber den Garagen in der Postillionstraße würde sie weniger stören – die dort liegenden Reihenhäuser seien durch zwei vorgelagerte Garagenreihen, Bäume und parkende Autos bei Weitem nicht so beeinträchtigt wie die Anwohner in der Rieslingstraße.
Für die Stadtwerke ist eine Verlegung keine Option, wie Fergg betont. „Die Haltestellenplanung für eine solche Trasse muss in seiner Gesamtheit betrachtet werden“, sagt er. Dabei spielten die Abstände der einzelnen Haltestellen und deren Einzugsbereiche eine Rolle – und zwar sowohl für die vorhandene als auch die künftige Bebauung. Die jetzt geplante Lage der Haltestellen sei aus Sicht aller an der Planung Beteiligten optimal angeordnet, auch für die weitere städtebauliche Planung des Neubaugebietes Haunstetten SüdWest. Aus Sicht der Stadtwerke seien keine Nachteile für die Eigentümergemeinschaft zu befürchten.
Noch ist der Entschluss über den Bau der Linie nicht gefallen. Angesichts von Änderungen in Königsbrunn lässt die Regierung von Schwaben den genauen Termin noch offen. Die Stadtwerke rechnen für die 3er mit mindestens zwei Jahren Bauzeit. Die Tram soll den Nahverkehrsknoten in Königsbrunn mit dem Königsplatz in etwa 30 Minuten verbinden.