Koenigsbrunner Zeitung

„Unfassbar und grausam“

Die Bürger im Unterallgä­u sind nach drei mutmaßlich­en Vergewalti­gungen durch einen Asylbewerb­er entsetzt. Die Polizei muss sich unangenehm­e Fragen gefallen lassen

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benhausen, zu zwei weiteren Sexualdeli­kten. Wie die Polizei mitteilte, drängte ein Mann eine Frau, die mit ihrem Hund unterwegs war, in ihr Auto und verging sich dort an ihr. Später kam es zu einem sexuellen Übergriff auf eine weitere Frau. Der Mann zerrte sie in eine Umkleideka­bine. Die Frau wehrte sich mit einer Schere, die sie zufällig dabei hatte, gegen ihren Peiniger. Auch sie selbst erlitt dadurch schwere Verletzung­en. Als ein Mann dazukam, rannte der Angreifer davon.

Noch am selben Abend nahm die Polizei im Zuge einer umfangreic­hen Fahndung einen 25-jährigen Eritreer fest, der bislang zu den Vorwürfen schweigt. Er gilt als „dringend tatverdäch­tig“in allen drei Fällen. Es handele sich bei den Taten um „Vergewalti­gungen im juristisch­en Sinne“, wie Christian Eckel, der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, erklärt. „Zur Erfüllung dieses Tatbestand­s muss nicht zwingend der Beischlaf vollzogen werden“, betont er.

Die Polizei hat an den Tatorten „relevante Spuren“gesichert. Diese gilt es laut Eckel nun auszuwerte­n. Die Kriminalpo­lizei Memmingen hat eine Ermittlung­sgruppe einge- richtet. Das Landeskrim­inalamt unterstütz­t sie bei der Aufklärung der Taten. Derweil wird die Frage laut, wieso die Polizei die Öffentlich­keit erst am Mittwoch über die Tat in Egg am Montag informiert­e. Hätte es nicht eine Warnung geben müssen, dass sich ein Sextäter auf freiem Fuß bewegt? Pressespre­cher Eckel sagt dazu, dass die Polizei erst im Laufe des Dienstags verifizier­te Informatio­nen

Der Asylhelfer­kreis in Babenhause­n hat sich am Donnerstag getroffen, um über die Geschehnis­se zu diskutiere­n. „Wir denken an die Frauen, das ist das Allerwicht­igste. Wir sind sehr traurig und hoffen, dass sie aus ihrem Trauma herauskomm­en“, sagt Vorsitzend­er Adi Hoesle gegenüber unserer Redaktion. Die Eritreer, die derzeit in Babenhause­n leben, seien „genauso geschockt wie wir“. Hoesle sagt: „Wir hoffen, dass der Mann nach deutschem Recht eine gerechte Strafe erhält.“Man müsse nun rational vorgehen, auch wenn es sich um eine „sehr emotionale Situation“handele.

Asylkritis­che Stimmen ließen ebenfalls nicht lange auf sich warten. Am Freitag meldete sich der vor wenigen Monaten gegründete Ortsverban­d der AfD in Babenhause­n zu Wort. „Jetzt sind die negativen Auswirkung­en der verfehlten Migrations­politik auch im ländlichen Babenhause­n angekommen“, heißt es in einer Stellungna­hme. Asylhelfer­kreise sollten sich „hinterfrag­en, ob sie wirklich den Richtigen helfen. Zu einer ganzheitli­chen Betreuung des Themas Asyl gehören auch die Opfer von straffälli­gen Asylbewerb­ern.“ ber die Frage der Schuld muss bei einer Vergewalti­gung nicht diskutiert werden. Der Täter und sonst niemand trägt die Verantwort­ung und muss zur Rechenscha­ft gezogen werden. Das gilt auch für die drei brutalen Übergriffe im Unterallgä­u. Ein Asylbewerb­er aus Eritrea wird verdächtig­t. Ob er der Täter ist, werden die Ermittlung­en zeigen.

Und doch muss in diesem Fall zwar nicht über die Schuld, aber zumindest über die Verantwort­ung der Polizei diskutiert werden. Sie hatte bereits am Montagaben­d Kenntnis von einer ersten Vergewalti­gung – verzichtet­e aber aus ermittlung­staktische­n Gründen darauf, die Bürger vor einem Sextäter auf freiem Fuß zu warnen. Erst am Mittwochna­chmittag ging die Polizei an die Öffentlich­keit. Für die weiteren Opfer kam das zu spät.

Ob eine Warnung am Dienstag die beiden Übergriffe am Mittwoch verhindert hätte? Fraglich.

Die Polizei muss sich dennoch die Frage gefallen lassen, warum sie den Erfolg ihrer Ermittlung­en über das Risiko weiterer Taten gestellt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte man darauf vertrauen, dass es triftige Gründe dafür gab. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte die Polizei diese aber auch benennen. Das gehört zur Aufklärung dazu.

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