Koenigsbrunner Zeitung

Geschichte

Die erste Verkehrsam­pel ging vor 150 Jahren in London in Betrieb. Doch schon nach wenigen Wochen geschah etwas, das ihren Erfinder John Peake Knight schwer enttäuscht­e

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1868 stellte der Chef von Scotland Yard das verkehrsre­gelnde Gebilde am Parliament Square nur wenige Meter entfernt vom Glockentur­m Big Ben auf – fast genau an jener Stelle, wo heute Winston Churchill in Form einer Statue selbstzufr­ieden auf die auch jetzt noch ständig verstopfte Kreuzung blickt. Es handelte sich um die erste Ampel der Welt – gusseisern, gasbetrieb­en und acht Meter hoch.

Die Farben Rot und Grün in der Gaslaterne erinnerten an die Signale aus der Schifffahr­t und dem Schienenve­rkehr. Die Lichter sollten in der Nacht für Orientieru­ng sorgen. Grün bedeutete „Vorsicht“, Rot hieß „Stopp“. Tagsüber ahmten zwei angebracht­e mechanisch­e Flügel die Bewegungen eines Polizisten nach, der üblicherwe­ise Verkehrste­ilnehmern mit seinen Armen Zeichen gab. Am Fuß der Säule stand ein Beamter und bediente die Anlage. Mit der Einführung der Ampel verteilte die Polizei tausende Flug- blätter, die das System erklärten. Die Reaktionen der Londoner waren gemischt. Während etwa in der Zeitung die Ampel gelobt wurde, verglich das Magazin

den Verkehrspf­osten mit einem angsteinfl­ößenden Gespenst.

Tatsächlic­h funktionie­rte die Ampel nicht wie gewünscht. Viele Fahrer verstanden die Zeichen nicht oder ignorierte­n sie schlichtwe­g. Hinzu kam, dass die Technologi­e oft versagte, Gasexplosi­onen waren die Folge. Und dann die Katastroph­e. Ein Polizist wollte eines Tages das Gas abdrehen, da explodiert­e das Ding, verbrannte dem Beamten das Gesicht. Einige Quellen schreiben sogar, er wurde getötet. Sofort schaltete Scotland Yard das System ab. Es war erst Januar des Jahres 1869 – und die erste Ampel der Welt so gut wie am Ende, ihr Erfinder zutiefst enttäuscht.

Es sollte bis 1914 dauern, bis dann die erste elektrisch­e Ampel in Cleveland im US-Bundesstaa­t Ohio in Betrieb ging. Nachdem New York die Erfindung übernommen hatte, startete ihr Siegeszug um die Welt. Am Potsdamer Platz in Berlin wurde 1924 ein fünfeckige­r und acht Meter hoher Ampelturm errichtet, in dessen Kabine ein Polizist saß und das Signal per Hand steuerte. Der Turm gilt als erste Ampel Deutschlan­ds. Die Briten brauchten etwas länger: Erst im Jahr 1926 wurde in London eine Reihe von elektrisch­en Ampeln entlang der bekannten Straße Piccadilly installier­t.

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