Vorsicht, zerbrechliche Utopien!
Aus Obstkisten und Schaltplänen, Papier und Draht erschafft Jenny Michel Gegenentwürfe zur lesbaren Welt
chel hat utopische Orte aus Literatur und Film auf die Kistenhölzer gedruckt. Von Amazonia über Biosphere II bis zu Citta del Sole und Olymp. So wie hier mischt und arrangiert die Künstlerin immer wieder Fundstücke mit eigenen Interventionen, Vorgefundenes mit neu Geschaffenem. Spurenbilder aus der Umwelt und der Welt des gespeicherten Wissens nutzt Jenny Michel für ihre sinnlichen Installationen, die oftmals aus miteinander verbundenen Modulen bestehen.
In der Arbeit „Fallen Gardens“hängen rund 100 über fünf Meter lange Klebestreifen von der Decke wie Regenfäden. Auf den transparenten Klebestreifen Textauszüge – die Künstlerin hat aus Lexika Textpassagen abgenommen und herausgelöst. Ein Strom des angesammelten Wissens, das sich in Fragmente und Einzelteile auflöst. Die Montagen und Materialskizzen der Künstlerin zerstören alte Ordnungen und Bedeutungen und schaffen neue Zusammenhänge und Systeme. Dekonstruktion und Neukonstruktion: Zwischen diesen Polen entsteht die zerbrechliche, feinsinnige Kunst Michels. Indem sie ihr eigenes Zeichensystem erschafft, bietet Jenny Michel neue Lesarten unserer Umwelt und unseres Informationszeitalters an. Die Sensibilität, mit der sie erkundet, aufzeichnet, verdichtet und fortspinnt, führt zu offenen Werkkomplexen, in denen sich der Betrachter wie in einem inspirierenden Labyrinth bewegen kann. Es gibt viele Wege, zu denen diese künstlerische Kartografie einlädt – und am Ende kein eindeutiges Ziel.