Bayerisches Multitalent mit Witz und Musik Kultur
Der Kabarettist Stephan Zinner überzeugt in Schwabmünchen das Publikum – mit seinem Gitarrenspiel, vielen Schenkelklopfern und Geschichten, die nur das Leben schreibt
Das hat es noch nie gegeben: Die Buchhandlung Schmid in Schwabmünchen veranstaltet einen Kabarettabend – doch niemand erscheint im Laden. Warum? Stephan Zinner ist der Künstler des Abends, und wegen des übergroßen Kartenandrangs wurde die Veranstaltung kurzfristig von der Buchhandlung in den Saal der Ulrichswerstätten verlegt. Und dort ging so richtig die Post ab.
Höchst erstaunlich war der große Ansturm für Hans Grünthaler, den Chef der Buchhandlung Schmid: Blitzschnell waren die Karten für Stephan Zinner ausverkauft und die Warteliste extrem lang. Kurzfristigorganisierte der Buchhändler den Ulrichssaal mit rund 250 Sitzplätzen – und noch immer gab es eine Warteliste.
Stephan Zinner erfreut sich derzeit enormer Beliebtheit: Er ist Schauspieler, Kabarettist, Buchautor, Musiker und, und, und – und vor allem auch Fernsehstar, bekannt durch die „Eberhofer“-Krimis wie „Dampfnudelblues“und „Sauerkrautkoma“. Mal sehen, ob dieses Multitalent auch auf der Menkinger Bühne halten kann, was es auf dem Bildschirm verspricht.
„Ich bin froh, hier bei euch sein zu dürfen, sonst hätte ich auf den Elternabend gehen müssen“, beginnt der dreifacher Familienvater und gebürtige Trostberger seinen Auftritt. Und schon hat er die Menschen im Saal und vor allem die Lacher auf seiner Seite. Auch nach diesem Satz lässt Zinner mit seinen Gags und seinem Können keinen Moment nach. Im Gegenteil: So manche Äußerung artet gar zum Schenkelklopfer aus.
Egal, ob er vom dickbäuchigen Radler im hautengen Trikot erzählt, vom Wiesn-Besuch oder von FKK – er setzt ein riesiges Kopfkino beim Publikum in Gang. Das gelingt auch deshalb so gut, weil er Geschichten aus dem Leben erzählt, die so man- cher selbst schon erfahren hat, und zwar in einem bayerischen Dialekt, der zusätzlich viel Sympathie weckt.
Doch das war an diesem Abend in Schwabmünchen noch lange nicht alles, denn Zinner kam nicht alleine in den Ulrichssaal. Musikalisch unterstützt wurde er von Andy Kaufmann, Schlagzeuger mit Trommlerdiplom, Schweizer mit typischen Eigenschaften, die er im Duo gekonnt ausspielt. Doch nicht nur Kaufmann machte Musik, nein, er war nur gekonntes Beiwerk. Denn vor allem Zinner glänzte mit seinen Gitarrenkünsten, seinen selbst geschriebenen Stücken und Texten, seiner ihm eigenen, auch tänzerischen Art, sie zu präsentieren. Da blieb kein Auge trocken, da schmerzten die Lachmuskeln, da war das Urteil doch sehr einheitlich: ein toller Abend. Und ja, er ist in Wirklichkeit mindestens so toll, wie er im Fernsehen rüberkommt.
„Und dabei ist er auch noch nett, umgänglich und einfach angenehm“, betonte Hans Grünthaler nach einem denkwürdigen Abend für Kabarettfreunde.