Der Erste Weltkrieg
Nobelpreise für Deutsche
Der Friedensnobelpreis wird in diesem letzten Kriegsjahr ebenso wenig vergeben wie der für Literatur und der für Medizin. Die Naturwissenschaften und der Fortschritt aber machen nie Pause, und darum gibt die Schwedische Akademie an diesem
also wieder Preisträger bekannt. Und sage keiner, hier werde mit politischer Botschaft entschieden.
In den prominentesten Disziplinen sind nicht nur einfach Deutsche die Ausgezeichneten. Der in Chemie geehrte Fritz Haber nämlich arbeitete neben seiner Beschäftigung als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Berlin zudem noch für das Kriegsministerium an der Entwicklung von Kampfgasen – die vor allem an der Westfront zu neuartigem Kriegshorror gesorgt haben. In der Tat machten Habers Versuche mit Phosgen und Chlorgas kurz nach dem Beginn des Kriegs ihn zum „Vater des Gaskriegs“. Und den Preis erhält der tags zuvor 50 Jahre alt gewordene, gebürtige Breslauer Haber: für die Entwicklung eines großindustriell nutzbaren Verfahrens zur „Synthese von Ammoniak und Wasserstoff unter Zuhilfenahme eines Katalysators aus Eisen“– unter der Verwendung von Druck über 200 bar bei Temperaturen um 500 Grad. Interessant dabei: Ammoniak ist nicht nur bei der Produktion von Kunstdünger von großer Bedeutung, sondern auch bei der Herstellung von Sprengstoff. Später soll Haber an der Gewinnung von Gold aus Meerwasser geforscht haben, um die deutschen Repa- rationszahlungen finanzieren zu können. Das Institut, für das er 1918 noch arbeitete, wurde später nach ihm benannt.
Das nach dem anderen deutschen Preisträger von 1918 benannte Institut ist aber das weitaus bekanntere. Der damals gerade 60 gewordene Max Planck wurde berühmt und auch geehrt als Vater der Quantenphysik, sein Strahlengesetz bahnte einem neuen Verständnis der Welt im Kleinsten Bahn. Planck wäre trotz anfänglicher Kriegsbegeisterung wohl am liebsten unpolitisch geblieben, wollte einfach weiterarbeiten, seine Ruhe – und ließ sich darum auch mal für Propaganda einspannen. Auch später den Nazis gegenüber blieb er loyal – und versuchte nur einmal, seinen Einfluss geltend zu machen: zugunsten Fritz Habers, der war Jude. Er floh 1933 ins Exil und starb ’34. Aus Plancks Sohn Erwin, der im Ersten Weltkrieg in Gefangenschaft geraten war (sein Bruder fiel bei Verdun), wurde unter Hitler ein Widerstandskämpfer, 1944 verhaftet und ’45 in Berlin-Plötzensee erhängt. Max Planck starb zwei Jahre später.