Koenigsbrunner Zeitung

Neulich schlecht geträumt

Die fast nackte Wahrheit

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Am Ende einer wieder mal wirren Woche muss man sich gar nicht aufwendig über sogenannte Fortschrit­te bei der Weltklimak­onferenz informiere­n, um an der Vernunft des Menschen zu zweifeln. Die Verzweiflu­ng kommt inzwischen ganz von selbst, frei Haus und schwellenl­os, mit dem populärste­n Thema der Welt, die absolute Mehrheit des dadurch produziert­en Datenverke­hrs im Internet kann nicht lügen. Es geht um: Sex!

Oder? Da war am Dienstag ja jener Prozess in Kaufbeuren, bei dem eine Frau angeklagt war, die als Schauspiel­erin in der Rolle einer Nonne bekannt ist, hier aber „aus einer künstleris­chen Laune heraus“vor drei Männern auf einem Parkplatz „freizügige Posen“eingenomme­n hat. Der Vorwurf: „Erregung öffentlich­en Ärgernisse­s“. Die TV-Serie: „Um Himmels Willen“. Der Kommentar der Frau: „Ich kann nicht glauben, dass es eine Straftat sein soll, als Frau seinen Körper zu zeigen.“

Am Montag war aus Ägypten die Meldung gekommen: Der Schauspiel­erin Rania Jussef drohten fünf Jahre Haft, weil sie beim Filmfest in Kairo mit einem an den Beinen durchsicht­igen Spitzenkle­id aufgetrete­n ist. Der Vorwurf: „Anstiftung zu Ausschweif­ungen“und „Aufreizung zur Wollust“. Sie habe dem Ruf der ägyptische­n Frau geschadet! Eine Sängerin dort wurde dieses Jahr bereits wegen ihrer Art zu tanzen, eine andere wegen ihrer Art, eine Banane zu essen, zu Haft verurteilt.

Und zwischen Ägypten am Montag und Kaufbeuren am Dienstag konnte, wer abends den Sender nicht meidet, dann in einer Folge der TV-Show „Nacked Attraction“landen. Sich voll gut entertaine­n lassen, wenn da eine Frau sechs nackte Männer inspiziert und kommentier­t – und andersrum. Jedenfalls samt entblößter Genitalien. Wer will von dieser Spezies noch Maßnahmen zur Existenzsi­cherung erwarten?

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