Natur hilft – und wird zum Privileg für die Reichen
Isolierschicht verhindern sie, dass Räume sich zu stark aufheizen. Durch Verdunstung entsteht zusätzlich kühle Luft.“Grün trägt auch zum positiven Image einer Stadt bei. In Berlin stimmten die Bewohner gegen eine Bebauung des Tempelhofer Feldes, im Ruhrgebiet wurden Industriebrachen in Parks umgewandelt. Andernach, Kassel oder Minden präsentieren sich mit Gemüsebeeten als „essbare“Städte.
Viele Kommunen haben das Thema erkannt, an der Umsetzung hapert es noch oft. „Einen Stadtwald kann man nicht so einfach hinpflanzen. Das dauert Jahrzehnte. Die Flächen müssen sich entwickeln, bis sie ihren vollen Wert für die Stadt entfalten“, sagt WHO-Experte Braubach. Ein Parkplatz oder eine Sporthalle sind da schneller gebaut und haben eine sofortige Wirkung. Außerdem müssen Parks kontrolliert und gepflegt werden. Wenn bei Unwettern Bäume umstürzen, ist der Schaden groß. Und eine dunkle, heruntergekommene Grünanlage, in der Drogen vertickt werden, hat ihren Sinn und Zweck auch verfehlt.
Außerdem kann Grün in der Stadt die Gentrifizierung fördern: Die Mieten steigen dort, wo es besonders viel davon gibt, Grün wird zum Privileg der Reichen. Deshalb, so Bungard, sollten Kommunen viele kleine Flächen anbauen, in der ganzen Stadt verteilt und für alle zugänglich. Diese stärken den sozialen Zusammenhalt und fördern die soziale Integration. Wer in Mailand im senkrechten Wald wohnt, hat jedenfalls Geld, Fußballer der Mailänder Klubs, Modeleute, Rapper sind darunter. Am Eingang wird abgefangen, wer nicht dazugehört. Und für das Grün am Balkon müssen die Bewohner keinen Finger krumm machen. Bewässerung und Pflege werden zentral erledigt. Laut Medien fallen etwa 1500 Euro Nebenkosten pro Monat pro Wohnung an.
Architekt Boeri aber meint: Auch für Sozialbauten seien grüne Fassaden möglich. In Eindhoven in Holland entsteht unter seiner Federführung der erste senkrechte Wald für einkommensschwache und junge Menschen. Ein Baum und 40 Sträucher sind pro Wohnung geplant.