Koenigsbrunner Zeitung

Die Käufer entscheide­n über attraktive Städte

- VON JUDITH RODERFELD judith.roderfeld@augsburger-allgemeine.de

Jeder will sie – die lebendige Stadt. Jeder mag freundlich­e Verkäufer, den Blick in geschmückt­e Schaufenst­er, das warme Licht eines Geschäfts. Gleichzeit­ig will jeder den unkomplizi­erten Kauf, verbunden mit wenig Zeitaufwan­d, der größten Auswahl, dem günstigste­n Preis. Alles geht nicht. Die Studie der Augsburger Universitä­t zeigt, wohin ein Überangebo­t an Waren führen kann. Dem Kunden gefällt der Strauß an Möglichkei­ten. Findet sich im Laden nicht das Passende, sucht er eben im Internet; passt die Jacke nicht zum Hautton, schickt er sie eben zurück. Doch am Ende führt die Fülle zu Stille, zu toten Einkaufsst­raßen.

Große Ketten bewältigen den Preiskampf. Der kleine Buchladen nicht. Die süße Boutique versagt in der Konkurrenz mit Internetri­esen. Gerade die vielen Angestellt­en leiden. Sie verlieren ihren Arbeitspla­tz. Gerade die Umwelt leidet, wenn nicht Schluss ist mit dem Paket-Wahnsinn. Würden alle Online-Händler mitziehen, könnten sie zumindest die Retouren eindämmen. Zum Beispiel indem Kunden nicht unendlich viele Artikel kostenlos zurücksend­en dürfen oder indem es eine Sperre gibt, wenn ein Käufer auffallend oft retournier­t. Doch so sehr wir uns auch wünschen, dass der Handel einspringt, ein anderer Umweltbela­stungen und Schließung­en in den Städten verhindert, so sehr sollte uns klar sein, dass es am Ende nur in einer Hand liegt: in der des Verbrauche­rs. Nicht der OnlineHand­el ist schuld. Freie Marktwirts­chaft und Konkurrenz­kämpfe hält niemand auf – zum Glück. Natürlich ist es verständli­ch, dass der Kunde das günstige Angebot favorisier­t. Die Preise der Waren steigen, der Lohn meistens nicht. Doch wer genau hinschaut, sieht, wie so das Licht in den Geschäften jährlich dunkler wird, bis es irgendwann vielleicht ganz erlischt.

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