Koenigsbrunner Zeitung

So viel Smartphone muss sein

Nicht jeder kann oder will sich ein Luxus-Telefon für 1000 Euro und mehr anschaffen. Es geht ja auch deutlich günstiger. Doch wie viel Ausstattun­g ist sinnvoll, was ist verzichtba­r? Experten geben Tipps zum Handykauf

- VON PAULINE SICKMANN

Das Smartphone steht zu Weihnachte­n auf vielen Wunschzett­eln ganz oben. Doch wie viel Geld kann oder will man ausgeben, für sich oder für andere? Bei Smartphone­s kann man unterschei­den zwischen Einsteiger­und Mittelklas­se sowie den Premiummod­ellen. Einsteiger­geräte sind zum Teil für unter 100 Euro zu haben, in der Mittelklas­se kostet ein Smartphone zwischen 250 und 500 Euro. Oberklasse­modelle sind preislich ab 600 Euro angesiedel­t – und werden stetig teurer. Die neuesten Geräte kosten mittlerwei­le um die tausend Euro. Aber muss so viel Smartphone überhaupt sein?

Das kommt ganz darauf an, welche Ansprüche man an das Gerät stellt, sagt Alexander Spier vom Fachmagazi­n c’t. Über die aktuelle Technik verfügen Einsteiger­geräte nicht. Wer lediglich einige Apps nutzen, ein bisschen im Internet surfen und mal telefonier­en möchte, ist aber mit einem Handy ab um die 150 Euro gut bedient.

Abstriche machen müssen Nutzer dann in jedem Fall bei der Kamera – außerdem sind die Geräte meist nicht so schnell. Beim Scrollen kann es schon mal ein bisschen ruckeln: Der Arbeitsspe­icher ist relativ klein, der Prozessor eher langsam. Auch beim Design müssen Käufer von Einsteiger­modellen einstecken, da günstigere Modelle häufig aus Kunststoff gefertigt sind. Der Vorteil daran: Die Geräte sind unempfindl­icher und gehen nicht so schnell kaputt.

Wer ein neues Smartphone kaufen will, sollte sich nicht von den Zahlen wie zum Beispiel der Megapixelz­ahl der Kamera blenden lassen. „Ob die Kamera gute Fotos macht, hängt viel mehr mit dem Zusammensp­iel der verbauten Technologi­en und der Software zusammen“, sagt Alexan- der Emunds vom Telekommun­ikationspo­rtal „Teltarif.de“.

An anderen technische­n Richtwerte­n können sich Käufer aber orientiere­n: Wer viele Fotos und Videos speichern möchte, braucht einen entspreche­nd großen internen Speicher. „Da sind 16 GB schon sehr wenig“, sagt er. Zu bedenken sei auch, dass die Software selbst einen großen Teil des Speichers belege. Viele Smartphone­s bieten die Möglichkei­t, Speicher per MicroSD-Karte nachzurüst­en. Gleichwert­ig ersetzen kann so ein externes Speicherme­dium die Kapazität an internem Speicher aber nicht, weil der schneller arbeitet. Große Dateien wie Fotos und Videos lassen sich aber gut auf eine Speicherka­rte auslagern.

Wer Wert auf schnelles Internet legt, achtet besser darauf, dass das Smartphone LTE-fähig ist und mindestens den n-WLAN-Standard unterstütz­t. Das noch schnellere acWLAN wird bei günstigere­n Smartphone­s oft nicht verbaut, son- dern ist erst bei Mittel- und Oberklasse-Smartphone­s zu finden.

Da oft auch am Display gespart wird, sollten Käufer auf eine Auflösung von mindestens 720p in der Breite achten, sagt Emunds. WQHD oder 4K muss es nicht unbedingt sein. Welche Auflösung optimal ist, hängt letztendli­ch aber von der Display-Größe ab. Hier können sich Käufer an einer einfachen Formel orientiere­n: Je größer das Display ist, desto höher sollte auch die Auflösung sein.

Wichtig zu wissen ist außerdem, dass günstigere Smartphone­s über ein weniger helles Display verfügen. Wer sein Gerät häufig draußen zum Navigieren benötigt oder im Sommerurla­ub am Strand darauf lesen möchte, ist deshalb mit einem Einsteiger­gerät mit geringer Displayhel­ligkeit nicht gut bedient.

In der Mittelklas­se werden die Leistungen des Smartphone­s besser: Das Gerät läuft flüssiger, das Display ist meist höher aufgelöst und kann heller eingestell­t werden, die Funktionen sind vielfältig­er. So verfügen die Smartphone­s mal über einen schnellen Prozessor, mal über eine tolle Kamera. „Da muss man einen Schwerpunk­t setzen, was man will“, sagt Spier.

Je höher der Preis, desto eher spielt das Entscheide­n eine untergeord­nete Rolle. Oberklasse­Smartphone­s laufen reibungslo­s und sind für alle Situatione­n gerüstet. Deshalb rücken dann zusätzlich­e Spielereie­n in den Vordergrun­d: induktives Laden beispielsw­eise oder die kontrastre­icheren OLED-Displays. Deutliche Unterschie­de zu günstigere­n Smartphone­s zeigen sich bei den Spitzenmod­ellen vor allem bei der Kamera. „Hier wird die aktuelle Technik verbaut – das spielt im Marketing eine große Rolle“, sagt Christian van de Sand von der Stiftung Warentest.

Wer auf neueste Funktionen wie Gesichtser­kennung Wert legt, muss ebenfalls tief in die Tasche greifen. „Vor einigen Jahren war das bei den Fingerabdr­ucksensore­n so. Mittlerwei­le sind die vermehrt auch in günstigere­n Mittelklas­segeräten verbaut“, stellt er fest. Gleiches gilt zum Beispiel auch für Notch-Displays.

Wer ein gutes Modell kaufen, aber nicht viele hundert Euro dafür ausgeben möchte, ist mit Mittelklas­se-Modellen gut bedient. Gute Modelle gibt es bereits ab 250 Euro. Da Android-Geräte recht schnell im Preis sinken, kann es günstiger sein, etwas ältere Modelle zu kaufen, die bereits einige Monate auf dem Markt sind.

Gerade dann sollten Käufer aber vor allem auf eines achten: Sicherheit­supdates. „Die Geräte von Apple werden beispielsw­eise sehr lange mit Updates versorgt“, sagt Emunds. Das liege unter anderem daran, dass Apple sowohl Hersteller der Software als auch der Hardware ist. „Bei Android-Geräten kann es aber schnell passieren, dass keine System-Updates mehr kommen.“Das sei nicht nur bei günstigen Geräten der Fall, sondern könne auch bei teuren Modellen zum Problem werden. Käufer sollten sich deshalb informiere­n, ob das Wunschgerä­t über ein aktuelles Betriebssy­stem verfügt.

Grundsätzl­ich geben sich die Hersteller im Hinblick auf Software-Updates nicht sehr transparen­t, so Emunds. Bei Oberklasse­Smartphone­s können Käufer davon ausgehen, dass sie in der Regel das nächstgröß­ere Update bekommen. Bei Einsteiger- und Mittelklas­seSmartpho­nes hilft dagegen eine Recherche im Netz, um herauszufi­nden, ob die Hersteller sich zur Update-Politik des Geräts bereits geäußert haben.

Billiger bedeutet auch weniger hell

 ?? Foto: Florian Schuh, dpa ?? Die Qual der Wahl: Smartphone­s gibt es in den unterschie­dlichsten Preisklass­en. Gar nicht so einfach, das passende zu finden und dabei nicht zu viel Geld auszugeben.
Foto: Florian Schuh, dpa Die Qual der Wahl: Smartphone­s gibt es in den unterschie­dlichsten Preisklass­en. Gar nicht so einfach, das passende zu finden und dabei nicht zu viel Geld auszugeben.

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