Koenigsbrunner Zeitung

Es ist ungemütlic­h beim FCA

Darum rückt man noch enger zusammen. Das hat sich bisher immer in Krisen bewährt. Aber man blickt auch in die Zukunft und hat dort einen jungen Südkoreane­r im Visier

- VON ROBERT GÖTZ

Derzeit läuft beim FC Augsburg aber auch wirklich alles irgendwie schief. Als Trainer Manuel Baum gestern nach dem Vormittags­training den Medien Rede und Antwort stand, setzte heftiges Schneetrei­ben ein, nur zehn Minuten, gerade so lange wie Baum sprach. Natürlich ist das Zufall, doch irgendwie passt es zur Lage des Bundesligi­sten. Nach dem 0:1 in Leverkusen, der vierten Niederlage in Folge, ist es ungemütlic­h geworden rund um den FCA. Und was tut man beim Bundesligi­sten in dieser nasskalten Jahreszeit? Man rückt zusammen.

So beginnt Baum seine Analyse der Leverkusen-Niederlage nicht mit dem Spiel, sondern mit den Minuten danach, als seine Mannschaft zu den mitgereist­en FCA-Fans im Gästeblock trottete. Und wie schon nach dem 0:1 in Stuttgart gab es dort keine Buhrufe oder Pfiffe, sondern von den meisten Anhängern aufmuntern­de Gesten. „Das ist nicht selbstvers­tändlich, dass die Fans nach vier Niederlage­n einen trotzdem aufbauen. Da gibt es in der Bundesliga ganz andere Bilder, wie man sich da erklären muss und wie da mit einem umgegangen wird“, sagt er und stellt die positive Wir- heraus: „Das tut der Mannschaft gut, das tut uns allen gut und wir hoffen, wir können die Fans am Wochenende mit einem Sieg gegen Schalke beschenken.“

Ein direktes Treffen mit den Fans, wie im April 2017, als der FCA in der englischen Woche gegen Hertha, Ingolstadt und Bayern verloren hatte, hält er aber nicht für nötig: „Am liebsten wäre mir ein Treffen am Samstag vor der Kurve, und wir feiern miteinande­r den Sieg.“Baum ist auch der Meinung, dass man diese Krisentage mit denen im Dezember 2018 nicht vergleiche­n könne: „Damals passten auch die Leistungen nicht.“

Er sieht sich durch die Fan-Reaktion in seinem Umgang mit der Krise bestätigt: weiter in Ruhe arbeiten. Auch nach vier Niederlage­n sei er nicht ratlos: „Ganz im Gegenteil. Wir sind voll überzeugt von dem, was wir machen und wie wir das Thema angehen. Die Überzeugun­g ist bei jedem, der auf und neben dem Platz steht, zu hundert Prozent da.“

Baum hat eine klaren Linie, die sein Team wieder in die Erfolgsspu­r zurückführ­en soll: „Wir nehmen uns drei, vier Aufgaben pro Spiel vor, an denen wir uns selbstbewu­sst hochziehen können, wenn wir sie erledigen.“Er nennt Lehren aus dem Leverkusen-Spiel: „Wenn ich überspielt bin, muss ich die Innenbahn kriegen, damit der Gegner nicht frei ist. Oder wenn ich im Angriffspr­essing bin, dann muss ich den Ballnächst­en voll anlaufen. Das haben wir in den entscheide­nden Situatione­n aber nicht gemacht.“Er will, dass sich seine Spieler wieder auf diese einfachen Sachen konzentrie­ren. „An denen können wir uns im Spiel hochziehen, weil es funktionie­rt.“Baum bleibt bei seiner unaufgereg­ten Herangehen­sweise.

Natürlich gibt es FCA-Fans, die angesichts der Krise fuchsteufe­lswild werden, wenn sie so etwas hören. Für die das Floskeln sind. Die am Krisenmana­gement des Trainers und des Managers Stefan Reuter zweifeln. Anderersei­ts hat es der FCA in den vergangene­n sieben Jahren in schweren Zeiten immer wieder geschafft, mit Ruhe die Krisen zu bewältigen. Darauf baut Baum.

Auch in der Personalzu­sammenstel­lung hält Baum trotz des Negativtre­nds in der Winterpaus­e nichts von Aktionismu­s. „Unser Kader ist stark genug. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir in der Winterpaus­e aktiv werden müssen“, sagt der FCA-Trainer.

Auf jeden Fall nicht für eine kurzfristi­ge Verstärkun­g des Bundesliku­ng ga-Kaders. Allerdings scheint sich der FCA ein junges Talent aus Südkorea frühzeitig sichern zu wollen: Stürmer Seong-Hun Cheon, 18, von Incheon United FC. Beim südkoreani­schen Erstligist­en spielt Cheon derzeit in der U18.

Der Offensivsp­ieler absolviert­e im November mehrere Probetrain­ings in Deutschlan­d und Österreich – unter anderem beim FCA. Zwei Tage trainierte er im Bundesliga­kader mit und hinterließ bei Manuel Baum einen guten Eindruck: „Das ist ein hochtalent­ierter Spieler. Er hat es richtig gut gemacht, als er da war.“Aber direkt für die Bundesliga sei er nicht vorgesehen: „Es wäre eine Investitio­n in die Zukunft.“Ob der Transfer zustande kommt? Baum sagt: „Da bin ich der falsche Ansprechpa­rtner, da müsst ihr mit Herrn Reuter reden.“

Und trotz aller Sorgen hat Baum auch seinen Humor nicht verloren. Als er gefragt wurde, wie es der Zunge von Andreas Luthe geht (der Torhüter, der gestern nicht mit der Mannschaft trainierte, aber gegen Schalke spielen kann, hatte sich in Leverkusen einen kleinen Teil davon abgebissen), antwortete er trocken: „Andreas geht es gut, und was die Zunge angeht, da müssen Sie eher seine Freundin fragen.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Trainer Manuel Baum lässt sich trotz vier Niederlage­n in Folge nicht aus der Ruhe bringen. Er ist von seinem Weg mit der Mannschaft überzeugt.
Foto: Ulrich Wagner Trainer Manuel Baum lässt sich trotz vier Niederlage­n in Folge nicht aus der Ruhe bringen. Er ist von seinem Weg mit der Mannschaft überzeugt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany