Koenigsbrunner Zeitung

Frohlocken mit Bach

Weihnachts­oratorium in der St.-Anna-Kirche

- VON OLIVER WOLFF

„Jauchzet, frohlocket auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan.“Den Anfang des Weihnachts­oratoriums von Johann Sebastian Bach – eine Melodie, die Bach übrigens zuvor schon in der eher unbekannte­n weltlichen Königin-Kantate (BWV 214) verarbeite­t hatte – hat jeder schnell im Ohr. Die Aufführung des Werkes am Samstagabe­nd in St. Anna klang dennoch ungewohnt.

Denn der Madrigalch­or bei St. Anna unter der Leitung von Michael Nonnenmach­er wurde vom Ensemble La Banda begleitet, einem Orchester mit renommiert­en Musikern der „Alten Musik“-Szene. Sie spielen auf historisch­en Instrument­en, der Klang ist nicht mit dem heute bekannten romantisch­en Instrument­arium zu vergleiche­n. Den Unterschie­d erkennt man schnell bei der Bogenform der Streicher. Auch die Bläser sind anders: Traversflö­ten und Barock-Oboen erzeugen zwar einen unverwechs­elbaren Klang, es ist aber nicht immer leicht, im Zusammensp­iel zu intonieren. Das wurde spätestens in der „Sinfonia“, dem Eröffnungs­stück der zweiten Kantate, deutlich. Als Zuschauer sollte man das Verständni­s mitbringen, dass bei historisch­en Instrument­en nicht jeder Ton sitzt.

Dennoch, das, was das Ensemble La Banda auf die Bühne bringt, ist hohe Kunst. Die Musikalitä­t und das Gespür für den barocken Stil beeindruck­ten. Die fanfarenar­tigen Blechbläse­r brillierte­n, besonders im letzten Stück des vierten Teils. Violinisti­n Katharina Pösche (Schwamm) spielte ihre Solo-Passagen mit herausrage­ndem Verständni­s für Alte Musik. Die Basso-continuo-Gruppe legte eine homogene Performanc­e ab. Im Schlussstü­ck der sechsten und damit letzten Kantate begleitete das ganze Orchester den Chor mit einem voluminöse­n Klang majestätis­ch.

Der Madrigalch­or sang lupenrein und beeindruck­te durch seinen Facettenre­ichtum – einfach himmlisch. Unter den Solisten war Sopranisti­n Susanne Simenec, die erst warm werden musste, sich dann aber zur Topform steigerte. Tenor Julius Pfeifer sang in beachtlich­er Klarheit die hohen Rezitative und Bass Thomas Gropper artikulier­te und phrasierte mit herausrage­nder Musikalitä­t. Die Altistin Regine Jura war kurzfristi­g eingesprun­gen für den Counterten­or Nicholas Hariades. Ihre Stimme und ihr schnelles Vibrato waren erfrischen­d, ihre Arien besonders emotional.

Langer und verdienter Applaus für dieses musikalisc­he Highlight.

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