Frohlocken mit Bach
Weihnachtsoratorium in der St.-Anna-Kirche
„Jauchzet, frohlocket auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan.“Den Anfang des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach – eine Melodie, die Bach übrigens zuvor schon in der eher unbekannten weltlichen Königin-Kantate (BWV 214) verarbeitet hatte – hat jeder schnell im Ohr. Die Aufführung des Werkes am Samstagabend in St. Anna klang dennoch ungewohnt.
Denn der Madrigalchor bei St. Anna unter der Leitung von Michael Nonnenmacher wurde vom Ensemble La Banda begleitet, einem Orchester mit renommierten Musikern der „Alten Musik“-Szene. Sie spielen auf historischen Instrumenten, der Klang ist nicht mit dem heute bekannten romantischen Instrumentarium zu vergleichen. Den Unterschied erkennt man schnell bei der Bogenform der Streicher. Auch die Bläser sind anders: Traversflöten und Barock-Oboen erzeugen zwar einen unverwechselbaren Klang, es ist aber nicht immer leicht, im Zusammenspiel zu intonieren. Das wurde spätestens in der „Sinfonia“, dem Eröffnungsstück der zweiten Kantate, deutlich. Als Zuschauer sollte man das Verständnis mitbringen, dass bei historischen Instrumenten nicht jeder Ton sitzt.
Dennoch, das, was das Ensemble La Banda auf die Bühne bringt, ist hohe Kunst. Die Musikalität und das Gespür für den barocken Stil beeindruckten. Die fanfarenartigen Blechbläser brillierten, besonders im letzten Stück des vierten Teils. Violinistin Katharina Pösche (Schwamm) spielte ihre Solo-Passagen mit herausragendem Verständnis für Alte Musik. Die Basso-continuo-Gruppe legte eine homogene Performance ab. Im Schlussstück der sechsten und damit letzten Kantate begleitete das ganze Orchester den Chor mit einem voluminösen Klang majestätisch.
Der Madrigalchor sang lupenrein und beeindruckte durch seinen Facettenreichtum – einfach himmlisch. Unter den Solisten war Sopranistin Susanne Simenec, die erst warm werden musste, sich dann aber zur Topform steigerte. Tenor Julius Pfeifer sang in beachtlicher Klarheit die hohen Rezitative und Bass Thomas Gropper artikulierte und phrasierte mit herausragender Musikalität. Die Altistin Regine Jura war kurzfristig eingesprungen für den Countertenor Nicholas Hariades. Ihre Stimme und ihr schnelles Vibrato waren erfrischend, ihre Arien besonders emotional.
Langer und verdienter Applaus für dieses musikalische Highlight.